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Franca Lehfeldt Über Feminismus und "alte weise Männer"

Franca Lehfeldt
Franca Lehfeldt
© Franziska Krug / Getty Images
Franca Lehfeldt packt ein heikles Thema an: Es geht um die pauschale Kritik an Männern und um Stutenbissigkeit unter Frauen. 

Sie erscheint in Reithosen. Nach ihrem Moderationsjob beim Berliner TV-Sender "Welt" fährt Franca Lehfeldt, 33, gerne direkt zu Pferd Fritzi. Auf dem Weg dorthin nimmt sich die Ehefrau von FDP-Chef Christian Lindner, 44, aber die Zeit, um mit GALA über ihr Buch "Alte weise Männer" zu sprechen. Darin lässt sie mit Kollegin Nena Brockhaus Protagonisten zu Wort kommen, die mit ihren Ansichten oft als nicht mehr zeitgemäß gelten, also als "alte weiße Männer" verlacht werden. Zu Unrecht, findet Lehfeldt. Man sollte Männern wie Schauspieler Heiner Lauterbach oder SPD-Politiker Peer Steinbrück mehr zuhören – um zu lernen. 

Franca Lehfeldt: Sie wünscht sich ein neues Miteinander

GALA: Sie haben den Buchtitel "Alte weise Männer" in Abgrenzung zu den "alten weißen Männern" verwendet, die seit einigen Jahren als rückständig, herablassend und machthungrig in der Kritik stehen.
Franca Lehfeldt: Er impliziert ein Feindbild und spielt nicht nur die Geschlechter, sondern auch Generationen gegeneinander aus. Wir müssen aber vom Gegeneinander zu einem Miteinander kommen.

Womit haben Ihre Gesprächspartner Sie beeindruckt?
Es waren die Momente, in denen sich die alten weisen Männer geöffnet  haben. Wenn ein Top-Wirtschaftsmanager wie Wolfgang Reitzle über Fehler spricht und reflektierend feststellt, dass er gerne mehr Zeit mit seiner Familie verbracht hätte oder mein Vater (der Hamburger Unternehmer  Claus-Holger Lehfeldt; Anm. d. Red.) über sein Leben als "Kuckuckskind" spricht, dann waren das Momente, in denen diese starken Männer beinahe zart wirkten und Wasser in den Augen hatten. Diese Ehrlichkeit ist das  Besondere an unserem Buch. 

Welche Werte dieser Männer sollten überdauern?
Das Bekenntnis zum Leistungsprinzip, zum Individualismus und ihre Aufrichtigkeit. Keiner der Männer führt Debatten in einer schwarz-weißen Denkschablone – das halte ich für  besonders wichtig, wenn es zu der "Gender-Debatte" kommt.

Sie lehnen das Gendern ab. 
Ich sehe darin keinen emanzipatorischen Vorteil. Wenn ich als "Gast*in" angekündigt werde, fühle ich mich nicht als Frau gestärkt, gleichgestellt oder angesprochen.

Zurück zu den Vorteilen der weisen alten Männer.
Sie denken die Gesellschaft als großes Miteinander. Drei meiner Gesprächspartner zitierten Kennedy: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst." Dieser Leitsatz sollte wieder mehr in den Vordergrund rücken.

Pferde sind ein großer Teil ihres Lebens

Sie haben mit Ihrem Chef Stefan Aust über Journalismus und Pferde gesprochen. Hat er Sie auch beim Kauf Ihres Pferdes Fritzi beraten?
Nein, ihn habe ich erst angerufen, als die Röntgenbilder auf dem Tisch lagen, also kurz vor dem Kauf. Fritzi ist ein Zufallstreffer oder ein Kuss des Schicksals. Ich hatte ein Reporter-Training, der Austragungsort war ein Privatgelände mit Stallungen. Er stand plötzlich da, und ich hatte sofort einen Draht zu diesem Pferd. Als ich erfuhr, dass er zum Verkauf stand, bin ich noch einmal in mich gegangen.
Ist Reiten charakterbildend?
Absolut. Meine Eltern haben mich schon aufs Shetland-Pony gesetzt, da konnte ich noch nicht laufen. Bei jedem Wetter sind sie mit mir zum Pferdehof gefahren, ich bin sehr dankbar dafür. Mit zehn Jahren habe ich ein Pony bekommen, es stand bei Nachbarn auf der Weide. Das eigenwillige Tier in Kombination mit einer konsequenten Trainerin war eine harte Schule. 

