Herr Brühl, Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal den Anmachspruch „Komm doch noch auf nen Kaffee mit hoch“ verwendet?
Ne, das wäre mir viel zu cheesy. Ein bisschen raffinierter muss ein Mann da schon sein. Wobei ich nie ein Meister im Flirten war, dafür bin ich zu tollpatschig. Ich hab früher die Jungs bewundert, die mit nem coolen Spruch die hübschen Mädchen aufreißen konnten.
Wer muss bei Ihnen zuhause morgens aus dem Bett und Kaffee kochen?
Ganz unterschiedlich. Im Moment kann ich ein bisschen länger schlafen, so dass jeder selbst seinen Kaffee macht. Aber ich bin ein totaler Morgenmuffel. Da muss schnell ein starker Kaffee her, damit ich überhaupt in die Gänge komme.
Ganz Hollywood kommt nach Berlin
Die Berlinale ist für Sie nicht irgendein Filmfestival.
Nein, ganz und gar nicht. Ich bin dieses Jahr mit meinem Film „Alone in Berlin“ im Wettbewerb gelaufen, das zweite Mal überhaupt. Das erste Mal war mit „Goodbye, Lenin“, und das war für mich der Startschuss, auch wegen des Newcomer-Preises. Ich bin dem Festival emotional sehr verbunden.
Ein Event verbindet gleich zwei Ihrer Leidenschaften, nämlich Film und Gastronomie. Sie feiern nun schon seit einigen Jahren eine eigene Berlinale-Party in Ihrem Restaurant „Raval“, zu der zahlreiche internationale Stargäste kommen. Verraten Sie uns, wer schon alles dabei war?
Oh, das sind einige. Clive Owen, Benedict Cumberbatch, Ian McKellan, Audrey Tautou, Darren Aronofsky, Philip Seymour Hoffman, Geoffrey Rush, Michael Fassbender…die haben alle schon mit uns gefeiert.
Läuft die Gastronomie der Schauspielerei nun den Rang ab?
Nein nein, keine Angst. Ich bin sehr stolz auf unser Restaurant, weil es etwas ist, das aus purer Leidenschaft entstanden ist. Ich wollte gerne etwas anderes machen als Filme und habe daran viel Freude. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Wegen des Geldes mache ich es sicherlich nicht (lacht).
Ein Leben als digitaler Totalverweigerer
Was kann Ihre Freundin besser als Sie?
Oh, vieles! Eigentlich alles, außer vielleicht schauspielern. Nein aber mal im Ernst: Das ist etwas sehr besonderes und tolles, dass wir so unterschiedliche Talente und Interessen haben, die sich ergänzen. Und der Beruf der Psychologin hat ja schon auch irgendwie etwas mit meinem Job zu tun (lacht). Davon profitiere ich.
Fällt es Ihnen schwer, sich von Ihrer Freundin oder dem Geschäftspartner etwas sagen zu lassen?
Ja, doch. Ich bin mit älteren Geschwistern aufgewachsen, die ja bekanntlich eh immer alles besser wissen, und höre es heute noch nicht gerne. Aber die Klugscheißerei hält sich zum Glück auf allen Ebenen in Grenzen. Ich bin zum Beispiel technisch wirklich komplett behindert, und das lasse ich mir auch gerne von allen sagen. Ich bin am Computer eine solche Niete, das ist wirklich schon etwas bedenklich. Da merke ich dann, wie alt ich geworden bin (lacht).

Was sind Ihre Wünsche?
Ich bin gerade sehr glücklich damit, Zeit für mich zu haben. Hoffentlich bleibt das noch ein wenig so, bevor wieder die Unruhe kommt und man etwas anpacken will. Nach den letzten doch sehr anstrengenden Jahren besinne ich mich nun auf das, was wirklich zählt: Familie, Freunde, die Partnerschaft. Ansonsten wünsche ich mir eigentlich nur, dass alles so bleibt. Ich bin sehr dankbar für das Leben, das ich führ, und möchte gar nicht mehr verlangen.
Spielen Sie als Filmexperte doch bitte einmal Wahrsager: Wer bekommt den Oscar?
Leonardo DiCaprio muss ihn jetzt wirklich bekommen. Er war großartig in „The Revenant“ und hat es nun echt mal verdient. Zumal der Film auch großartige Chancen hat, Regisseur Alejandro González Iñárritu ist brillant. Es könnte aber vielleicht auch „Spotlight“ werden. Bei den Frauen tippe ich auf Brie Larson in „Room“.