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Helmut Dietl + Benjamin v. Stuckrad-Barre Die Sache mit dem Glamour ...

Helmut Dietl und Benjamin von Stuckrad-Barre
Helmut Dietl und Benjamin von Stuckrad-Barre
© Alfred Steffen
Helmut Dietl und Benjamin von Stuckrad-Barre über ihre Kino-Komödie "Zettl", ihre Süchte und die einzigartige Senta Berger

Mehr als 25 Jahre nach seiner Kultserie "Kir Royal" bringt Regisseur Helmut Dietl, 67,

jetzt mit "Zettl" eine Art Fortsetzung ins Kino. Wieder geht es um Macht und Politik, Sex und Klatsch - nur ist der Jahrmarkt der Eitelkeiten von München nach Berlin weitergezogen. "Gala" verabredete sich mit Dietl und seinem Co-Autoren Benjamin von Stuckrad-Barre, 36, zu einer Zugfahrt. Gereist wurde erster Klasse, gezahlt hat jeder für sich. Den Kaffee aber spendierte Dietl, darauf bestand er.

Zur Vorbereitung auf "Zettl" haben Sie geraume Zeit gemeinsam in Berlin verbracht. Wie können wir uns Ihre Recherche vorstellen?

Helmut Dietl Wir haben uns mit Leuten zum Essen getroffen und unseren "Beichtstuhl der Kunst" abgehalten.
Benjamin von Stuckrad-Barre Unsere Sprechzeiten waren von 19 bis 21 Uhr im "Grill Royal" an geraden Tagen - und an ungeraden Tagen im "Borchardt".

Und die Leute, die in den Restaurants "beichteten", wussten, dass sie Bestandteil Ihrer Recherche sind?

Dietl Ja, aber sie wussten auch, dass sie sich auf mich verlassen können …

Also: dass sie vorkommen?

Dietl Genau! (lacht)

"Unschlagbar charakterlos", so der "Zettl"-Untertitel, finden sich Enthüllungsjournalist Max Zettl (Bully Herbig) und Polit-Lude
"Unschlagbar charakterlos", so der "Zettl"-Untertitel, finden sich Enthüllungsjournalist Max Zettl (Bully Herbig) und Polit-Luder Verena (Karoline Herfurth). Im Film gibt der Erfolg ihnen recht ...
© Warner Bros. Ent

25 Jahre nach "Kir Royal" - wie hat sich die Gesellschaft verändert?

Dietl Der Umgang ist härter geworden, sowohl geschäftlich wie privat. Moral ist keine Kategorie mehr, mit so was braucht man gar nicht kommen, das ist old school.

Die Figuren in "Zettl" wirken kälter als Ihre früheren Helden wie Baby Schimmerlos oder Monaco Franze. Gibt es solche Typen heute nicht mehr?

Stuckrad-Barre Wir wollten ja nicht so größenwahnsinnig sein und die komplette Gegenwart beschreiben, sondern wir haben uns beschränkt auf einen ganz bestimmten Ausschnitt dieser Hauptstadt Berlin.
Dietl Die Mitte von der Mitte, das Regierungsviertel.
Stuckrad-Barre Das ist die Bühne für unsere Personen. Und die von Helmut eben beschriebenen Charaktereigenschaften haben wir da beobachtet. So sind dort die Regeln, und aus denen haben wir eine Komödie gemacht. Es ist ja auch so, dass die Dinge, die in der Wirklichkeit passiert sind, seit der Film abgedreht ist, uns nicht unbedingt widerlegt haben.

Es heißt, Sie beide hassen und lieben dieselben Dinge ...

Stuckrad-Barre Wir haben eigentlich nur einen grundsätzlichen Dissens, und zwar bei Hunden. Helmut liebt Hunde, und ich habe Angst vor ihnen und würde sie am liebsten verbieten lassen. Katzen sind okay, aber nur weil sie bei Frauen wahnsinnig gut ankommen.
Dietl Der einzige Grund, warum ich keine Katzen habe, ist meine Katzenhaarallergie. Aber ich habe einen wunderbaren Labrador.

Wen oder was lieben Sie noch?

Stuckrad-Barre Die Frauen!
Dietl Ich auch! Ich kann das sogar beweisen, ich habe ständig geheiratet, gegen jegliche Vernunft. Und glaube grundsätzlich immer noch, dass das richtig ist. Wenn man länger mit einer Frau zusammen ist, wäre es unfair, sie nicht zu heiraten. Ich habe mich da immer anständig verhalten. Ich bin dann später gelegentlich unanständig behandelt worden, aber das hat mich auch nicht abgehalten.
Stuckrad-Barre Und wir mögen es beide, morgens eine Stunde lang mit aller Geduld unser Müsli zuzubereiten. Wir gehen auch beide wahnsinnig gern abends früh essen und sehr früh wieder nach Hause. Gehen, wenn gerade alle anderen kommen. Essen gehen als Aufnahme von Nahrung und nicht mehr.

Klingt etwas freudlos.

