Coole Anwältin war gestern -
jetzt gibt Ex-"Sex And The City"-Star Cynthia Nixon ein echtes Biest. In der Miniserie "Die Tore der Welt" nach dem Erfolgsroman von Ken Follett spielt sie die intrigante Petranilla, die für ihre Ziele auch vor Mord nicht zurückschreckt. Ein Part, den die 46-Jährige sehr authentisch verkörpert, der aber rein gar nichts mit der Frau zu tun hat, die in der Suite im Berliner "Ritz Carlton"-Hotel fröstelnd (der Jetlag) auf dem Sofa sitzt und klein geschnittenes Obst knabbert. Freundlich ist Cynthia Nixon, und bester Laune. Mit "Gala" spricht sie offen über alle Themen, die ihr wichtig sind. Ihre Frau Christine Marinoni, mit der sie seit 2004 liiert ist und die sie vor einem halben Jahr heiratete. Ihre beiden Kinder aus der Beziehung mit dem Fotografen Danny Mozes. Und natürlich ihren einjährigen Sohn Max, den ChriChristine Marinoni
Petranilla ist durchtrieben, sie tötet sogar ihren Bruder, um ihren Vorteil zu sichern. Hat Sie diese Bösartigkeit gereizt?
Es hat Spaß gemacht, eine Frau zu spielen, die sich von nichts aufhalten lässt. Aber sie ist ja nicht nur böse und gewalttätig, sondern versteckt ihre Gemeinheit hinter einer sehr weiblichen, scheuen, unbefleckt scheinenden Lieblichkeit. Das war toll, denn sonst bekomme ich nie Rollen, in denen ich schüchtern, süß und weiblich sein darf.

Sie spielen in TV- und Kinofilmen mit, sind am Theater zu sehen und kümmern sich um drei Kinder - wie schaffen Sie das alles?
Ich habe den Luxus, Schauspielerin zu sein: Manchmal arbeite ich viel, aber dann gibt es auch Phasen, in denen ich überhaupt nicht arbeite. Das ist fantastisch. Wenn ich etwa am Theater bin, kann ich die Kids nach der Probe von der Schule abholen und mit ihnen zu Abend essen. Außerdem ist es wundervoll, dass meine Frau Christine momentan immer zu Hause ist. Und wir haben einen Babysitter, der sich unter der Woche täglich ein paar Stunden um unseren Kleinsten kümmert.
Ihre Kinder Samantha und Charles, die jetzt 16 und neun sind, besuchen öffentliche Schulen. Ist es dort ein Thema, dass ihre Mutter berühmt ist?
Jeder weiß, wer ihre Mutter ist, aber es wird kein Aufhebens darum gemacht. Ich bin ja auch auf eine öffentliche Schule gegangen und hatte eine tolle Ausbildung, ebenso wie der Vater meiner beiden älteren Kinder. Wir wollten keine Privatschule, an der es nur darum geht, was die Eltern machen.
Gibt's schon Pubertätsprobleme? Sprechen Sie über Sex?
Ich fühle mich sehr gesegnet mit meiner 16 Jahre alten Tochter, sie ist so vernünftig und freundlich, das ist unglaublich. Mein Neunjähriger fängt gerade an zu pubertieren, aber mir scheint, er wird eher ein stiller Vertreter, der viel mit sich selbst ausmacht. Und ja, ich rede mit ihnen viel über Sex, vor allem über Verhütung. Ich sage ihnen: "Wenn ihr denkt, es könnte zum Sex kommen, sagt mir Bescheid, und ich erinnere euch daran zu verhüten oder besorge euch die Kondome." Bislang haben sie noch nichts gesagt. (lacht)
Sie leben mit Christine Marinoni zusammen. Zuvor waren Sie 15 Jahre mit dem Fotografen Danny Mozes liiert, dem Vater von Samantha und Charles. Wie haben die beiden reagiert, als Sie ihnen Ihre Frau vorgestellt haben?
Mein Sohn war noch ein Baby, aber meine Tochter war damals sieben. Sie hat es einfach angenommen. Es gibt viele homosexuelle Menschen in ihrem Leben, weil ich mich schon immer in der New Yorker Gay Community bewegt und mich für Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Ehen eingesetzt habe. Samantha war nervös, als sie Christine zum ersten Mal traf, genauso wie sie aufgeregt war, die Verlobte ihres Vaters kennenzulernen. Es hatte also weniger damit zu tun, dass Christine eine Frau ist. Meiner Tochter war einfach klar, dass sie eine große Rolle in ihrem Leben einnehmen wird, und sie wollte gut mit ihr auskommen, wissen, worüber sie mit ihr reden kann, ob sie mit ihr lachen kann. Für mich ist es unerheblich, ob ich einen Mann oder eine Frau liebe, und das vermittle ich auch meinen Kindern. Wir sind eine ganz normale Familie, nur dass die Kinder eine Mommy und eine Ma haben. Ich hätte mich nicht für Christine entschieden, wenn sie nicht von Anfang an wundervoll mit den Kids umgegangen wäre.
Werden Ihre Kinder manchmal gehänselt oder diskriminiert, weil sie von zwei Frauen aufgezogen werden?
Nein. An der Schule meines Sohnes gibt es sehr viele homosexuelle Familien, an der Schule meiner Tochter immerhin ein paar. Jeder New Yorker hat homosexuelle Bekannte, wir erfahren viel Unterstützung.
Vor sechs Jahren hatten Sie eine schwere Zeit, bei Ihnen wurde Brustkrebs diagnostiziert, heute gelten sie als krebsfrei. Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Vor allem esse ich kein rotes Fleisch oder Huhn mehr. Zum Glück war mein Krebs sehr klein, er wurde im Frühstadium entdeckt. Ich hatte eine OP und Bestrahlungstherapie, aber ich brauchte keine Chemo. Es ist passiert, kurz nachdem ich gerade 40 geworden bin. Ich habe groß gefeiert und viele Menschen aus den verschiedenen Abschnitten meines Lebens eingeladen. Damals hatte ich also schon eine Zwischenbilanz gezogen, hatte verstanden, dass ich jetzt in der Mitte meines Lebens angelangt bin. Die Krebsdiagnose hat mich zusätzlich daran erinnert, dass ich nicht ewig auf dieser Welt sein werde. Wenn es Dinge gibt, die ich noch tun will, sollte ich sie bald tun. Meine Mutter hatte, als sie um die vierzig war, bereits zweimal Brustkrebs, bis heute dreimal, also bin ich schon mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass viele Frauen daran erkranken können und dass, wenn du es früh genug entdeckst, alles in Ordnung sein kann, auch wenn es Krebs heißt. Lass dir von dem Namen keine Angst einjagen!
Wie geht's Ihrer Mutter heute?
Sie ist jetzt 82. Wenn wir Max bei ihr vorbeibringen, ist sie der glücklichste Mensch überhaupt. Und das machen wir ziemlich oft. Sandra Reitz