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Daniel Brühl Der Schauspieler ist reifer geworden

Daniel Brühl ist ein Weltstar - und auch privat hat er sein Glück gefunden, wie er GALA verriet

Er ist international begehrt, dreht in Berlin, England, Hollywood. Oder eben in Italien: Dort entstand der Film "Die Augen des Engels", der auf der wahren Geschichte von Amanda Knox basiert. Daniel Brühl, 36, spielt einen Regisseur, der rund um einen spektakulären Mordfall recherchiert – und mitten in einer Sinnkrise steckt.

Der Regisseur Thomas, den Sie im Film spielen, ist auf eine ganz mysteriöse Art und Weise von dem Mordfall fasziniert. Inwieweit waren oder sind Sie das denn auch vom Fall Amanda Knox?

Ehrlich gestanden: Mich hat dieser Fall auch total gefesselt. Medial war das so clever gemacht und auch so omnipräsent. Und ich habe mich dabei ertappt, wie ich online immer drauf geklickt hab, um zu gucken, was da jetzt los ist. Ich hab mich auch oft gefragt, warum ich so sensationslüstern bin. Aber es ist ja irgendwie verständlich: Es geht um junge Menschen, die in Italien ein Austauschjahr machen und dann ist da diese Amerikanerin mit dem hübschen Gesicht, von der man sich überhaupt nicht vorstellen kann, dass sie eine Killerin ist. Ich habe selbst auch zweimal einen Austausch gemacht. Genau dann, wenn das Leben eigentlich richtig losgeht, passiert so was Furchtbares. Außerdem ist es faszinierend, dass es heutzutage trotz all den Mitteln und Möglichkeiten, die wir haben, überhaupt noch möglich ist, einen Mord zu begehen, der nicht aufgeklärt wird.

Thomas hat eine Schaffens- und Sinnkrise. Hatten Sie auch schon mal so eine Krise?

Das macht wohl jeder einmal durch. Ich auch schon, ja.

Aber bei Ihnen läuft doch eigentlich alles rund?

Ja, das stimmt. Aber es gab in all den Jahren dennoch Phasen, in denen ich auch mal unglücklich war. Dann fand ich entweder einen Film nicht so gut oder mich nicht. Oder ich war nicht glücklich über die Angebote, die kamen. Ich hab zwar immer gearbeitet und es war jetzt nie der komplette Untergang, aber so düstere, grüblerische Phasen, die kenne ich sehr gut. Selbstzweifel hat man auch permanent. Auch vor Beginn eines jeden Films ist das so: Ich denke dann, kann ich das eigentlich? Bin ich jetzt wirklich richtig für die Rolle? Werde ich dem gerecht? Das holt mich dann auch in meinen Träumen wieder ein, Träume des Scheiterns oder des knappen Scheiterns. Deshalb hatte ich auch Empathie mit diesem Typen im Film. Aber in so einer düsteren Verfassung wie er, war ich nie.

Sie bekämpfen Ihre Zweifel dann aber nicht mit Drogen wie Thomas, oder?

Nein. Ich habe meine Erfahrungen im Drogenbereich gemacht, Sachen ausprobiert, aus Neugierde, weil ich das spannend fand. Glücklicherweise bin ich da aber auf nichts hängen geblieben. Ich hab sogar mit dem Rauchen aufgehört! Seit sieben Monaten. Auf der Berlinale hab ich eine kurze Ausnahme gemacht. Aber ich hatte jetzt auch wirklich keinen Bock mehr. Ab einem gewissen Alter hat man auf gewisse Dinge einfach keinen Bock mehr. Aber ich bin froh, dass es nicht der direkte Impuls ist, zu Drogen zu greifen, wenn es mir dreckig geht.

Sind Sie ein Typ, der dann auch gern mal in seinem Leiden aufgeht? Oder lenken Sie sich lieber schnell davon ab?

Bei mir gibt es durchaus dieses zelebrierte Selbstmitleid, das man dann auch genießt. Da sind wir Männer auch sehr gut drin, also ich auf jeden Fall! Aber es gibt auch die Phasen des echten Leids und da helfen mir verschiedene Sachen: mein soziales Umfeld, Partner, Freunde, Familie. Ein Ortswechsel ist auch immer gut, Barcelona ist zum Beispiel immer ein Ort, der mich zur Ruhe bringt. Früher habe ich mich auch oft ins Feiern gestürzt, aber das ist jetzt weniger geworden.

Daniel Brühl wird also älter und reifer?

(lacht). Ja, auf jeden Fall! Ich habe ja noch keine Kinder, das ist aber auch etwas, was ich noch vorhabe.

