Mit "Lila, Lila" kam die Freundschaft. Am Set der romantischen Komödie
lernten sich Hannah Herzsprung, 28, und Daniel Brühl, 31, kennen. Schnell merkten beide: Das passt. Und auch auf der Leinwand geben die beiden ein großartiges Pärchen ab. Gala trifft die beiden Schauspieler in einem ihrer Lieblingsrestaurants, dem "Il Pane e le Rose" am Berliner Friedrichshain. Die Tagliatelle Bolognese sind bestellt, die letzte Zigarette vor der Tür geraucht, der Weißwein eingeschenkt - Zeit, über ihren neuesten Film "Lila, Lila" zu reden. Darin spielt Brühl einen verliebten Kellner, der vorgibt, Schriftsteller zu sein.
Im Film geht es um die Frage: Kenne ich mein Gegenüber wirklich?Wie würden Sie sich gegenseitig beschreiben?
Brühl: Also, vor allem ist Hannah wahnsinnig lustig. Das führt bei uns häufig zu krampfartigen Lachattacken. Wir mussten echt etwas aufpassen, weil das am Set nicht so gut ankommt, wenn man ein Lachwutz ist. Manchmal reicht bei uns schon ein Blick ... (beide schauen sich an, kichern los)

Der Held des Films, David Kern, steht plötzlich im Rampenlicht – eine Situation, die Sie beide nur zu gut kennen. Wie gehen Sie mit Ihrem Ruhm um?
Brühl: Ich habe meine Prominenz noch nie als etwas empfunden, was mir Angst macht. Schauspieler sind doch eh meist Rampensäue. Und ich sage immer: Klar stehe ich auch ein bisschen darauf, wenn man mich erkennt.
Herzsprung: Ich werde gar nicht so häufig erkannt, und wenn, dann bekamich bislang immer sehr nette Komplimente. Und darüber freut man sich natürlich.
Herr Brühl, im Film behaupten Sie, Buchautor zu sein,um Ihre Traumfrau für sich zu gewinnen. Darf man seine Partnerin denn so belügen?
Brühl: Das Leben wäre ein Graus, wennes keine Lügen und Geheimnisse gäbe. Wenn wir uns immerzu nur die reine Wahrheit sagen würden, dann sähe dieWelt vermutlich ziemlich finster aus –wir würden uns doch gegenseitig nur noch die Köpfe einschlagen!
Herzsprung: Außerdem hat David im Film ja auch gar keine andere Chance, Marie würde ihn sonst überhaupt nicht beachten. In so einer Situation ist es doch völlig in Ordnung, etwas dicker aufzutragen.
Aber später, in der Partnerschaft?
Brühl: Dort vielleicht sogar besonders. Wo würde eine Partnerschaft hinführen, wenn man immer ehrlich ist und zum Beispiel sagt: "Sorry, du stinkst leider." Gerade in solchen Situationen ist es doch besonders liebevoll zu flunkern. Ich glaube fest daran, dass in einer Partnerschaft ganz vieles Lüge ist, und so soll es auch sein. Erst wenn man in elementaren Bereichen lügt, wird es zum Problem.
Und wo fängt das an? Würden Sie einen Seitensprung beichten?
Brühl:Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen: Ich würde nicht unbedingt wissen wollen, wenn mich meine Freundin betrogen hat. Nur wenn sich daraus etwas entwickelt, was unsere Beziehung verändert und belastet, dann natürlich schon. Aber ansonsten: Warum sollte ich mich mit unnötigem Wissen quälen?
Herzsprung: So etwas ist immer situationsabhängig, aber grundsätzlich sehe ich das genauso.
Eine andere klassische Beziehungslüge: Darf man"Ich liebe dich" sagen, wenn man es nicht so fühlt?
Brühl:Wenn man jünger ist: ja. Als Teenie habe ich mich eh ständig verliebt. Und früher hab ich das sicherlich auch schonmal so dahin gesagt. Aber jetzt würdemir das nicht mehr passieren.
Herzsprung: Früher war das ja auch eher ein Spiel, man wollte wissen, wie es sich anfühlt, wenn einem das gesagt wird. Und hinterher hat man dann die Freundinnen angerufen: "Stell dir vor, er hat es gesagt!"

