Er hat sich nicht verändert – der gleiche charmante Blick, derselbe feste Händedruck, die kerzengerade Haltung: Hugh Jackman, 47, scheint wirklich unzerstörbar zu sein. Auch der Hautkrebs kann ihm nichts anhaben, wie er gegenüber GALA erklärt. Nur der Teint ist ein wenig blass, was aber daran liegt, dass er gerade eine Tour um die halbe Welt absolviert, um seinen aktuellen Film "Eddie The Eagle" vorzustellen. Dem legendären Skispringer, der 1988 als blutiger Amateur bei den Olympischen Spielen in Calgary wegen schlechter Leistungen bei voller Motivation zur Legende wurde. Die Herausforderungen Jackmans liegen gerade im häuslichen Bereich – bei der Erziehung seiner Kinder.
Würden Sie sich so etwas zutrauen wie Eddie the Eagle?
Ich wollte für den Film tatsächlich einen Sprung von der Schanze wagen. Aber als ich dann oben stand, wurde mir sehr, sehr mulmig. Alle anderen Beteiligten, einschließlich des Regisseurs, nahmen mich sowieso nicht ernst. Zum Glück! Ich beschränke mich lieber aufs Skifahren.
Bei welchen lebensgefährlichen Situationen konnten Sie bereits Ihren Mut beweisen?
Ich habe nie etwas Lebensgefährliches erlebt. Einmal ließ ich mich dazu überreden, bei einem Rugby-Länderspiel vor 100000 Menschen die australische Nationalhymne zu singen. Vorgänger von mir waren von der Bühne heruntergebuht worden. In der Nacht zuvor hatte ich die erste Panikattacke meines Lebens.
Ihre Hautkrebserkrankung hätte doch auch tödlich ausgehen können …
Letztlich ist das ein kleines Gesundheitsproblem. Ich leide am Basalzellkarzinom, daran stirbst du nicht, so lange du regelmäßig zum Arzt gehst.
Gibt es sonst etwas, was in Ihrem Leben für Unruhe sorgt – die Pubertät Ihres Sohnes vielleicht?
Die Kinder machen immer Drama. Was gibt es da für Klagen! "Du machst mein Leben kaputt" und solche Sprüche. Ich muss mich dann immer anstrengen, um mir ein Lachen zu verkneifen. Aber bei meinem Sohn ist es mit der Pubertät eher leichter geworden. Denn er war immer ein ungewöhnliches Kind, hat nicht die Interessen der anderen Kids geteilt, zum Beispiel mochte er keine Videogames. Als er jünger war, wollte er noch genauso sein wie sie, und jetzt ist er mit 15 in einem Alter, wo sich alle voneinander abheben wollen. Er findet jetzt auch andere Freunde.
Sie wirken wie jemand, der mit dem öffentlichen Interesse ziemlich locker umgeht …
Weil ich weiß, dass das alles eine Illusion ist. Das habe ich gemerkt, als ich vor einigen Jahren zum "Sexiest Man Alive" gekürt wurde. Denn mir war klar: Das kommt nur davon, weil das Filmstudio so viel Werbung für mich gemacht hat. Ich wusste, was ich von diesem Titel zu halten habe.
Gleichzeitig müssen Sie Ihre Familie schützen. Für einen Filmstar, von dem jeder etwas will, nicht einfach.
Da haben Sie Recht. Meine Maxime ist: Meine beiden Kinder sollen ein so normales Leben wie möglich haben. Das bedeutet, sie sollen nicht paranoid werden, wenn sie nach draußen gehen. Und sie sollen auch nicht mit Bodyguards herumlaufen müssen. Wenn es also Situationen gibt, wo der Andrang der Öffentlichkeit zu stark werden und sie verstören könnte, dann halte ich sie da raus. Wann das genau ist, das definieren meine Frau und ich im Einzelfall. Das ist ein Thema, über das wir ständig sprechen.
Sie sagten eben, dass es Ihnen schwerfällt, die Ausbrüche Ihrer Kinder ernstzunehmen. Halten Sie sich eigentlich für einen guten Vater?
Jeder Vater oder jede Mutter macht das doch zum ersten Mal. Keiner von uns hat eine Ahnung, was er eigentlich tun soll. Wir versuchen nur besser als unsere Eltern zu sein. Aber sind wir das wirklich? Und ich bin mir sicher, sie haben sich damals die gleiche Frage gestellt. Es gibt immer noch Situationen, wo ich nicht weiß, ob ich richtig entscheide: Soll ich meinen Kindern ihr iPhone abnehmen, damit sie sich mal anderen Dingen widmen? Und wenn ja, für wie lange? Soll ich ihnen verbieten, viel Zucker zu essen?
Was spricht dagegen?
Na ja, wenn ich ihnen vorschreibe, was sie zu Hause essen dürfen und was nicht, dann laufen sie zu ihren Freunden und stopfen sich mit irgendwelchem´ Müll voll. Deshalb will ich auch keine Situation provozieren, die sie ständig zu anderen Kids treibt, nur weil sie dort ins Internet gehen können. All diese Sachen – Internet, Videospiele, Fernsehen – können eine total positive Wirkung haben, so lange du deinen Kindern beibringst, was daran toll ist und wann es schädlich werden kann.
Trotz solcher Zweifel wirken Sie aber, als könne Sie nichts beunruhigen.
Das mag auch daran liegen, dass ich zweimal täglich meditiere.
Gibt es denn etwas, was Sie fürchten?
Ich fürchte mich nicht davor, aber ich bin von dem Besuch von Steuerprüfern nicht begeistert.
Sind Sie denn kein braver Steuerzahler?
Doch, aber ständig geistern irgendwelche Meldungen über angebliche Gagen durch die Medien. Zuletzt hieß es, ich würde für neue Filme als Wolverine 100 Millionen Dollar kassieren. Das ist absoluter Bullshit. Blühender Unsinn. Aber das amerikanische Finanzamt und jede Steuerbehörde, die für mich zuständig ist, liest so etwas und fragt mich: "Moment, haben Sie diese 100 Millionen nicht versteuert"? Deshalb bekam ich von diesen Herren so viele Besuche. Aber ich darf mich nicht beschweren. Denn ich hatte nie gedacht, dass ich mit meinem Beruf je ernsthaft Geld verdienen würde.