Ach ja, wann ist es denn soweit?

So konkret möchte ich darüber nicht reden. Aber es ist natürlich schon etwas, worüber ich mir Gedanken mache. In meinem Umfeld bekommen gerade alle Nachwuchs, seit drei, vier Jahren grassiert das extrem, wie Pilze. (lacht)

(Brühls Handy klingelt mit Grillenzirpen, Brühl drückt weg, murmelt "Uli Tukur")

Ich empfinde diesen Reifeprozess aber als total angenehm. Man muss sich das auch nicht schön reden. Ich finde mich jetzt viel angenehmer als früher. Wenn ich mich selbst auf ein Bier treffen müsste, würde ich mich lieber jetzt treffen als mit Mitte 20.

Sie drehen mit den schönsten Frauen der Welt: Cara Delevingne, Kate Beckinsale, Sienna Miller, Emma Watson... Ist Ihre Freundin da nicht total eifersüchtig?

Meine Freundin kommt meistens mit ans Set, weil ich möchte, dass sie sich selbst ein Bild macht. Sie hat alle Drehpartnerinnen kennengelernt. Und sie ist auch mit allen gut klar gekommen. Natürlich, viele denken: Toskana, Daniel und Cara, da muss doch was laufen! Die können dann immer nicht verstehen, dass dem nicht so ist. Ich weiß für mich, dass ich in den viereinhalb Jahren Beziehung mit meiner Freundin niemals in einer Situation war, in der ich die Beziehung angezweifelt habe oder irritiert oder gefährdet war. Und solange der Partner das auch spürt, ist alles in Ordnung. Man ist in diesem Beruf schon häufig umgeben von faszinierenden Menschen, von Männern wie Frauen. Aber das ist auch das Tolle an dem Beruf.

Frauen wie Cara Delevingne zum Beispiel. Wie ist sie denn so?

Super! Die ist ein Knaller! Ich bin totaler Fan! Cara ist wie ein Erdbeben oder wie ein Vulkan, konstant gibt es Eruptionen und man weiß nicht, wann die nächste kommt (lacht). Sie ist wirklich der Hammer! Wahnsinnig lustig, sie hat ein irre komisches Talent, ihre Synapsen schalten unheimlich schnell. Und sie ist sehr herzlich und offen. Cara ist überhaupt nicht verzogen und das komplette Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte. Sehr uneitel ist sie auch, sie macht kein großes Aufhebens um ihre Person, sie ist ein sehr geselliger und herzlicher Mensch und einfach wahnsinnig lustig. Und in Kombination mit ihrem interessanten Aussehen ist diese Frau dann auch so speziell. Das ist ja auch das Geheimnis ihres Erfolgs: ihre unfassbar tolle Ausstrahlung. Cara und ich haben uns angefreundet. Ich finde es schön, wenn man auch über den Film hinaus in Kontakt bleibt.

Wie kann man sich so einen Kontakt denn vorstellen? Telefonieren Sie, mailen Sie, treffen Sie sich?

Ja, wir haben uns in London ein paar Mal getroffen. Und wenn irgendwas ansteht, dann schreibt man sich oder telefoniert. Ich hab mich neulich geärgert: Cara sollte in London einen Preis bekommen und hatte sich gewünscht, dass ich ihn ihr überreiche. Aber es hat leider nicht geklappt, weil ich gerade in Chile im Urlaub war. Ich überreiche nicht gern Preise an Leute, die ich kaum kenne, aber für Cara hätte ich das gern gemacht.

Und wie sieht’s aus mit männlichen Stars? Haben Sie sich da auch schon mit jemandem angefreundet?

Mit Benedict Cumberbatch ist auch eine Freundschaft entstanden, mit ihm habe ich ja „Inside Wikileaks“ gedreht. Wir haben sind schon damals während der Dreharbeiten in Berlin abends gemeinsam losgezogen und haben uns dann auch mal in London wieder getroffen. Es entwickelt sich nicht mit jedem Kollegen eine Freundschaft, aber ab und zu. Ich bin ja schon froh, wenn man sich bei der Arbeit gut versteht, das ist ja erst mal genug. Aber wenn man auch darüber hinaus in freundschaftlichem Kontakt bleibt, ist das natürlich toll.

Sie scheinen ein Faible für Engländer zu haben.

