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Bill Clinton & Hermann Bühlbecker Im Club der Weltverbesserer

Die tun was: Einmal im Jahr lädt Bill Clinton Stars, Staatschefs und Konzernlenker zur Global Initiative. "Gala" begleitete exklusiv einen deutschen Teilnehmer

Durch das Fenster der Hotelbar sieht man Sean Penn, der auf dem Broadway eine Zigarette raucht.

Später wird Seal singen und König Juan Carlos von Spanien im Takt dazu wippen, und Matt Damon und Eva Longoria werden bei dieser Gala auf der Bühne Preise verleihen. Aber das ist nur der feierliche Society-Teil. Mehr noch als die berühmten Teilnehmer sind es die nackten Zahlen, die beeindrucken: Zwei Milliarden Dollar, die das Leben von 22 Millionen Menschen beeinflussen sollen - so lautet die Bilanz der nunmehr achten Versammlung der Clinton Global Initiative in New York.

Spötter tun die Veranstaltung gern als "Kongress der Gutmenschen" ab, für ihre Bewunderer ist sie ein einzigartiges Klassentreffen der Weltverbesserer: Einmal im Jahr versammelt Bill Clinton im "Sheraton Hotel" in Midtown Manhattan etwa 700 Menschen, darunter Royals, Staatschefs und Konzernlenker von Wal-Mart über Sony hin zu Coca-Cola, um Geld und Hilfe für die Welt zu organisieren. Sehr amerikanisch ist dabei das Denken - keine Limits! Die Teilnehmer, die pro Kopf allein 25 000 Dollar Kongress-Gebühr zahlen, investieren in das Gesundheitswesen in Afrika ebenso wie in nachhaltigen Tourismus, sie fördern die Stellung der Frau in Afghanistan, die Entwicklung sicherer Energie und, und, und. Deutsche Teilnehmer gibt es bislang nur wenige. Hermann Bühlbecker, Süßwaren-Unternehmer und Chef der Firma Lambertz, ist einer von ihnen. "Gala" erklärte er in New York, warum die Clinton Global Initiative für ihn etwas ganz Besonderes darstellt.

Der amtierende Präsident Barack Obama lobte seinen Vorgänger als einen "nationalen Schatz".
Der amtierende Präsident Barack Obama lobte seinen Vorgänger als einen "nationalen Schatz".
© Reuters

Herr Bühlbecker, warum engagieren Sie sich hier?

Ich war selbst überrascht, als ich zum ersten Mal einen persönlichen Brief von Bill Clinton bekam. Das ist die Grundvoraussetzung: Hin darf nur, wen Clinton einlädt. Ich kannte ihn ein bisschen, weil ich schon seit 14 Jahren mit der American Foundation for Aids Research zusammenarbeite, die wiederum viel mit Clinton macht. Ich hatte einfach irgendwann den Wunsch, etwas zurückzugeben, nachdem ich meine Firma Lambertz in 30 Jahren von acht Millionen zu inzwischen über 500 Millionen Euro Umsatz geführt hatte. Und nun bin ich bereits das siebte Mal hier.

Aber warum ausgerechnet Bill Clinton? Es gibt doch unzählige Charity-Möglichkeiten.

Für mich ist Clinton der größte Netzwerker der Welt. Letztlich ist das hier ein riesiger Marktplatz: Hier gibt es Leute, die haben das Geld, Leute mit Macht, Leute, die für Aufmerksamkeit sorgen, Leute, die im Hintergrund wirken. Es ist gigantisch: von Showstars wie Seal und Sean Penn hin zu rund 50 Staatschefs und Royals wie Königin Rania von Jordanien oder König Juan Carlos von Spanien. Der Chef der Bill & Melinda Gates Foundation ist ebenso hier wie Carlos Slim, der sogenannte reichste Mann der Welt - mit dem ich mich gerade eben unterhalten habe. Und das Tolle ist: Clinton bringt diese Leute nicht nur zusammen, er bringt sie auch dazu, dass sie was tun!

Wie meinen Sie das?

Es wird erwartet, dass man sich einbringt. Das ist auch der große Unterschied zu Veranstaltungen wie dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos: Es wird nicht nur genetzwerkt, sondern man soll "Commitments" formulieren. Also: Was will ich in welchem Bereich leisten, damit die Welt besser wird? Das sind Projekte, die mitunter jahrelang laufen und viele Millionen Euro teuer sind. Über diese Commitments und was aus ihnen geworden ist, muss dann jährlich ein Report eingereicht werden, das wird alles genau überprüft.

Und am Ende kommt einiges zusammen ...

Absolut! Im ersten Jahr, als ich hier dabei war, wurden in drei Tagen Zusagen im Wert von fünf Milliarden Dollar gemacht. Milliarden - nicht Millionen! Das ist eine ganz andere Liga, als wenn in Deutschland bei einer Charity-Gala mal 600.000 zusammenkommen.

