Da ist es wieder, ihr krachendes, kehliges Lachen. Rau, aber herzlich. HillaryClinton hält in Virginia eine fulminante Wahlkampf-Lobrede auf ihren demokratischen Parteifreund Terry McAuliffe - er will Gouverneur in dem Ostküsten-Bundesstaat werden. Später mischt sie sich unters Publikum, schüttelt Hände, macht Scherze. Die Botschaft dieser Bilder ist sonnenklar: Hillary wäre eine verdammt gute US-Präsidentin! Auch der organisatorische Unterbau steht bereits. Die Interessensgruppe "Ready for Hillary" hat fünf Vollzeitmitarbeiter, jede Menge einflussreiche Demokraten und eine Million Unterstützer bei Facebook.
Vor einem Jahr schien das alles für die meisten Amerikaner undenkbar. Noch vor der Wiederwahl von Barack Obama erklärte seine Außenministerin, sie plane keine zweite Amtszeit. Stattdessen wolle sie ihre Memoiren schreiben und auf Enkelkinder warten. Ein Ausstieg auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Laut Umfragen war sie die beliebteste Politikerin des Landes, selbst 50 Prozent der Republikaner hielten sie für eine richtig gute Ministerin, und die "New York Times" attestierte ihr gar den Status als "Rock Star Diplomat". Nur Polit-Insider ahnten schon, dass der Rückzug aus dem Tagesgeschäft strategisches Kalkül sein könnte: So bliebe Zeit, um in aller Ruhe die Truppen für eine eigene Präsidentschaftskandidatur in Stellung zu bringen. Nur die Fotos, die man damals von ihr sah, schienen zu dieser These nicht zu passen. Hillary Clinton wirkte nachlässig frisiert und übergewichtig, schien offensichtlich überarbeitet und übermüdet. Im Dezember 2012 kam sie nach einem Zusammenbruch für mehrere Tage ins Krankenhaus, machte sich danach in der Öffentlichkeit rar.
Doch seit Anfang Oktober vergeht keine Woche, ohne dass sich die 65-Jährige unter die Society mischt und einflussreiche Entscheidungsträger trifft. Für viele Beobachter das endgültige Indiz für ihre neuen politischen Ambitionen. Aktuelle Umfragen unter Demokraten ergaben, dass zwei Drittel für Hillary Clintons Kandidatur sind. Obamas Vizepräsident Joe Biden, eigentlich der natürliche Anwärter auf den Chefposten, bekommt gerade mal 20 Prozent.
Clinton-Tochter Chelsea, die einstige First Daughter, die 1992 beim Einzug ihres Vaters Bill ins Weiße Haus gerade in die Pubertät kam, hat sich konsequent vom scheuen Mädchen zur selbstbewussten Frau mit Sendungsbewusstsein entwickelt. Sie studierte Politikwissenschaft, unter anderem in Oxford, und war als Beraterin tätig. Ihre zweijährige Arbeit als Reporterin für NBC war vielleicht nicht gerade preisverdächtig, aber darum ging es ihr auch gar nicht: Alle sollten sehen, dass sie sich mit politischen Statements in die Öffentlichkeit wagt. Vielleicht irgendwann sogar im höchsten Amt des Staates? Für Bill Clinton, 67, zumindest eine Option. Auf die Frage, wer von seinen beiden Frauen die bessere Anwärterin auf die Präsidentschaft wäre, sagte er kürzlich auf CNN: "Erst mal ist es meine Frau, weil sie so viel politische Erfahrung mitbringt. Aber mittelfristig ist es Chelsea. Sie weiß so viel mehr über alles als wir! Ich fühle mich regelmäßig wie ein Schüler, wenn ich mich mit ihr unterhalte."

Amerikaner lieben Polit-Dynastien - die Kennedys, den Bush-Clan. Und auch die drei Clintons haben beste Verbindungen in Wirtschaft, Politik und Showbusiness. Hinzu kommt, dass die Clinton-Jahre im Weißen Haus vor dem Hintergrund späterer Krisen und Kriege als Ära des großen Erfolgs in Erinnerung bleiben. Selbst Bill Clintons peinliche Monica-Lewinsky-Affäre kommt der Familie heute zugute: Hillary wird von Frauen wie von Männern hoch angerechnet, dass sie erhobenen Hauptes durch dieses tiefe Tal gegangen ist. Und es gibt kein Porträt über Chelsea, in dem nicht auf die Tapferkeit hingewiesen wird, die sie während "Monica-Gate" bewiesen hat - und auf die damit verbundene innere Stärke.
Dass Bill, Hillary und Chelsea unbeirrbar als Familie zusammengehalten haben, lieben die Amerikaner. Dagegen hatte sogar der Vorwurf des Missmanagements in der Clinton-Stiftung, der vor einiger Zeit aufkeimte, keine Chance. Anfang Oktober benannten der Ex-Präsident und die Ex-Außenministerin die Stiftung in "Hillary, Bill & Chelsea Clinton Foundation" um, machten ein paar strukturelle Änderungen und luden zur "Global Initiative", zu einem Kongress mit illustren Gästen wie Kofi Annan und Sean Penn.
Auf dieser Veranstaltung gab es viele anregende Diskussionen, noch mehr Spenden - und vor allem jede Menge Fotos von Hillary und Chelsea Clinton. Bestes Material für spätere Kampagnen.