Als Teenager wurde David Kross von Detlev Buck fürs Kino entdeckt. Jetzt ist er gerade mal 21 Jahre alt und durfte auf der Leinwand schon Kate Winslet küssen. Nach seinem internationalen Durchbruch mit "Der Vorleser" hat der junge Mann aus Bargteheide den nächsten großen Schritt Richtung Hollywood genommen: In Steven Spielbergs "Gefährten" (die Geschichte eines Pferdes, das in die Wirren des Ersten Weltkriegs hineingezogen wird) spielt er einen deutschen Soldaten. Seine überzeugende Leistung dürfte Kross in Hollywood weitere Fans einbringen. Warum er trotzdem nicht nach Los Angeles ziehen würde, verrät er im Gespräch mit "Gala".

Nach "Der Vorleser" ist "Gefährten" Ihr zweiter großer internationaler Film. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Steven Spielberg?
Er hat mich kontaktiert und mir anschließend das Drehbuch geschickt. Dann musste ich mich selbst auf Video aufnehmen und eine Szene spielen. Eigentlich bin ich nicht so gut darin, weil es so unpersönlich ist. Es war ähnlich wie beim "Vorleser": Ich habe mir gesagt, ich probiere das einfach mal. Wie ein ambitionierter Versuch: Ich gebe mein Bestes, aber ich glaube eigentlich nicht eine Sekunde wirklich daran, dass es etwas werden könnte.
Und dann? Haben Sie Spielberg noch mal persönlich getroffen oder gab es direkt eine Zusage?
Es gab direkt die Zusage, das war wirklich abgefahren. Das erste Mal habe ich ihn kurz vor den Dreharbeiten in einem Hotel in London getroffen. Er saß in einer Suite, und wir Schauspieler sind alle zu ihm gegangen und haben "Hallo" gesagt. Ich war zusammen mit Leonard Carow bei ihm, der im Film meinen Bruder spielt. Wir waren beide sehr aufgeregt, aber Steven Spielberg ist ein wirklich angenehmer Typ, mit dem man gern in einem Raum sitzt und der einem gleich die Anspannung nimmt. Er ist ruhig, und man spürt, er muss seinen Erfolg niemandem mehr beweisen.
Was nehmen Sie von dem Dreh mit Spielberg mit für Ihr weiteres Leben? Gibt es etwas, von dem Sie nachhaltig profitieren?
Ich könnte jetzt auf jeden Fall in meine Vita schreiben, dass ich reiten kann. Sogar auf zwei Pferden. Das eine war übrigens das Pferd von Russell Crowe in "Robin Hood"!
Kurz nach unserem letzten Interview sind Sie nach London gezogen ...
Stimmt, allerdings nur für drei Monate. Ich bin dort auf eine Schauspielschule gegangen, habe aber dann abgebrochen, weil ich dieses Schulgefühl nicht mehr wollte. Ich war schon einen Schritt weiter, habe schon gearbeitet. Und das hat sich irgendwie falsch angefühlt, als ob ich einen Schritt zurückgehen würde. Im Nachhinein war das gut so. Jetzt lebe ich in Berlin.
Und dort sind Sie nun wunschlos glücklich? Oder können Sie sich auch vorstellen, nach Hollywood zu gehen? Spielberg denkt ja über Sie, dass Sie das Zeug zu einem ganz Großen hätten.
Nein, vorerst nicht. Ich bin ja erst vor einem Jahr nach Berlin gezogen. Und Los Angeles ist nicht so mein Ding. Die Stadt ist so anonym, da läuft niemand auf der Straße rum, alle sitzen in ihren Autos. New York wäre da eher etwas für mich.
Christoph Walz hat es ja vor gemacht.
Aber bei dem ist es auch noch eine andere Dimension. Er spielt wahnsinnig große, tolle Rollen und hat in der Filmbranche schon ganz anders Fuß gefasst. Mit ihm kann und will ich mich nicht vergleichen.
Gibt es eine besonders schöne Erinnerung an den Spielberg-Dreh?
Er hat uns als Abschiedsgeschenk eine ganz tolle, geprägte Ledertasche geschenkt, die benutze ich permanent. Lustig ist, dass ich manchmal die anderen deutschen Schauspieler, die auch in "Gefährten" mitgespielt haben, mit der gleichen Tasche rumlaufen sehe. Hili Ingenhoven/Julide Tanriverdi