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Lily Allen "Etwas verrückt im Kopf"

Bei Lily Allen vergeht kaum eine Woche ohne Skandal. Ein Thema, auf das man die Popsängerin allerdings lieber nicht anspricht

Eines muss man Lily Allen lassen

- ehrlich ist sie. Als sie mit dreiviertelstündiger Verspätung zum GALA-Interview im "Radisson Hotel" in Berlin kommt, ist schon nach wenigen Sekunden klar, dass sie absolut keine Lust auf das Gespräch hat. Auf die Frage, wie es ihr gehe, seufzt sie: "Ging schon besser. Mir ist langweilig. Ich freue mich, wenn ich morgen wieder in London bin." Sagt's und baut vor sich ein Maniküre-Set auf dem Glastisch auf. Doch auch die ungenierte Nagelpflege ("Stört doch nicht, oder?") poliert ihre Laune nicht auf, im Gegenteil ...

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Auf Ihrer neuen Platte gibt es die Textzeile: "Ich bin keine Heilige, aber ich bin auch keine Sünderin". Beschreibt dieser Satz die Person Lily Allen?

Sie begutachtet den abgesplitterten dunkelroten Lack auf ihren Nägeln, runzelt die Stirn und trägt Nagellackentferner auf. Ja, das bin ich. Ich lebe nicht das Leben einer Nonne, aber ich habe keine schlechten Absichten. Ich mache nichts, um anderen Leuten wehzutun. Ich bin kein schlechter Mensch.

Was war denn Ihre größte Sünde in letzter Zeit? Es vergeht ja kaum ein Tag, an dem Sie in England nicht mit irgendeiner verrückten Story in den Zeitungen sind.

Allen pinselt und seufzt. Ein Großteil davon ist Blödsinn. Das Problem ist, dass ich immer ehrlich sage, was ich denke. Ich sage, was ich von einem Mann erwarte, ich sage, dass ich früher mal Ecstasy und Kokain genommen habe. Aber ich gehöre nicht zu der Londoner Celebrity-Szene, und ich gehe nicht häufiger auf Partys als andere Leute auch. Meine letzte Sünde war, dass ich mich nicht rechtzeitig um einen Aufpasser für Mable gekümmert habe.

Wer ist Mable?

Meine Hündin.

Wer passt denn normalerweise auf Mable auf?

Mein Nachbar, der über mir wohnt, doch er musste selbst weg. Pause. Schließlich haben wir aber jemanden gefunden. Lange Pause. Ansonsten habe ich noch einen Dogwalker, der mit ihr Gassi geht.

Lily Allen schaut auf und wirft einen Sind-wir-bald-fertig?-Blick herüber. Ihr ist langweilig? Welche Untertreibung! Nein, sie ist genervt und offenbar vollkommen erschöpft. Ihre Antworten kommen stockend, ihre Stimme gleitet immer mehr ins Flüstern ab, und am Ende verstummt sie einfach mitten im Satz. Mit letzter Kraft greift sie ein Wattepad und wischt den gelösten Lack von den Nägeln.

Es heißt, dass der Hund der beste Freund des Menschen sei. Wie ist es bei Ihnen

Ich liebe Hunde. Meinen ersten hatte ich mit 16 Jahren, glaube ich. Mable ist ein niedlicher Mischling, und wenn ich abends allein bin, habe ich jemanden zum Schmusen. Pause. Aber ester Freund? Nein. Sie fängt an, ihre Finger neu zu lackieren.

Wie viele beste Freunde haben Sie?

Zwei würde ich sagen. Die wichtigste ist Jessica. Sie hat eine Kunstgalerie, wir kennen uns schon seit unserer Kindheit.

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Wie finden es Ihre Freunde, dass Sie jetzt so berühmt sind?

Komisch. Pause. Glaube ich.

Wieso komisch?

Sie seufzt. Fragen Sie die doch. Pause. Ich rede mit denen nicht darüber.

Von welcher Person nehmen Sie denn Ratschläge an?

Welche Art von Ratschlägen?

Zu Ihrem Leben.

Von meinem Psychotherapeuten. Das kommt wie aus der Pistole geschossen. Sie weiß, dass diese Antwort überrascht.