Dietl Ich bin seit einem Jahr abstinent und Vegetarier. Ich habe erst das Rauchen, dann das Trinken und kürzlich das Fleisch aufgegeben. Bin aber ständig auf der Suche nach einer neuen Sucht. Nur, gewisse Süchte hält man gesundheitlich nicht mehr aus, wie die Nikotinsucht. Bei mir hat eine Stange gerade mal zwei Tage gereicht.
Stuckrad-Barre Süchtig bin ich nach dem Hermès-Parfum, das du mir geschenkt hast. Da denke ich jetzt immer, der Helmut ist zu Besuch, weil ich genauso rieche.
Dietl Vorher hatte ich dieses Tahiti-Öl ...

Das so gut ankam bei den Frauen?

Dietl Ja, aber das war wahnsinnig anstrengend. Immer wenn ich das benutzt hab, ist was passiert. Meine Frau hat mir das tahitianische Öl verboten.
Stuckrad-Barre Es gibt noch etwas, das uns verbindet: Wir gehen eigentlich nie ins Kino, nur einmal im Jahr zusammen in ein kleines Programmkino in Berlin und gucken uns im Original den neuen Woody-Allen-Film an.

Und wenn Woody Allen stirbt?

Dietl Nein, der stirbt nicht.
Stuckrad-Barre Und wenn, dann macht er aus dem Grab noch zehn Filme.

Senta Berger, im Film wieder die Mona aus "Kir Royal", hingegen ist und bleibt eine Frau mit Stil.
Senta Berger, im Film wieder die Mona aus "Kir Royal", hingegen ist und bleibt eine Frau mit Stil.
© Warner Bros. Ent.

Aber jetzt zurück nach Deutschland: Gibt es hierzulande wahren Glamour?

Stuckrad-Barre Ich habe vor Kurzem als Bildunterschrift eine irritierende Bezeichnung des Ehepaars Wulff gelesen: "das Glamour-Paar". Daran stimmt ja außer "Paar" gar nichts. Also, wenn diese beiden Menschen glamourös sind ...
Dietl Die Sache mit dem Glamour ist in Deutschland sowieso problematisch.
Stuckrad-BarreSenta Berger gibt es, und das war’s. Mit der allerdings würde ich auch heute noch jederzeit mit 50 Euro in der Tasche durchbrennen, wenn sie mich ließe. Die ist glamourös.
Dietl Würde sie vielleicht auch, die hat nur keine Zeit. Glamourös ist nicht unbedingt eine deutsche Spezialität. Wenn jemand Glamour hat, ist er gleich verdächtig, unseriös zu sein. Es gibt Fernsehstars, die Neubauer, die Vroni (Veronica Ferres, seine Ex-Freundin, Anm. d. Red.). Kinostars wie in Frankreich oder England gibt es bei uns kaum. Bestimmte und durchaus viele Leute gehen ins Kino wegen Til Schweiger, Bully oder Matthias Schweighöfer.

Ein bissl Klatsch: laut der Vroni können Sie nicht toasten, Herr Dietl ...

Dietl Stimmt. Weil man genau den richtigen Moment erwischen muss.
Stuckrad-Barre Deshalb habe ich auch kürzlich bei der ersten Schwulenhochzeit, auf der ich war, einen durchsichtigen Toaster geschenkt. Der ist toll, weil man genau den Bräunungsgrad sehen kann. Haben Sie nicht noch so eine tolle Klatsch-Zeile?

Takt ist für ihn ein Fremdwort: Provinzfürst Scheffer (Harald Schmidt) spielt in "Zettl" auf der Klaviatur der politischen Intri
Takt ist für ihn ein Fremdwort: Provinzfürst Scheffer (Harald Schmidt) spielt in "Zettl" auf der Klaviatur der politischen Intrigen.
© Warner Bros. Ent.

"Da kam ein junges Ding - Ehe kaputt". Eine Schlagzeile, die auf ihre Liaison mit Veronica Ferres anspielte, Herr Dietl.

Dietl Na ja, ich war verheiratet. Mit einer Französin, aber sie war nur unwesentlich älter als die Vroni. Wir mögen uns heute noch, wie Brüderchen und Schwesterchen. Sie lebt aber in der Karibik.

Haben Sie denn noch ihr Haus in Kalifornien?

Dietl Nein.
Stuckrad-Barre Das hat der Maschmeyer gekauft.
Dietl (lacht) Nein, das habe ich verkauft und da wohnt jetzt der Uli Edel drin.

Herr von Stuckrad-Barre, Helmut Dietl ist glücklich verheiratet, und Sie? Kinder? Hochzeit mit ihrer Freundin, einer Journalistin?

Stuckrad-Barre Alles, ja. Auf jeden Fall.

Die deutschen Fernsehstars sagen auf diese Frage ja immer: ich bin sehr glücklich.

Dietl Wie die Vroni immer gesagt hat: Ich will nur meinen neuen Film bewerben. Hili Ingenhoven, Bettina Lüke

gala.de

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