Mit Christian Lindner im Pferdestall

Die Begeisterung für Pferde haben Sie auch Ihrem Mann vermittelt.
Das habe ich arrangiert, ja. (lacht) Es ist wirklich witzig, weil Reiten aus sportlicher Sicht unser kleinster gemeinsamer Nenner ist. Joggen hatten wir probiert, aber das sagt meinem Mann nicht zu. Er sitzt gern auf seinem Rudergerät und schaut dabei eine Serie, das ist mir zu öde. Beim Tennis muss man sich die Bälle zuspielen, das klappte leider nur selten. (lacht)
Wie ging die Hobby-Suche weiter?
Wandern wäre eine Option, in Berlin geht man aber eher spazieren. Irgendwann hat Christian gesagt: "Ich werde kein Ludger Beerbaum und auch keine Isabell Werth. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wir mal zusammen ausreiten." Seitdem nimmt er Reitstunden, vielleicht klappt es schon im Sommer.

Ihr Mann mistet auch die Box Ihres Pferdes aus.
Hammer, oder? (lacht) Also, das kam komplett von ihm und nicht von mir, muss ich sagen. Wir waren beide Weih­nachten im Stall. Und dann sagte er ganz salopp: "Dann hole ich jetzt mal die Karre." Und ich dachte, das wird ja was. Aber er hat es tipptopp gemacht. Es waren viele Frauen im Stall, und es ging ein anerkennendes Raunen rum, ein echter "Wendy"­Moment. (lacht)

"Der Flirt hat seine Leichtigkeit verloren"

Sie schreiben im Buch: "Der früher gemochte Gentleman trägt heute Handschellen und ein Pflaster auf dem Mund."
Der Flirt hat seine Leichtigkeit verloren. Heiner Bremer formuliert es schön in unserem Buch: "Ein stilvoller Flirt war eine wunderbare Form des Kom­pliments. Bis zu einem gewissen Grad versteht sich. Frauen und Männer haben sich signalisiert, wie weit ein Flirt geht und wo Schluss ist." Dem würde ich zustimmen. Gemeint sind auch Gesten, wie der Frau die Tür aufzuhalten oder ein Kompliment zu machen. Dies steht selbstverständlich nicht im Kontext sexueller Gewalt. Jede Form von übergriffigen sexuellen Handlungen ist zu verurteilen. Aber ein Kompliment ist etwas Wunderbares.

Der Mann darf auch ein Gentleman sein und eine Frau zum Essen einladen.

Ist Ihr Mann ein Gentleman?
Ja, das würde ich sagen. (lächelt)

Sie schreiben, Sie arbeiten lieber mit Männern, warum?
Das ist autobiografisch begründet. Meine Co­-Autorin Nena Brockhaus und ich haben es schon oft in unseren Karrieren erlebt, dass Türen von Frauen zugeschlagen und zugehalten wurden. Während Männer sich ver­bünden und Räuberleitern bauen, sehen Frauen oft eine Wettbewerberin.

Sind Sie eine Feministin?
Ich würde sagen, ich bin Individualistin. Mir ist es gleich, welches Geschlecht, Alter oder welche Hautfarbe jemand hat. Es kommt darauf an, welche Werte sie oder er lebt. Man muss immer auf das Individuum schauen.

Sie spricht über ihren Kinderwunsch

Ihr Vater erklärt im Buch, dass er heute keine Kinder in die Welt setzen würde. Wie sehen Sie das?
Da halte ich es mit Stefan Aust: "Die Menschheit wäre längst ausgestorben, wenn sich Eltern vorher überlegt hätten, ob sie Kinder kriegen wollen oder nicht." Im Gegenteil. Es ist doch eine Chance, seinen Kindern Werte mitzugeben für die Welt von morgen.

Sie wollen also Kinder?
Ja, den Wunsch haben wir.

Gala

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