Zwei Künstler wie aus unterschiedlichen Welten: Der gegelte Türkpop-Barde Tarkan ist eher der Typ Schwiegermuttertraum, der Rapper Eminem mit seiner Rüpelattitüde hat seine Fans bei den jüngeren Verwandten. Umso erstaunlicher, dass die beiden am gleichen Tag, im gleichen Jahr geboren sind. Ob sie das wohl wissen? Vielleicht kann man ihnen das ja auf der jeweiligen Geburtstagsfeier erzählen ...
Süßkram, Tee und Hüftschwungrhythmen bei Tarkan
Orientalische Klänge hallen
durch den Raum, lachend tanzen dunkelhaarige Männer an mir vorbei, die Hemden bis zum behaarten Bauchnabel aufgeknöpft. In der Luft liegen fremdländische Gerüche und ich frage mich, was der heutige Abend kulinarisch wohl noch bringen wird. Ein kleiner Blick auf das Büfett verrät: Neben Döner in sämtlichen Variationen wartet auch türkischer Honig auf mich und meinen süßen Magen. Der Abend ist gerettet! Fehlt eigentlich nur noch Tarkan, zu dessen Ehrentag wir uns hier versammelt haben.
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Und da kommt das Geburtstagskind auch schon: Vierzehn Bauchtänzerinnen kündigen seine Ankunft an und der Sänger wird langsam auf einer Sänfte in den Saal getragen. Zufrieden schmatzend saugt er an einer Wasserpfeife, deren Vanilleduft wabbernd an mir vorbeizieht. Zwischendurch gibt ein glücklicher Tarkan immer wieder knallende Kussgeräusche von sich. Aber das ist man von ihm ja auch nicht anders gewohnt. Ich versuche dennoch, ein Gespräch anzufangen, als er elegant von seinem reich verzierten Beförderungsmittel gesprungen ist. Außer undeutlich gemurmelten "Sikidim, Sikidim"-Einwürfen ist aber nichts aus ihm herauszubekommen und ich frage mich, ob meine Kollegin auf Eminems Geburtstagsparty wohl mehr Spaß hat.
"Dort gibt's wenigstens Bier", denke ich ein wenig frustriert, während ich weiter zu heißen Tee in mich hineinschütte. Immer wieder werde ich genötigt, zu tanzen und alle lachen permanent aus vollem Hals. Mir tun die Füße weh und während ich über die Tanzfläche gewirbelt werde, blicke ich immer wieder sehnsüchtig auf die riesigen Platten mit leckerem Essen. Wäre ich bloß nicht alleine hier! Um meine typisch deutsche Steifheit in dem illustren mediterranen Partyvolk zu vergessen, bin ich mittlerweile auf Raki umgestiegen. Wenigstens spüre ich jetzt meine Füße nicht mehr so sehr.
Als ich gerade überlege, was meine Kollegin wohl gerade bei den bösen Gangsta-Rappern erlebt, erklingt an meiner rechten Seite wieder das vertraute "Sikidim, Sikidim": Vielleicht kann ich ja doch noch meine Glückwünsche aussprechen.
Tarkan ganz gefühlvoll: "Sorma Kalbim"

Kitsch, Drogen und ganz viel Alkohol: Geburtstag feiern mit Eminem
Die riesige, barocke Flügeltür
der Villa öffnet sich und ich werde von zwei verschwitzten Menschen mit aufgesetzten flauschigen Hasenköpfen in eine große Vorhalle gezogen. Dort stehe ich nun und weiß nicht so recht, wo ich zuerst hinsehen soll. Auf der Einladung stand was von "Getting wild - The way I am" und wild ist es hier zweifelsohne. Bikini-Frauen mit großen Pamela-Anderson-Brüsten und langen, kräftigen Beinen tanzen auf schweren Holztischen zu ohrenbetäubenden Hip-Hop-Klängen und wackeln mit ihren großen Hintern. Zu ihren Füßen ziehen sich diverse Partygäste Koks von goldenen Tellern in die Nasen.
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In regelmäßigen Abständen gibt es lautes, begeistertes Geschrei und wieder sprudelt Schaum aus einer Flasche "Chrystal"-Champagner. Goldene und diamantene Zahnkronen blitzen, Dollarnoten fliegen durch die Luft und der Fußboden klebt so sehr, dass ich meine Füße nur schwer heben kann. Eine der Bikini-Frauen ist so angetrunken, dass sie mit einem spitzen Schrei kopfüber von einem der hinteren Tische fällt. Es ist schwül und es riecht nach einer süßlichen Mischung aus Alkohol, Parfum und einem Hauch von Döner (?). Ich will weg, stürze aus purer Verzweiflung einen grünen, bitter schmeckenden Drink hinunter und wünschte, meine Kollegin wäre mitgekommen. Die musste aber zum Orient-Geburtstag.
Am Ende der Halle unterhalb einer großen Steintreppe steht ein riesiger, geschmackloser Sessel, der mit seiner goldenen Rückenlehne wie ein Thron wirkt. Und wie ein König sitzt der schelmisch grinsende Gastgeber Eminem darin und lässt sich von einer üppigen Bikini-Frau Luft zufächern. Ich brauche auch dringend Frischluft und dränge mich an schwitzenden, hüpfenden Elvis- und Osama-Bin-Laden-Doubles vorbei auf die Terrasse.
Eine Barkeeperin, die aussieht wie ein schlechter Verschnitt von Lil' Kim, mixt mir einen pinkfarbenen Drink, dann lasse ich mich auf eines der kitschigen Plüschkissen am Pool fallen. Neben mir brüllen sich Dr. Dre und 50 Cent gegenseitig in die gepiercten Ohren. Die Jungs von D12 mischen den Pool auf. Plötzlich rennt der Geburtstagsrapper in einem Superman-Kostüm mit lautem Geschrei über die Terrasse und springt zwischen die planschenden Gäste ins Wasser. Als er wieder hinaussteigt zieht er seine nasse Hose herunter und streckt uns seinen blanken Hintern entgegen. Das alles nehme ich nur noch verschwommen war und finde mich plötzlich in einem verrückten Traum von fliegenden Plüschhasen und einem tanzenden Elvis-Double wieder.
Eminem und D12 - "My Band"
