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Mental Health Matters Durch toxischen Ex-Partner bekam Nadine Klein Panikattacken

Nadine Klein
Nadine Klein
© Alexander Fischer
Eskalierte Streitigkeiten, Kontrolle, Manipulation: Nadine Klein erlebt in einer früheren Partnerschaft psychische Gewalt. Die Ex-"Bachelorette" bekommt Panikattacken. Bei "Mental Health Matters" erzählt sie nun ihre Geschichte. +++ TW: Im Interview werden die Themen toxische Partnerschaft und Panikattacken behandelt. +++

"Er hat [...] mir gedroht, mein Leben zu zerstören, falls ich jemals etwas Schlechtes über ihn sage", gesteht Nadine Klein im "Mental Health Matters"-Interview. Der Ex-"Bachelorette" fällt es sichtlich schwer, über ihren toxischen Ex-Partner zu sprechen. Sie atmet schwer, holt oft tief Luft, überlegt.

Doch Nadine möchte mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. "Befragungen belegen, dass häusliche Gewalt in vielen Partnerschaften und Familien zugenommen hat. Es betrifft mehr Frauen, als man denkt – statistisch gesehen jede dritte", erklärt die Influencerin.

Nadine Klein: "Er hat mich um Geld geprellt, mein Handy gehackt und mir gedroht"

Als neue Botschafterin der Kampagne "Liebe ohne Gewalt" von YSL Beauty und der Initiative Sicherheim will sie anderen Betroffenen Mut machen und das Thema Gewalt in Partnerschaften enttabuisieren. Das klappt am besten mit einer persönlichen Geschichte, in der sich andere Betroffene wiederfinden …

Mit der Interviewreihe "Mental Health Matters" möchte GALA das Thema mentale Gesundheit in den Mittelpunkt rücken, aufklären und psychische Erkrankungen entstigmatisieren.

GALA: Du hast selbst Erfahrungen mit einem toxischen Partner gemacht. Was ist dir passiert?
Nadine Klein: Ich habe beinahe alles durchlebt, was im Rahmen der Kampagne “Liebe ohne Gewalt” als Warnzeichen manifestiert wurden: Beleidigungen, Kontrolle, Manipulation, krankhafte Eifersucht, Demütigungen und Erpressung. Ich konnte nichts richtig machen, seine Stimmungsschwankungen hat er immer an mir ausgelassen und mir dann die Schuld dafür gegeben. Er hat sich einfach immer von irgendetwas – teils von Kleinigkeiten – provoziert gefühlt.

Er hat mich um Geld geprellt, mein Handy gehackt und mir gedroht, mein Leben zu zerstören, falls ich jemals etwas Schlechtes über ihn sage.


Aber so hart und deutlich das jetzt klingt, damals war mir meine Situation nicht klar. Er hat sich immer rausgeredet, die Schuld auf mich geschoben, Besserung gelobt und geschworen, dass seine Worte oder sein Verhalten nur Ausrutscher waren. Dadurch hab ich viel zu lange über vieles hinweggesehen. Natürlich gab es auch schöne Momente, Liebesbekundungen und Komplimente – eine Beziehung ist eben nie durch und durch toxisch.

"Ich habe irgendwann nur noch in Angst gelebt"

Wie hast du gemerkt, dass etwas schiefläuft und dir die Beziehung nicht mehr guttut?
Als ich körperlich nicht mehr konnte und seine Worte mit seinen Taten nicht mehr übereingestimmt haben. Mein Blutdruck war viel zu hoch.

Ich habe Schlafstörungen und Panikattacken entwickelt. Manchmal bin ich nachts schweißgebadet aufgewacht.

