Was hat sie nicht schon alles gestemmt! Rannte als Lola durch Berlin. Kämpfte an der Seite von Matt Damon im Hollywood-Blockbuster "Die Bourne Identität". Bandelte im Drogendrama "Blow" mit Johnny Depp an (damals noch attraktiv). Schnitt. 2012 heiratete Franka Potente den US-Schauspieler Derek Richardson. Die letzten Jahre verbrachte sie abgesehen vom Schreiben – Romane, Kurzgeschichten, ein Drehbuch – mit Mama-Sein. Ihre Töchter Polly und Georgie sind jetzt fünf und drei Jahre alt. Die vielen durchwachten Nächte haben keine Spuren hinterlassen: Beim Treffen in Berlin wirkt die 42-Jährige, als sei die Zeit an ihr vorbeigerast.
Sie sehen großartig aus. Was ist Ihr Geheimrezept?
Erst mal danke schön. Vielleicht kommt das, weil ich vor zwei Jahren Veganerin geworden bin. Seitdem habe ich klare Haut und schlafe wunderbar. Mein Cholesterin war nicht so toll, ich bin erblich vorbelastet. Deshalb meinte mein Kardiologe: "Entweder nehmen Sie starke Medikamente – oder Sie werden Veganerin." Innerhalb von drei Monaten haben sich meine Cholesterinwerte massiv verbessert. Demnächst sind Sie bei uns im TV als Hobby-Ermittlerin zu sehen, die den Mord an der isländischen Elfenbeauftragten aufklären will. Was meinen Sie, gibt’s tatsächlich Elfen? In Island auf jeden Fall. (lacht) Und ich finde es schön, dass sich eine ganze Nation Raum für Träumereien reserviert hat. Wenn eine neue Straße gebaut wird, konsultiert man zuerst die Elfenbeauftragte und fragt, ob man womöglich welche vertreiben würde.
In Ihrer Rolle zeigen Sie etliche Tattoos. Alle echt?
Aber sicher!
Haben Sie auch die Namen Ihrer Töchter oder den Ihres Mannes eingestichelt?
Beides. Wenn man schon mal dabei ist … (lacht) Ich lasse mir meine Tattoos nach dem Lustprinzip stechen.
Gehen Sie immer zum selben Künstler?
Nein, in Los Angeles habe ich sogar zwei oder drei. Ich finde es nicht so schön, wenn sich alle Tätowierungen ähneln. Viele habe ich mir auch auf Reisen stechen lasen. Ich sehe sie an und erinnere mich: Dieses stammt aus Berlin, das aus Kapstadt, jenes aus Wien. Quasi ein Lebensalbum.
In den USA gilt: Schön sein heißt perfekt sein. Hat dieses Prinzip auf Sie abgefärbt?
Ich finde, das muss jeder selber wissen. Mein Prinzip ist: leben und leben lassen. Allerdings fällt es manchmal schon schwer, in diese starren, operierten Gesichter zu schauen und das nicht irgendwie traurig zu finden.
Haben Sie die Sorge, dass Ihre Töchter später auch mal so aussehen könnten?
Mein Mann und ich versprechen uns jeden Tag, dass wir unser Allermöglichstes tun werden, damit genau das nicht passiert.
Sprechen Sie zu Hause deutsch?
Mit Oma und Opa über Facetime, ja. Ansonsten habe ich das Deutschlernen mit den Kindern ein wenig vertagt. Wir sind relativ streng, was Fernsehen und Süßes angeht. Daher lasse ich an anderer Stelle Fünfe gerade sein.
Wie teilen Sie sich die Arbeit mit Ihrem Mann auf? Wer bleibt zu Hause?
Bis jetzt hat es sich immer ergeben, dass immer einer da war. Nach Island sind wir sogar alle zusammen für drei Monate gereist. (Ihr Mann spielt in den Krimis ebenfalls mit; Anm. d. Red.) Das hat zeitlich wunderbar gepasst, denn seine Serie "Anger Management" mit Charlie Sheen war gerade zu Ende.
Wünschen Sie sich weiteren Nachwuchs?
Mit zwei Mädchen bin ich ganz gut bedient. Die Geburt, die ersten Jahre, in denen man kaum zur Ruhe kommt das war schon hart. Das sagt einem ja vorher keiner. Außerdem möchte ich es beruflich noch mal wissen: Ich will Regie führen. Jetzt oder nie! Mit einem weiteren Kind wäre ich noch mal zwei bis drei Jahre beschäftigt, da wir uns um alles selbst kümmern. Also: Nein!
Solveig, Ihre Figur in den Krimis, ist sehr entschieden. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Das trifft genau so auch auf mich zu. Solveig ist eine Alternative meiner Selbst, die ich gewesen wäre, wenn ich keine Familie hätte: eine Frau, die weder verheiratet ist noch Kinder hat und das ganz gut findet. Ich bin jetzt das andere Ende des Regenbogens. Mein Ich, mein Job ist gerade nicht wichtig, die Kinder gehen vor. Lustig, welches Bild meine Kinder von ihrer Mama haben. Kürzlich habe ich meine älteste Tochter gefragt: Was denkst du, was Mami macht, wenn du im Kindergarten bist? Sie antwortete: schlafen!
Wirklich nett.
Genau. Dann sagte sie: Wenn ich groß bin, möchte ich Ärztin werden. Und du kannst ja Kellnerin sein. Ha, das war ich schon!
Was müsste passieren, damit Sie ganz nach Deutschland zurückkehren?
Mein Mann müsste endlich deutsch sprechen. Aber da er sehr mit seiner Familie verbunden ist, würde ich ihn wohl auch dann nicht aus Amerika wegkriegen. Wir reisen allerdings oft nach Europa.
Würden Sie sich als glücklich bezeichnen?
Ich bin momentan sehr glücklich. Langweilig wird’s bei uns nie, das ist entscheidend. Ich kann Langeweile nicht leiden. Und: Alle sind gesund, das ist am wichtigsten.
Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Das Leben ist und bleibt unwägbar. Wenn alles so gekommen wäre, wie ich es mir früher gedacht habe, wäre ich jetzt Ensemble-Mitglied des Stadttheaters Münster, was auch okay wäre. So aber lebe ich in Los Angeles und werde hoffentlich mein Drehbuch als Regisseurin verfilmen. Und in zehn Jahren will ich am liebsten nur noch produzieren und Bücher schreiben.