Beim Interview in Hamburg bestellt Hannes Jaenicke, 60, Falafel-Bällchen aus Kichererbsen. "Lecker", findet der Schauspieler, der nicht nur Vegetarier ist, sondern sich auch seit Jahren mit dem Wassersprudlerhersteller SodaStream gegen sinnlose Verwendung von Plastik einsetzt.
Hannes Jaenicke: "Bei Wein und Zigaretten bin ich nicht diszipliniert"
GALA: Haben Sie Corona-Kilos?
Hannes Jaenicke: Nein. Ich musste 2001 drei Monate für einen Film zunehmen, das war eine Qual. 15000 Kalorien am Tag – ich habe neun Kilo zugelegt, aber meine Mutter hat nicht mal was gesehen.
Sind Sie sehr diszipliniert?
Nein. Bei Wein und Zigaretten bin ich nicht diszipliniert. Bei Eis und Schokolade auch nicht. Aber ich bin seit 40 Jahren Vegetarier und Teilzeit-Veganer. Und bei der Vermeidung von Plastik bin ich sehr diszipliniert.
Wieviel Plastik findet sich in Ihrem Alltag?
Meine Espressomaschine besteht zu Teilen aus Hartplastik. Ich bin Surfer, Kiter und Segler, da geht ohne Kunststoffe wenig. Aber Verpackungsplastik kann man vermeiden. Einkaufen gehe ich mit meinen alten Stoffbeuteln. Es gibt auch keinen Grund, Mineralwasser nach Hause zu schleppen. Unser Leitungswasser wird alle paar Sekunden auf seine Keimfreiheit geprüft.
Wieso engagieren Sie sich so?
1986 musste ich mit Herbert Grönemeyer für einen Film rudern lernen und wir gingen in einen Kölner Ruderclub. Damals ereignete sich der Grossbrand bei Sandoz, ein Chemieunfall in der Schweiz, der den Rhein vergiftet hat. Es war das größte Fischsterben in Europa. Das Rudertraining fiel aus, man konnte nicht mal in die Nähe des Rheins gehen. Da habe ich gedacht, man muss ein bisschen mehr tun als 50 D-Mark Jahresbeitrag an Greenpeace.
Hannes Jaenicke: "Meine bessere Hälfte hat nicht mal einen Führerschein"
Wie grün leben Sie privat?
Ich wohne in einer umgebauten Holzscheune. Ich habe keinen Wäschetrockner, sondern einen Wäscheständer. Das Licht brennt nur, wenn es sein muss. Ich heize für mich alleine sehr wenig. Bei Frauenbesuch drehe ich aus Rücksicht die Heizung auch mal hoch. (lacht) Ich fahre Elektroauto und habe Ökostrom. Meine Spülmaschine habe ich noch nie benutzt, das macht meine bessere Hälfte. (Jaenicke soll mit Schauspielerin Ellenie Salvo González, 41, liiert sein, Anm. d. Red.) Sie behauptet, mit der Hand spülen verbraucht mehr Wasser.
Was ist bei Frauen ein No-Go?
Pelz geht gar nicht, aber auch Fast Fashion, SUV oder Sportwagen fahren. Meine bessere Hälfte hat nicht mal einen Führerschein.
Werfen Sie Lebensmittel weg?
Nur, wenn ich verreist bin und etwas im Kühlschrank vergessen habe. Ich hasse das. Ich komme aus einem Haushalt der Kriegsgeneration. Wenn die Milch sauer wurde, hat meine Mutter Quark daraus gemacht. Mein Vater hat seine Familie Mitte der Vierzigerjahre damit ernährt, dass er in Frankfurt hinter US-Jeeps hergelaufen ist. Sobald Soldaten ihre filterlosen Zigaretten weggeschnippt haben, hat er die Tabak-Krümel eingesammelt und auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Fragen Politiker Sie um Rat?
Gelegentlich. Kürzlich war ich bei Markus Söder in München. Wir haben uns angeregt und konstruktiv unterhalten. Und er hat auf einem Schreibblock mitgeschrieben. Großartig!