Sie stürzen sich also nicht mehr in Beziehungen?
Brühl: Doch schon. Und gerade am Anfang versuche ich aus dem anderen auch etwas rauszukitzeln. Ich spiele zum Beispiel gern folgendes Spiel: Ich frage "Ja oder Nein?". Sagt sie "Ja", dann muss sie auch mitziehen, egal worum es geht - zum Beispiel auf eine Reise nach Spanien mitkommen. Ich teste einfach lieber rechtzeitig, ob eine Beziehung richtig funktioniert, statt irgendwie so nebeneinander her zu leben.
Eine Zeit lang hielt sich ja das Gerücht, dass Sie beide mehr als nur Kollegen wären...
Brühl: Ja, aber das wird in ungefähr sieben von zehn Filmen den Hauptdarstellern einer Liebesgeschichte nachgesagt. Wobei ich uns als Paar richtig gut finde - auf der Leinwand. (lacht)
Aber nur dort. Es war nie etwas zwischen Ihnen?
Herzsprung: Nein.
Offiziell gilt Daniel Brühl doch ohnehin seit dreieinhalb Jahren, also seit der Trennung von Jessica Schwarz,als Single. Ehrlich gesagt ist das schwer vorstellbar...
Brühl: Ganz so ist es ja auch nicht. Ich bin kein Eremit. Natürlich hat es kurzfristige Geschichten gegeben, aber es hat sich bislang nie eine längerfristige Beziehung daraus entwickelt.
Frau Herzsprung, Ihr Freund hat nichts mit dem Filmgeschäft zu tun. Ist das ein Vorteil?
Herzsprung: Es ist zumindest kein Nachteil. Aber ich rede nicht so gern über mein Liebesleben, das ist mir zu persönlich.
Dann anders gefragt - im Film sagen Sie in Ihrer Rolle: "Ich stehe auf Schriftsteller!" Auf welchen Typ Mann steht Hannah Herzsprung?
Herzsprung: Ach, da will ich mich nicht festlegen. Klar ist es toll, wenn ein Mann Humor hat, oder wenn er genauso gern reist wie ich - und wenn ein Mann gut schreiben kann, dann finde ich das tatsächlich auch schön. Aber letztlich geht es doch darum, dass man jemanden trifft und spürt: Der ist es! Da will ich nicht von vornherein sagen: Er muss so oder so oder so sein. (Daniel Brühl schenkt ihr Wasser nach) Herzsprung: Danke schön!


Ist er immer so ein Kavalier?
Herzsprung: Ja. Daniel ist immer sehr höflich und zuvorkommend. Brühl: Ich finde es auch ganz schlimm, wenn so etwas komplett verloren geht! Vieles checken die Leute doch gar nicht mehr - wenn man der Frau zum Beispiel die Tür aufhält oder in die Jacke hilft. So etwas mache ich eigentlich nur noch bei meiner Mutter. Gerade hier in Berlin könnte es einem sonst passieren, dass man gefragt wird: "Ey, was soll das? Was willste mit meiner Jacke?!" (lacht)
Frau Herzsprung, kann Daniel eigentlich auch mal so richtig ausrasten?
Herzsprung: Oh ja, bei den Proben fürdie Szene auf der Eisbahn, beim Schlittschuhlaufen...
Brühl: Ich hasse es einfach, wenn ich etwas nicht kann.
Im Film sah es aber romantisch aus, sie beide alleinauf der Eisbahn. Wie haben Sie es denn früher gehalten: Teenager brechen doch ganz gern mal irgendwo ein
Brühl: Klar, Schwimmbäder, Parks, das Wildgehege im Kölner Stadtwald - daswar früher immer so ein Kick für uns.Aber das ist ja eher so ein Jugendding. Überhaupt habe ich festgestellt, dass ich immer mehr zum Angsthasen werde.
Herzsprung: Ich bin nur in Schwimmbäder eingebrochen.
Was war das Romantischste, das je gemacht haben?
Brühl: Puh, das ist lange her! (lacht) Nein wirklich, es gibt eine Sitte, die war für mich das Schönste überhaupt, toller noch als Weihnachten oder Ostern.
Herzsprung: Was kommt denn jetzt?
Brühl: Also, was ich früher jedes Jahr gemacht habe, das war die schöne Tradition des Maibaumsetzens.
Herzsprung: Was ist denn das?
Brühl: Na, man tanzt in den Mai, und hinterher muss man seiner Freundin oder Flamme einen eigenen Maibaum vor dem Fenster aufbauen. Da helfen sich alle Jungs gegenseitig: Mittags sägt man eine Birke im Wald und verziert die mit buntem Krepppapier – ich habe meistens auch noch selbst gemixte Musikkassetten drangehängt. Und nachder Party fährt man rum und stellt die Maibäume auf. Und wenn das Mädchen im dritten Stock wohnt, dann muss man halt auf den Balkon klettern.
Herzsprung: Das ist ja süß. Wie soll ich denn bei so einer Geschichte auch nur ansatzweise mithalten?
Vielleicht können Sie stattdessen erzählen, was das Romantischste war, das ein Junge jemals für gemacht hat?
Herzsprung: Das war romantisch und peinlich zugleich. Ich war ungefähr zwöf Jahre alt,da hat mir eine Junge auf den Anrufbeantworter meiner Eltern ein Gedicht gesprochen und das wurde mir dann vor der ganzen Familie vorgespielt: "Oh Hannah, oh Hannah, für dich gehe ich an den Pranger, ich liebe dich von Herzen, wenn du mich nicht magst, das macht mir Schmerzen." Wahnsinn, dass ich mich daran noch so genau erinnere.
Alexander Stilcken