Matt Damon, Chelsea Clinton und Eva Longoria setzten ihren Bekanntheitsgrad für den guten Zweck ein.
Matt Damon, Chelsea Clinton und Eva Longoria setzten ihren Bekanntheitsgrad für den guten Zweck ein.
© Reuters
Vor einem Jahr noch hatte Seal für Tschetscheniens umstrittenen Diktator gesungen - die Einladung von Bill Clinton konnter er nu
Vor einem Jahr noch hatte Seal für Tschetscheniens umstrittenen Diktator gesungen - die Einladung von Bill Clinton konnter er nun guten Gewissens annehmen.
© Reuters

Wie errechnen sich die Milliarden?

Die Commitments werden bewertet - sei es, dass jemand 50 Arbeitskräfte für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung stellt, jemand ein paar Millionen Dollar spendet oder ein Hörgeräte-Fabrikant 100.000 Hörgeräte für Bedürftige gratis verteilt. So kommt man dann nach acht Jahren auf die extrem beeindruckende Zahl von rund 2300 Commitments im Wert von 62,5 Milliarden Dollar, die das Leben von insgesamt 400 Millionen Menschen in 180 Ländern verändert haben.

Bill Clinton hat ja auch einen großen Namen. Und wie Sie selbst sagen: Viele erfolgreiche Menschen haben den Wunsch, Gutes zu tun.

Ja, ein großer Unterschied ist aber: Bei der Clinton Global Initiative wird kein einziger Commitment- Dollar für die sogenannten festen Kosten ausgegeben. Es gibt doch Veranstaltungen, da werden 15 bis 20 Prozent der Einnahmen für die Finanzierung der Veranstaltung und auch der Veranstalter ausgegeben. Das Event hier wird aber zu 100 Prozent durch Eintrittsgelder und Sponsoren abgedeckt.

Was unterscheidet die Charity-Haltung der Amerikaner von der der Deutschen?

Das ist zu einem guten Teil der amerikanische Pragmatismus, die Vermischung von Hilfe und Investment: zu helfen - aber bestenfalls langfristig auch selbst davon zu profitieren. Hillary Clinton wies heute morgen darauf hin: Von den zehn am stärksten wachsenden Nationen der Welt liegen sechs in Afrika. Und ein Großteil der Investitionen in Afrika schafft Strukturen, Stabilität und Arbeitsplätze. So schafft und stärkt man langfristig auch neue Absatzmärkte. Mir ist so ein finanziell attraktives Commitment leider noch nicht gelungen. (lacht)

Der Rapper Will.i.am warb in New York dafür, dass Schulkinder mit den neuesten Technologien vertraut gemacht werden.
Der Rapper Will.i.am warb in New York dafür, dass Schulkinder mit den neuesten Technologien vertraut gemacht werden.
© Reuters

Und was ist ihr aktuellstes Commitment?

Wir finanzieren gerade einen Lehrstuhl für Marketing und Kommunikation mit Ausrichtung auf Social Responsibility und Nachhaltigkeit an einer deutschen Hochschule. Und dann unterstützen wir die Special Olympics, zum einen mit direktem Engagement, zum anderen mit finanzieller Unterstützung durch eine Keksdose für den Lebensmittelhandel, von der ein Euro vom Verkaufspreis an die Organisation geht. Im Moment arbeiten wir noch an einem Commitment für Afrika, das mir auch als Honorarkonsul für das Kakaoland Elfenbeinküste besonders am Herzen liegt.

Was kostet Sie das alles?

Das möchte ich, ehrlich gesagt, nicht konkret beantworten. In den USA ist das etwas anderes: Da stellen sich die Leute hin und sagen stolz, wie viele Millionen sie gespendet haben. In Deutschland aber erscheint mir das wenig geschickt: Dort hat man dann schnell ein Angeber-Image. Oder einem wird gesagt: Wenn der so viel Geld für so was ausgeben kann, dann hat der wohl zu viel Geld übrig - sind vielleicht seine Produkte zu teuer?

Sie könnten ja auch ganz unauffällige Projekte fördern, arbeiten aber vornehmlich mit Prominenten zusammen: Bill Clinton, Elton John ...

Der größte Teil unseres Engagements geht in unauffällige Projekte, der andere Teil wird nur in der Öffentlichkeit mehr registriert. Zugegeben: Die Kooperationen mit solchen Weltstars sind natürlich auch gut für unser eigenes kleines Netzwerk. Hier begegnen wir so vielen interessanten Menschen! Das sind alles vielleicht keine engen Freunde, aber allemal wichtige und liebe Bekanntschaften - und wenn nur ein paar von diesen Leuten dann auf ein Lambertz-Event wie unsere Party zur Süßwarenmesse gehen, dann ist das für uns natürlich auch sehr schön. Alexander Stilcken

gala.de

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