München, 16 Uhr, Schneesturm.
Die Frisuren sitzen. Howard und Wayne Carpendale lümmeln sich in der Lounge der Szene-Bar "Schumann’s" und ordern erst mal eine XL-Ration Koffein. Dementsprechend lebhaft geht es wenig später zu - bei Themen wie Autorität, Rivalität, Trennung. In ihrem ersten gemeinsamen TV-Film, dem Drama "Leben dein Leben" (ARD, 24. Februar, 20.15 Uhr), spielen die beiden Vater und Sohn. "Vor der Kamera sahen wir uns beide nur als Kollegen", bekräftigen beide. Wie nah sie sich im wahren Leben stehen, stellte sich im "Gala"-Interview ziemlich schnell heraus.
Wayne, haben Sie jemals gegen Ihren Vater rebelliert?
Wayne: Ich hatte nie das Gefühl, dass ich das müsste - meine Eltern und ich hatten den unausgesprochenen Deal, dass ich alles darf, aber gewisse Grenzen nicht überschreite. Diese Grenzen wurden nie definiert, die spürte ich intuitiv.
Howard: Beim Thema Drogen habe ich dir von Anfang an gesagt: Wenn du mal einen Joint rauchen willst, weil du einfach wissen willst, wie das ist, um mitreden zu können - dann lass uns zusammen einen rauchen und später darüber reden. Verbote machen nur neugierig und interessant. So baue ich lieber Vertrauen zwischen mir und meinen Kindern auf. Und heute habe ich zwei Söhne, die noch nie ernsthaft Drogen genommen haben.
Können Sie wirklich über alles reden?
Howard: Wir haben über viele Dinge reden müssen, die ein Vater normalerweise nicht mit seinem Kind diskutiert. Allein die Alkoholkrankheit meiner Lebensgefährtin Donnice ...
Wayne: Andererseits ist es aber auch nicht so, dass wir ständig über Gefühle sprechen - nur weil mein Vater viele romantische Songs gesungen hat und ich romantische Filme gedreht habe. Wir sind auch nur Männer.
Was zeichnet Ihre Beziehung aus?
Wayne: Dass sie bedingungslos und ehrlich ist. Und dass wir uns nicht ungefragt in das Leben des anderen einmischen. Mein Vater hätte mir für jede meiner Partnerinnen seinen Segen gegeben, weil er einfach nur möchte, dass ich glücklich bin. Und ich möchte halt, dass er glücklich ist.
Das hört sich ein wenig zu harmonisch an ...
Wayne: Naja, wir liegen uns jetzt nicht ständig in den Armen. Ich stehe nicht morgens auf und spiele "Spuren im Sand", rufe meinen Vater an und sage: "Hey Daddy, ich liebe dich!"
Howard: Wir haben eine männlichere Beziehung als die meisten zu glauben scheinen. Wenn er Daddy zu mir sagen würde, würde ich sowieso die Krise kriegen.
Im Film geraten Sie in einer Szene heftig aneinander. Gab es solche aufbrausenden Momente auch im wahren Leben?
Howard: Klar hat es zwischen uns auch schon heftig gekracht - meistens ging es dabei aber um harmlose Dinge.
Zum Beispiel?
Howard: Wir haben in den USA vor Jahren mal das Videorennspiel "Mario Kart" gegeneinander gespielt - fünf Tage lang ununterbrochen. Es ging um halbe Sekunden; jeder wollte die Nummer eins sein. Mein jüngerer Sohn Cass saß mit offenem Mund da und war ganz fasziniert von der aufgeheizten Stimmung ...
Wayne: ... die mit der Zeit fast in Hass überging.
Howard: Irgendwann war Wayne ein paar Hundertstel schneller und wir entschieden, jetzt endlich aufzuhören. Er war der Sieger - aber ich wollte mich einfach nicht geschlagen geben. Als er kurz weg war, hab ich mich hingesetzt und tatsächlich einen neuen Rekord aufgestellt. Wayne schrie mich an: Er fände es zum Kotzen und sprach danach drei Tage nicht mehr mit mir.
Wayne: Ich kam nach Hause und du liefst fast eine Stunde lang so rum (reckt beide Arme in die Luft). Mann, war ich sauer! Aber wir sind eben beide wahnsinnig ehrgeizig. Kurz darauf saß ich schon wieder vor dem Spiel.
Fällt das Älterwerden schwerer, wenn man einen Sohn hat, der in der Blüte seines Lebens steht?
Howard: Wissen Sie, wie viel Spaß ich hatte, als Wayne noch gar nicht geboren war? Es gleicht sich doch alles aus im Leben. Ich war dran, jetzt ist er dran. Ich habe mit dem Älterwerden kein Problem und bin auch kein neidischer Mensch.
Ihr Vater war und ist ein Frauenschwarm. Hat das nicht einen gewissen Druck auf Sie ausgeübt?
Wayne: Nein, denn mein Vater ist eher ein Frauenversteher. Er war mit weniger Frauen auf dem roten Teppich als ich - und ich bin ja noch ein bisschen jünger. Ein Typ, der eine nach der anderen vernaschte, war er sowieso nie. Ich fand seinen Beruf immer aus einem ganz anderen Blickwinkel interessant, nicht etwa wegen der Frauen, die im Konzertsaal zu ihm aufschauen.
Howard: Ich glaube, dass Wayne meinen Beruf immer eher wie ein Manager betrachtet und sich darauf konzentriert hat, was ich da mache. Ich bin nie von der Bühne runtergekommen und habe Wayne gefragt: "Hast Du die sexy Babes da in der ersten Reihe gesehen?" Das ist nicht mein Ding.
Wayne: Ich glaub, ich war ziemlich früh erwachsen. Das lag wohl auch daran, dass meine Eltern mich schon in jungen Jahren nach meiner Meinung fragten und diese auch ernst nahmen.
Howard: Waynes Mutter Claudia war auch nie ein besonders mütterlicher Typ. Sie ist eine starke und toughe Frau. Deshalb konnte sich Wayne ab einem bestimmten Alter nicht mehr wie ein Kind fühlen.
Also haben Sie drei eher ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. War das auch schon während Ihrer Trennung von Claudia so?
Howard: Ich glaube, wir waren beide immer für Wayne da, wenn er uns brauchte, gemeinsam und auch individuell. Er hatte immer einen Halt.
Wie haben Sie die Trennung verarbeitet, Wayne?
Wayne: Ich war drei Jahre alt, als meine Mutter wohl kurz danach ins Kinderzimmer kam, mich weinen sah und wissen wollte, was denn los sei. Da hab ich sie gefragt: "Wenn ich böse bin, schmeißt du mich dann auch raus?" Eine Trennung ist schon eine prägende und harte Erfahrung - für jedes Kind.
Haben Ihre Eltern jemals versucht, Sie zu manipulieren?
Wayne: Nein. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar, weil ich das bei Trennungskindern immer wieder mitkriege. Bei uns war nicht alles nur harmonisch, aber unser erstes Weihnachten nach der Trennung haben wir damals schon wieder gemeinsam gefeiert, denn meine Eltern bauten schnell eine gesunde und feste Freundschaft auf.
Howard: Dass eine Trennung freundschaftlich erfolgt, ist viel wahrscheinlicher, wenn die Sexualität nicht an erster Stelle steht. Da bin ich mir absolut sicher. Claudia und ich hatten immer eine tiefe Freundschaft. Und die hält bis heute an. Sandra Reitz, Alexander Nebe