Es ist zum Verrücktwerden! Wo immer Gwyneth Paltrow mit jugendlich federndem Gang auftaucht: Sie wirkt perfekt. Ihr Engelshaar fällt über die yogagestählten Schultern, das Lächeln des Hollywoods-Stars, der laut Pass 45 Jahre alt ist, erfrischt wie ein Ingwer-Shot, und ihr altersloses Gesicht überzeugt selbst Skeptiker von den Vorzügen makrobiotischer Ernährung.
Bei Gwyneth Paltrow gibt es scheinbar keine Probleme
Selbstredend, dass sie die heißesten Typen klar machte (Ben Affleck! Brad Pitt!). Dann bekam sie mit Schmusesänger Chris Martin, 41, quasi nebenbei zwei Kinder. Und sogar das Scheitern der Ehe wurde als Sieg gefeiert. "Bewusst und in tiefer Freundschaft" trennten sich die beiden 2014. Inzwischen ist sie glücklicher denn je – mit ihrem VerlobtenBrad Falchuk, 47, der sich blendend mit ihrem Ex und ihren Kindern versteht. Und wenn Gwyneth für ihre Lieben im weißen Kleid Muscheln anbrät, bekommt sie natürlich keinen Fettspritzer ab. Hach, was gäbe frau nicht alles dafür, ein bisschen so sein zu können wie diese scheinbar heilige Wonder Woman!
Mit dem Unternehmen "goop" heimst Paltrow Millionen ein
Eine Menge Dollars auf jeden Fall. Die Sehnsucht der Frauen nach dem perfekten Leben hat Gwyneth Paltrow dazu benutzt, ein Wellness-Imperium aufzubauen, dessen Wert inzwischen auf eine Viertelmilliarde Dollar geschätzt wird: Goop. Was 2008 als Newsletter für Bekannte begann, mit Insidertipps zu Restaurants und Spas, ist heute ein Riesengeschäft. Allein die Webseite goop.com zählt 2,4 Millionen Besucher pro Monat, dazu kommen Bücher, eine Zeitschrift, Podcasts und Wellness-Kongresse. Auf all diesen Kanälen verbreitet die Chefin seitdem ihre frohe Botschaft: Wer meinen Lifestyle-Ratschlägen folgt, der wird so schön und glücklich wie ich! "Ich möchte dir helfen, deine Probleme zu lösen", verkündet Gwyneth Paltrow, die selbst scheinbar gar keine Probleme hat.
"Selbst das Augenrollen kann ich zu Geld machen"
Außer das eine, und das wiegt dann doch ziemlich schwer: Sie hätte gern ein drittes Kind bekommen, wie sie dem "New York Magazine" jetzt gestand. Während der Ehe mit Chris Martin erlitt sie nach Apple, 14, und Moses, 12, eine Fehlgeburt. Heute sei sie zu alt für ein Baby – und zu busy. Die Welt des schönen Scheins hat ihren Preis. Auf goop.com kann man für 27 Dollar ein "Psychic Vampire Repellent" erstehen, ein Spray, das schlechte Energie vertreiben soll (im Moment vergriffen). Ebenso einen in einer 24-Karat-Goldkette versteckten Vibrator (149 Dollar) oder Jade-Eier für die Vagina (66 Dollar), die angeblich zu innerer Stärke verhelfen. Die Eier haben Gwyneth Paltrow viele Schlagzeilen gebracht, so wie auch ihre Ziegenmilch-Detox-Kur oder Dampfbäder für den Intimbereich. Selten waren die Berichte allerdings positiv. Doch selbst wenn die Produkte und Praktiken regelmäßig Kritiker auf den Plan rufen oder Ärzte und Wissenschaftler davor warnen – nach jedem Shitstorm klingelt die Goop-Kasse nur noch lauter. "Selbst das Augenrollen kann ich zu Geld machen", triumphiert Paltrow.
Sind Gwyneths Paltrows Tipps gesundheitsgefährdend?
Als Goop kürzlich "The Mother Load" anpries – Vitamine für Frauen, die gerade ein Baby bekommen haben (30 Stück für 90 Dollar) –, wurde damit bereits am ersten Tag ein Umsatz von rund 100000 Dollar erzielt. In unsicheren Zeiten suchen Menschen nach Sicherheit, auch bei Fragen des persönlichen Wohlbefindens. Diesen Trend hat Gwyneth Paltrow, die sich aus dem Filmgeschäft inzwischen fast völlig zurückgezogen hat, früh erkannt. Das kann man clever finden – von ihr. Oder gesundheitsgefährdend – für jene, die ihr folgen.
Anna Wintour zweifelt an dem Wellness-Konzept
"Vogue"-Chefin Anna Wintour, die ihr im vorigen Jahr half, das Goop-Magazin herauszubringen ist jedenfalls nach nur zwei Ausgaben mitsamt ihrem Verlag Condé Nast ausgestiegen. Wintour hatte gefordert, die Wellness-Tipps unabhängig überprüfen zu lassen. Paltrow lehnte ab: Es gehe nicht um Fakten, man wolle doch nur unkonventionell das Leben der Menschen bereichern. Inzwischen bringt sie ihr Magazin mit einem anderen Verlag heraus, heuerte jedoch einen Ernährungswissenschaftler an und einen Profi, der die Fakten checkt. Ob sie ihnen folgt, bleibt offen. Wichtig ist erst mal, dass der schöne Schein gewahrt bleibt.