Von Ihrem Psychotherapeuten?

Ja, ich bin halt etwas verrückt im Kopf. Er hilft mir, dass ich nicht die Bodenhaftung verliere.

Es ist klar, worauf sie anspielt. Obwohl Allen erst 23 ist, hat sie schon einige Tiefschläge verkraften müssen. Ihr Vater, der bekannte britische Komiker Keith Allen, verließ die Familie, als sie vier Jahre alt war. In Interviews hat Allen schon oft die Drogen- und Alkoholprobleme in ihrer Familie beschrieben. Mit 15 Jahren musste sie sich wegen Depressionen in stationäre Behandlung begeben. Im Januar 2008 erlitt sie eine Fehlgeburt. Danach zerbrach die Beziehung zu ihrem Freund, dem Musiker Ed Simons.

Wie oft gehen Sie zur Therapie?

Einmal in der Woche. Aber ich kann meinen Therapeuten immer anrufen, wenn es sein muss. Gleich morgen habe ich meine nächste Sitzung. Sie zeigt ihre frisch lackierten Fingernägel. Fertig.

Sieht toll aus. Sehen Sie sich als eine Frau mit erotischer Ausstrahlung?

Ich bin kein Sexsymbol. Nein! Doch ich fühle mich sexy. Und ich habe Spaß an Sex. Pause. Manchmal.

Sie müssen zwischen zwei Einladungen an einem Abend entscheiden: Modenschau oder Rockkonzert. Wohin gehen Sie?

Rockkonzert. Mode ist nicht so wichtig für mich, wie viele glauben. Ich ziehe das an, was im Kleiderschrank vorne hängt, und ich habe nur ein richtig teures Kleid. Gut, das ist von Prada und hat knapp 8000 Euro gekostet.

In dem neuen Stück "The Fear" beschreiben Sie den Erfolgs- und Schönheitsdruck, unter dem Popstars stehen. Wie gehen Sie damit um?

Ich versuche, es zu ignorieren, aber das fällt mir nicht immer leicht. Es gibt Tage, da fühle ich mich nicht wohl in meiner Haut, da bin ich verletzlich und mag gar nichts an mir. Aber ich mache diesen ganzen Fitness- und Diät-Kram nicht mit. Ich jogge ab und zu mit meinem Hund durch den Queens Park, und ich trinke nicht mehr. Das ist alles.

Sie haben mal gesagt, dass Ihnen keine guten Songs einfallen, wenn Sie frisch verliebt sind. Wie ist es zurzeit?

Es ist eine gute Zeit zum Songschreiben, denn ich bin gerade nicht verliebt. Ich bin Single.

Wie fanden Sie es, als in der britischen Presse die Knutsch-Bilder von Ihnen und dem Kunsthändler Jay Joplin auftauchten? Allen blickt zu ihrer Assistentin und räuspert sich lautstark. Noch eine Frage zu diesem Thema, und das Gespräch ist vorbei. Es war mir peinlich.Auf der anderen Seite singen Sie auf Ihrem neuen Album über Ihr Sexleben, Drogen oder die Probleme mit Ihrem Vater. Ich bin nicht schüchtern. Ich rede offen über Sex, das ist es nun mal, worüber ich schreibe. Das mache ich nicht aus Kalkül.Sie wissen doch, dass es für Schlagzeilen sorgt, wenn Sie kundtun, dass einer Ihrer Ex-Partner Sie beim Sex nicht zum Schreien gebracht hat. Diesen Typen hat es wirklich gegeben, und ich singe halt darüber.Weiß derjenige, dass es in dem Text um ihn geht? Nein, der ist viel zu arrogant, um nur für eine Sekunde anzunehmen, dass er in dem Song gemeint sein könnte. Ich habe ihm das Stück sogar vorgespielt.Es gibt Partyfotos von Ihnen, auf denen Sie durchsichtige Kleider und keine Unterwäsche tragen. Warum machen Sie das? Provokation? Jetzt ist sie wütend. Dafür gibt es keine Gründe. Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass es nicht nötig ist, Unterwäsche zu tragen. Sie blickt zu ihrer Assistentin. Ich glaube, unsere Interviewzeit ist nun um, oder?

gala.de

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