Wenn sie an früher denkt, kann sie nur den Kopf schütteln. In "Ally Mc-Beal" gab Portia de Rossi 1998 als Anwältin Nelle Porter die blonde Sexbombe - für sie der Durchbruch als Schauspielerin, doch zu einem hohen Preis. "Der Deal war klar", erzählte sie jetzt dem schwul-lesbischen US-Magazin "The Advocate". "Vergiss, dass du schlau bist, vergiss dass du Feministin bist - und vergiss, dass du nicht hetero bist."
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De Rossi hungerte buchstäblich nach Anerkennung und erinnert sich: "Ich habe meinen Körper misshandelt, indem ich Appetitzügler geschluckt habe." Ihre Erfahrungen arbeitet sie jetzt in einer Autobiografie auf. Darin erzählt die 37-Jährige auch, wie ihre Frau Ellen DeGeneres, 52, ihr half, die Lebenskrise zu überwinden. "Ellen hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, ehrlich zu sich selbst zu sein", sagt de Rossi über die seit den Neunzigerjahren offen lesbisch lebende Talkmasterin, in die sie sich 2004 verliebte. Und die sogar bereit war, für sie auf vegane Kost umzusteigen.
Seit ihrer Hochzeit vor eineinhalb Jahren sind die beiden Blondinen Hollywoods gleichgeschlechtliches Vorzeigepaar. Heute gehören sie laut "Forbes" zu den Top Ten der bestverdienenden Showbiz-Paare, belegen dort mit insgesamt 26 Millionen Euro Jahreseinkommen den sechsten Platz vor Tom Cruise und Katie Holmes. Das People-Onlineportal "popeater.com" führt sie aktuell als beliebtestes Star-Pärchen.
All das ist aber noch kein Grund für die zwei, dick aufzutragen. "Es ist eine Sache, bekannt zu sein", sagt de Rossi, "eine andere, für etwas zu stehen"“ Und das heißt in diesem Fall: für Gerechtigkeit zu kämpfen. Ob es um gleichgeschlechtliche Ehen geht, um Rassismus oder den Tierschutz. Beide engagieren sich gleich für eine Reihe von Organisationen, darunter das Rote Kreuz, One (gegen Armut) und Peta. Die Tierschützer kürten DeGeneres kürzlich zur Frau des Jahres 2009.
De Rossi, die derzeit in der US-Sitcom "All About Ted" zu sehen ist, erhält im März den Visibility Award der Human Rights Campaign, da sie mit ihrem Coming-out ein Vorbild sei. Die Begeisterung ihrer Landsleute für die Schauspielerin und die Entertainerin wächst stetig. Besonders Letztere hat sich als feste Größe etabliert: Ihr werktäglicher Talk, die "Ellen DeGeneres Show", erreicht durchschnittlich drei Millionen Zuschauer.
DeGeneres gewann bereits etliche Preise wie den Emmy und erst kürzlich erneut den People's Choice Award. In der Jury von Simon Cowells Castingshow "American Idol" ersetzt sie Paula Abdul. Wer hätte gedacht, dass das Mädchen aus dem kleinen Ort Metairie in Louisiana sich einmal zur beliebtesten Moderatorin des Landes neben Oprah Winfrey mausern würde?
Die Amerikaner schwärmen nicht nur für Ellen DeGeneres, sondern ebenso für das Paar. Einer Umfrage zufolge würde die Mehrheit ihre Kinder lieber in die Obhut der beiden geben als in die von Angelina Jolie und Brad Pitt. Für das lesbische Paar kommen Adoptivkinder aber nicht in Frage. "Wir fühlen uns als coole Tanten und mit unseren Hunden sehr wohl", sind sich die Frauen einig. Normalität wird groß geschrieben im Hause DeGeneres/de Rossi. Ihr Zuhause, das ist eine Farm bei Los Angeles, auf der die Veganerinnen in ihrer Freizeit Gemüse und Kräuter züchten oder im Garten entspannen und lesen. "Sollen die Leute ruhig denken, dass wir spießig sind", sagt de Rossi. Das Landleben ist auch für ihre Partnerin der Gipfel des Glücks. "Ich bin da, wo ich immer sein wollte", sagt Ellen DeGeneres. Und meint damit keine Bestenliste der Welt.