Wenn Johannes Oerding von seinem Beruf als Musiker erzählt, sagt er Dinge wie: "Ich liebe meinen Job unfassbar". Ein Satz, der bei Interviews gerne fällt - Johannes Oerding kauft man ihn aber ab. Der 31-Jährige holt weit aus, wenn er über seine Tour mit Joe Cocker oder von seinem aktuellen Album spricht und wirkt dabei so euphorisch, wie manche seiner Kollegen nur noch beim Anblick kreischender Fans.
Schon lange habe er sich keine Auszeit mehr genommen. "Wenn ich auf Tour bin, bin ich mit Freunden unterwegs. Treffe Familienmitglieder, hab die liebsten Menschen um mich rum. Das ist ja wie Urlaub", sagt er im Gespräch mit Gala.de.
Und seine Fans sind dankbar für diese Einstellung: Sein aktuelles Album "Für immer ab jetzt" ist sein bislang erfolgreichstes, seine Konzerte sind meist ausverkauft. Nun wagt Johannes Oerding, der privat mit der Musikerin und Entertainerin Ina Müller glücklich ist, mit der Teilnahme am "Bundesvision Song Contest" ein weiteres Abenteuer. Am 26. September wird er in dem von Stefan Raab initiierten Wettbewerb für Hamburg gegen Kollegen wie Max Herre (Baden-Württemberg) antreten.
Wer sind Ihre größten Konkurrenten beim "Bundesvision Song Contest"?
Ich glaube, das ist wirklich 'ne starke Truppe, die sich nichts nimmt. Bosse ist zum Beispiel ein toller Act. Max Herre ist ja auch schon ewig dabei. Ich kenne die meisten Leute, die mitmachen. Das heißt, es wird 'ne super Klassenfahrt. Ich hoffe einfach, dass wir einen schönen Abend haben. Und am Ende ist dann wahrscheinlich alles offen.
Haben Sie es schwerer, weil Sie nicht so viele junge Fans haben?
Die Kids und Jugendlichen rufen wahrscheinlich eher an, als die Zuschauer im mittleren Alter. Aber ich kann das überhaupt nicht einschätzen. Man Ziel ist natürlich, oben mitzumischen. Auf Verlieren hab ich keinen Bock.
Können Sie sich vorstellen, beim "Eurovision Song Contest" mitzumachen?
Ich bin tatsächlich viel gefragt worden, aber das habe ich dann abgesagt. Ich finde den Eurovision Song Contest unterhaltsam, aber das ist eine andere Welt, in der ich mich nicht sehe.
Wie gehen Sie mit Erfolgsdruck um?
Eigentlich bin ich sehr belastbar. Aber ich glaube auch, dass ich mir selbst am meisten Druck mache. Zum Leidwesen meines Umfeldes. Aber wenn ich mir selber sage: 'Beim nächsten Mal legen wir noch 'ne Schippe drauf', spornt mich das natürlich an.
Ihr aktuelles Album ist sehr persönlich. In dem Song "Magneten" geht es zum Beispiel darum, dass Gegensätze sich anziehen. Gilt das auch für Ihre Beziehung mit Ina Müller?
Im Grunde genommen ist der Song schon sehr autobiografisch. So pauschal kann man das aber gar nicht sagen. Aber wenn die Grundwerte übereinstimmen, wenn da eine gleiche Ebene ist, obwohl man vielleicht nicht in der gleichen Lebensphase ist, spürt man doch sehr schnell, ob man im Takt schlägt. Das ist wichtig. Und ich glaube, das spürt man auch schon in den ersten Stunden.
Sie singen auch über Liebeskummer. Wissen die Personen, die in Ihren Songs vorkommen, dass sie gemeint sind?
Ich glaube schon. Das ist bei mir relativ leicht nachvollziehbar, weil es in meinem Leben noch nicht so viele Beziehungen gab. Ich geh' jetzt aber nicht hin oder schreib ne SMS: 'Hör mal, ich hab übrigens ein Lied über dich gesungen'. Das ist eher so mein stilles Ding.
In diesem Jahr waren Sie viel auf Tour und sind auch in Ihrem Wohnort Hamburg aufgetreten. Sind Sie aufgeregt, wenn dann Freunde im Publikum sind?
Ja. Das ist besonders schön, aber ich bin schon angespannt. Man will natürlich alles besonders gut machen. Und Freunde sind auch die größten Kritiker. Das heißt du spielst das Konzert, kommst von der Bühne und dann kann es schon sein, dass sie sagen, wenn sie etwas nicht gut fanden.
Wer übt in Ihrer Familie Kritik?
Eigentlich sind es meine beiden Schwestern. Die sagen dann manchmal: 'Was hast du denn da wieder angehabt' oder 'Du bist aber dick geworden'. Aber das finde ich ja gut. Besser, als mir nach dem Mund zu reden.

Kritisieren sie auch Ihre Musik?
Die sagen schon immer ehrlich, was sie denken. Manchmal ist mir das dann auch ein bisschen too much. Aber es ist auch gut, dass das Laien sind, die mit Laienohren die Musik hören. Wenn ich meine frische Platte mit in die Heimat nehme und die meiner Familie vorspiele, merkt man sehr schnell, ob das funktioniert oder nicht.
Sind Sie oft in der alten Heimat?
Selten. Aber dadurch, dass ich so viel auf Tour bin, kommt man auch immer in der Nähe vorbei. Und meine Schwestern kommen ganz oft zu Konzerten. Das machen die richtig fanmäßig.
Gerade waren Sie mit Joe Cocker unterwegs und haben auf seiner Tour als Voract gespielt. Haben Sie ihn persönlich kennengelernt?
Ja, der ist super. Wir haben oft nach den Konzerten gequatscht. Und er hat mir sogar Komplimente gemacht und meinte: 'Toll, wie du mit deiner Stimme so hoch gekommen bist. Das schaff' ich nicht mehr'.
Was für Pläne haben Sie in nächster Zeit?
Ich möchte ein Parfum auf den Markt bringen. Oder Schmuckdesigner werden (lacht). Nein, da komme ich gerade drauf, weil ich sowas heute Morgen bei 'Sturm der Liebe' gesehen habe. Da hab ich zufällig reingezappt (lacht). Aber im Ernst: Nach dem Album ist vor dem Album. Ich sammle gerade schon wieder Ideen und das nächste Jahr wird hauptsächlich damit verbracht, dass ich eine neue Platte produziere.