Diesmal beehrt er uns schon zwischen den Jahren: In acht neuen "Bergdoktor"-Folgen (ab 29. Dezember, donnerstags 20.15 Uhr im ZDF) ist Hans Sigl, 53, alias Martin Gruber unverdrossen zum Wohl seiner Patienten unterwegs – auch wenn es zu Hause Probleme gibt. Gleich zu Beginn von Staffel 16 muss der Bergdoktor eine knifflige private Situation lösen. Aber gerade solche Verwicklungen sind ein Erfolgsgeheimnis der Serie, sagt Sigl. Denn in jeder Familie kracht's schließlich mal im Gebälk, so wie auf dem Gruber-Hof – und am Ende ist alles wieder gut.
GALA: Träumen Sie manchmal schon vom Bergdoktor?
Hans Sigl: Nein, meine Psychohygiene ist völlig intakt. In Gruberisch habe ich noch nie geträumt. Ich lasse die Arbeitswelt am Ende eines Drehtags hinter mir. Dabei hilft mir Golfen. Ich bin fast schon etwas verrückt, was das angeht. Spätestens nach der zweiten Bahn ist jeglicher Stress verschwunden. Golfen ist wie Schauspielern: Je mehr man will, desto krampfiger wird's. Und je mehr man loslässt, desto besser gelingt es.

Als Bergdoktor sind Sie ständig an der frischen Luft, da muss es einem doch gut gehen, oder?
Die Natur erdet mich. Und ist mein Kraftort! Ich kann es wärmstens empfehlen, in den Wald zu gehen und die Sinne zu schärfen. Mir tut die Stille inmitten der Bäume jedenfalls sehr gut.
Schwimmen gehen Sie ebenfalls draußen – im Hintersteiner See nahe Ellmau. Ab welcher Temperatur bleiben Sie lieber am Ufer?
Beim Dreh der ersten Folge dieses Jahr hatte es draußen 8 Grad, die Wassertemperatur lag bei höchstens 17 Grad. Das war schon grenzwertig. Wenn ich privat schwimme – rund eine Stunde –, dann darf es gerne etwas angenehmer temperiert sein. Sobald man sich auf den Rhythmus einlässt, hat Schwimmen etwas sehr Meditatives.
Und wie fühlt man sich nach dem Bad im kalten See?
Einfach nur glücklich. Und demütig und dankbar, weil ich seit langer Zeit am Wilden Kaiser drehen darf. Wenn ich auf das Bergmassiv blicke, wird mir das einmal mehr bewusst.
Hört sich an, als sei Elmau mittlerweile eine Art Heimat für Sie.
Meine Arbeitsheimat, ja. Am Wochenende fahre ich aber immer nach Hause an den Ammersee. Dort zieht's mich im Sommer auch sofort ans Wasser. Ich schnappe mir das Stand-up-Board, paddle von einem Dorf zum anderen, gönne mir zwischendrin ein Eis oder lungere ein bisschen am See herum, herrlich!
Zurück nach Elmau: Wie lange dauert es, bis Sie sich in den Bergdoktor verwandelt haben?
In der Maske bin ich vielleicht zehn Minuten. Dann noch schnell umziehen, und in einer guten Viertelstunde ist der Gruber fertig.
Wie sehr ähneln Sie Martin Gruber?
Gar nicht. Er ist eine Filmfigur, klar von mir abgegrenzt. Ich bin glücklich verheiratet, er hat das bisher nicht hingekriegt. Ich habe ihn allerdings mit einigen Attributen ausgestattet, die mir sinnig erscheinen. Empathie etwa. Obwohl – empathisch bin ich privat natürlich auch. (lacht)
Der Bergdoktor rast mit seinem Auto ziemlich schnell die Berge hinauf. Haben Sie da keine Angst, mal eine Kuh umzufahren?
Das scheint nur so, Frau Ochs, das scheint nur so. Ich fahre sehr gemütlich, die Dynamik entsteht erst durch die Kameras. Wenn wir mit einer Drohne drehen, ist das Tempo maximal 40 Stundenkilometer. Im Film wirkt's aber viel schneller.
Sind am Set inzwischen alle eine kleine Gruber-Familie?
Irgendwie schon. Es ist schön, mit so vielen vertrauten Menschen in unserem gallischen Dorf zusammenzuarbeiten. Ein bisschen hat die gute Stimmung sicher auch mit der Region zu tun. Mit dem Wilden Kaiser vor Augen ist man per se schon gut drauf.
Wer ist die Mutter der Kompanie?
Die Mutter aller Söhne: Monika Baumgartner. Sie ist handwerklich sehr begabt. Wenn ein Tisch wackelt, richtet sie das. Oder wenn der Traktor umgestellt werden muss, sitzt sie vor allen anderen oben und erledigt das fix.
Und was ist Ihr Part?
Ich würde mich als Motivator bezeichnen, als Gute-Laune-Bär. Ich mag es, das Team zusammenzuhalten. Ein liebgewonnenes Ritual ist, dass ich morgens jeden begrüße. Früher per Handschlag, jetzt per Fistbump. Oder ich verteile Brieflose und spendiere mal eine Runde Eis.
Was schenken Sie den Zuschauern mit dem Bergdoktor – ein kuscheliges Gefühl?
Eher die Zuversicht, dass am Ende doch alles gut wird. Und dass man als Familie gemeinsam einen Weg finden kann, wenn man denn will. Der Martin macht's vor: Er wohnt mit über 50 Jahren auf dem Hof seines Bruders – übrigens nichts Ungewöhnliches hier in der Gegend. Er muss sich ständig mit allen zusammenraufen, damit das Zusammenleben funktioniert.
Wird Ihnen die Rolle nie langweilig?
Nein, sie gefällt mir nach wie vor, weil sie sich stetig weiterentwickelt. So viel sei verraten: In dieser Staffel passiert etwas Elementares in der Familie, das dem Ganzen eine neue Richtung gibt. Auch die 17. Staffel im nächsten Jahr steht bereits. Irgendwann wird aber sicher der Punkt kommen, an dem ich feststelle, dass mein Part auserzählt ist. Mit dem Martin in Rente gehen werde ich nicht.
Sie haben ja auch andere Projekte, wie eine Quizshow, die Sie dieses Jahr für RTL moderiert haben. Und die große ARD-Silvestershow, die jetzt ansteht.
Eine Abwechslung, die ich sehr genieße. Was viele nicht wissen: Vor meiner Schauspielkarriere war ich Moderator. Es fühlt sich erfrischend an, mal die eigenen Worte zu sprechen.
Müssen Sie sich als Bergdoktor genau ans Drehbuch halten?
Selbst da bin ich mittlerweile recht frei. Abgesehen von den medizinischen Fachbegriffen lerne ich den Text nur peripher. Im Zusammenspiel mit den Kollegen passe ich ihn dann an. Ebenfalls ein Punkt, der meine Rolle so attraktiv macht.