Wann hattest du die Kraft zu gehen?
Ich habe irgendwann nur noch in Angst gelebt, was ich in seinen Augen als Nächstes falsch machen könnte. Streitigkeiten waren fast schon an der Tagesordnung, aber ohne wirklich zu streiten. Vielmehr wurde ich mit Schweigen bestraft oder durch Sticheleien provoziert – ohne zu wissen, was los war. Bei richtigen Streitereien ist er beleidigend und ausfallend geworden und hat mir gedroht. Irgendwann waren mir seine Drohungen egal und ich bin gegangen – weil ich einfach nicht mehr konnte ...

Wie hast du diese schlimmen Erfahrungen verarbeitet?
Das Verarbeiten hat mich viel Zeit gekostet. Ich habe Gespräche mit Familie und Freunden geführt, viel über toxische Beziehungen gelesen oder Podcasts gehört. Anfangs habe ich nicht verstanden, wie eine Beziehung so eskalieren konnte, später habe ich realisiert:

Ich hatte nie eine Chance. Egal was ich gemacht oder gesagt hätte, es wäre eh falsch gewesen. Ich habe mich geschämt und erst später realisiert, wie ich behandelt wurde.

Wie hat dich die toxische Beziehung verändert?
Ich habe viel über mich selbst gelernt, über meine eigenen Unsicherheiten, meine eigenen Grenzen sind mir deutlich aufgezeigt worden. Ich bin definitiv vorsichtiger geworden, aber auch klarer: Ich weiß nun, wo meine Grenzen liegen und wie ich sie kommuniziere. Empathie und Respekt sind mir extrem wichtig geworden. Sie sind die Grundbausteine einer gesunden Beziehung.

Gewalt in Partnerschaft: "Ich finde Ines Aniolis Schritt wahnsinnig mutig"

Wenn betroffene Frauen wie Ines Anioli ihre Geschichte öffentlich teilen, wird ihnen oft die Schuld gegeben, eine Täter-Opfer-Umkehr findet statt. Wie nimmst du das wahr?
Niemand spricht gerne öffentlich über solch negative Erfahrungen. Deswegen finde ich Ines Aniolis Schritt wahnsinnig mutig und stark. Ich kann auch verstehen, dass sie nicht gleich, sondern erst später darüber gesprochen hat – als sie die Kraft dafür hatte und vielleicht dann erst verstanden hat, was ihr passiert ist.

Ich finde es absolut absurd, wenn Betroffenen vorgeworfen wird, dass sie sich so etwas ausdenken würden. Das würde keiner aus einer Laune heraus erzählen.

Wieso werden Frauen dennoch dafür angefeindet?
Ich erlebe leider tagtäglich auf Social Media, wie viel Hass Frauen einander entgegenbringen. Dafür fehlen mir die Worte. Wir stehen ja nicht im Konkurrenzkampf miteinander. Ich würde mir wünschen, dass wir solidarischer miteinander umgehen. Gleiches gilt, wenn Frauen ihre Vergewaltigung öffentlich machen. Es kann nicht sein, dass die Täter davonkommen, nur weil Betroffene schweigen, aus Angst, sich angreifbar zu machen.

Was würdest du anderen Betroffenen raten?
Die neun Warnzeichen der "Liebe ohne Gewalt"-Kampagne von YSL Beauty können Betroffenen helfen, zu realisieren, dass eine Partnerschaft toxisch ist. Ein weiterer erster Schritt ist, sich anonym Hilfe zu suchen, zum Beispiel beim Hilfetelefon oder bei einer Frauenberatungsstelle des Dachverbandes bff. Außenstehende sollten auch aktiv ihre Hilfe anbieten. Und ich möchte Frauen Mut zusprechen, dass sie sich – wenn nötig – therapeutische oder rechtliche Unterstützung holen.

Informationen zu Hilfsangeboten

Wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, finden Sie deutschlandweit und rund um die Uhr unter der kostenlosen anonymen Nummer des "Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen" Hilfe: 08000/116 016 . Oder Sie nutzen die Website der Bundesinitiative "Stärker als Gewalt". Wenn Sie sich akut bedroht fühlen, rufen Sie die Polizei unter der kostenlosen Notrufnummer 110.

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