Stimmt, ich arbeite echt gern mit englischen Schauspielern. Sie sind so lustig. Kate Beckinsale zum Beispiel – man würde nie glauben, was die für einen Trucker-Humor hat. Unglaublich, was die an derben Witzen raushaut! Und dabei ist sie immer wie aus dem Ei gepellt, man schätzt sie dadurch ganz anders ein. Also ich hatte zumindest so meine Vorurteile und dachte, lustig ist die bestimmt nicht, rein vom äußeren Eindruck. Aber sie ist der Knaller! Und dann noch in Kombination mit Cara, also ich hab mich ständig weggeschmissen mit den beiden!

Wenn Sie mal drehfrei haben, wie verbringen Sie diese Zeit am liebsten?

Ich reise wahnsinnig gern. In Europa ist so vieles gleich um die Ecke, das finde ich super. Und es gibt immer Städte, die ich vermisse, wenn ich länger nicht da war. Das kann man dann in Europa gut mal schnell machen.

Wie wichtig ist Ihnen Luxus auf Reisen?

Ich fühle mich überall wohl, es muss nicht unbedingt ein 5-Sterne-Hotel sein. Gerade, wenn ich an meinen letzten Urlaub denke: Im März war ich drei Wochen in Chile, das war großartig, weil ich nach langer Zeit mal wieder zelten war. Wir waren Wandern in Patagonien und da ging das nicht anders, weil man ansonsten gar nicht an die schönen Orte in den Nationalparks kommt. Und das war dann richtig mit Isomatte und 100-Mann-Campingdusche, das hat man schon vergessen, wie das ist. Zumindest ich hatte das vergessen (lacht)! Aber es war herrlich! Vor allen Dingen: tagelang kein Handy-Empfang, das war total befreiend! Privat reise ich ganz anders als beruflich. Beruflich ist es schon schöner, wenn alles möglichst komfortabel ist. Gerade bei Langstreckenflügen weiß ich es schon zu schätzen, wenn ich mich hinlegen kann.

Sie haben eine Tapas-Bar in Berlin und auch ein Kochbuch herausgebracht, obwohl sie eigentlich gar nicht gut kochen können. Oder hat sich das mittlerweile verbessert?

Es ist immer noch nicht so doll. Ich wollte eigentlich seit Ewigkeiten mal einen Kochkurs machen, gemeinsam mit meinem Bruder in Spanien, aber das hat zeitlich nie geklappt. Vielleicht jetzt im Juni, ich hab mir da nämlich einen Ort ausgeguckt, wo man mit einem alten Ehepaar zusammen wohnt, das einem das Kochen beibringt. Die gehen mit einem auf den Markt, zeigen einem, wie man da gut einkauft, man bereitet alles mit denen zu und isst dann auch gemeinsam. Der Mann erzählt über Rotwein, die Frau über Olivenöl. Da will ich unbedingt hin! Aber bis ich das da nicht gemacht hab, sind meine Kochkünste sehr dürftig.

Große deutsche Namen im Filmgeschäft, da denkt jeder sofort an Sie und Til Schweiger. Haben Sie sonst noch viel gemeinsam?

Ich schätze Til sehr, sonst wäre er auch nicht seit ewigen Zeiten so erfolgreich. Wir sind geschmacklich anders drauf, aber ich respektiere sehr, was er auf die Beine gestellt hat. Und zwar nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur und Produzent. Man kann uns gar nicht vergleichen, weil wir viel zu unterschiedlich sind und andere Interessen haben.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie in Deutschland als „unser Mann in Hollywood“ bezeichnet werden?

Es ist da etwas eingetreten, was ich mir immer gewünscht und erträumt habe, mich aber nie getraut habe, es auszusprechen, weil ich das zu abgefahren fand. Und es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, dass das jetzt wirklich eingetreten ist. Wenn man mir vor Jahren prophezeit hätte, dass ich mal mit so tollen Schauspielern in Amerika drehe, hätte ich bei der Wahrsagerin mein Geld zurück verlangt. Es ist eine Kombination aus Können, Ehrgeiz und glücklicher Fügung.

Welche Fernsehrolle müsste man Ihnen hierzulande anbieten, damit Sie zusagen? Wäre „Tatort“-Kommissar was für Sie?

Nein, im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Aber man weiß ja nie, wie es in ein paar Jahren aussieht, ob einen das dann nicht doch anfixt, Kommissar zu werden. Sollte man nicht ausschließen. Ich verfolge den „Tatort“ nicht aktiv, aber ab und zu, wenn ich mal reinzappe, freue ich mich immer, vertraute Gesichter zu sehen. Wie zum Beispiel den Herrn, der mich eben anrief: Ulrich Tukur, den ich ganz fantastisch finde!

Vielleicht wollte er Sie ja fragen, ob Sie sein Nachfolger werden wollen?

(lacht) Oder sein Assistent!

Stefanie Böhm Gala

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