Es ist ein regnerischer Nachmittag, als wir Cosma ShivaHagen in dem kleinen, gemütlichen Café "Gretchens Villa" in Hamburg treffen. Eigentlich steckt sie in den Vorbereitungen für ein von ihr organisiertes Charity-Konzert, das am Abend stattfinden soll. Doch für ein Glas Wein und eine nette Plauderei hat sie noch Zeit. Während unseres Gesprächs klingelt ein paarmal das Telefon. Der Zug des Musikers hat Verspätung - jetzt muss noch einmal telefoniert werden.
Cosma Shiva Hagen gestikuliert wild mit den Armen, während sie spricht, und erinnert dabei stark an ihre Mutter Nina. Die Schauspielerin wirkt gestresst. Gerade sei sowieso eine schwierige Zeit, sagt sie. Vor Kurzem hat sie ihre Kneipe "Sichtbar" aufgegeben. Und dann ist auch noch ihr Patenonkel Claus Cohnen gestorben, Holografie-Experte und langjähriges Mitglied im Chaos Computer Club. Ein Schock für die 32-Jährige. "Claus war wie ein Ersatzpapa. Er war ein sehr enger Freund meiner Mutter, und ich habe schon als kleines Kind auf seinem Schoß gesessen", erzählt sie betroffen. "Dadurch, dass er in Hamburg gelebt hat, war er mir näher als der Rest meiner Familie. Jeden Nervenzusammenbruch, jeden Liebeskummer hat er mitbekommen."
Doch der Tod ihres Patenonkels ist nicht das Einzige, das das Multitalent in jüngster Zeit belastet hat. Cosma Shiva Hagen ist eine Cosmopolitin und führt ein Künstlerleben. Sie ist in Los Angeles geboren, hat einen US-amerikanischen Pass und war in ihrer Jugend einige Jahre auf Ibiza. Als junge Erwachsene zog es sie in die Hansestadt, wo sie lange das urbane Leben auf dem Kiez genoss, bevor sie sich vor gut einem Jahr ein Haus zwischen Hamburg und Lübeck kaufte. "Ich bin immer sehr gestresst, aber dort komme ich richtig zur Ruhe", erzählt sie.
Stress war lange ein Dauerzustand in Cosma Shiva Hagens Leben: Neben der Schauspielerei, ihren Engagements als DJane und ihren vielen karitativen Projekten war sie die vergangenen fünf Jahre auch Besitzerin einer Bar und somit Chefin mehrerer Angestellter. Eine Belastung, der sie auf Dauer nicht standhalten konnte - sie schloss das Geschäft. "Tatsächlich habe ich mich für diesen Schritt entschieden, weil ich kein Burn-out bekommen wollte", erzählt sie. "Ich hatte zu nichts mehr eine Meinung, war gelangweilt von der Routine. Mir hat das alles keinen Spaß mehr gemacht. Kunst muss Spaß machen, sonst kann man es gleich bleiben lassen."
Hinzu kamen die Finanzen: "Der Laden hat sich zwar selbst getragen, und ich konnte meine Mitarbeiter und meine Künstler zahlen, aber für mich blieb nie viel übrig." Ärger mit den Anwohnern wegen der Lautstärke war ein weiterer Minusfaktor. "Wir konnten das Konzept, so wie es geplant war, nicht durchführen. Außerdem ist die Kreativität im täglichen Betrieb total untergegangen, was mich irgendwann gelähmt hat."
Leicht gefallen ist ihr die Entscheidung nicht. "Ich bin ein St.-Pauli-Kind. Dass das mit der Bar nicht ganz so geklappt hat wie erhofft, hat mich doch etwas mitgenommen. Daher nehme ich mir jetzt auch erst mal eine Auszeit und fliege in den Urlaub." Wohin genau, weiß sie noch nicht. "Vielleicht an all die Orte, zu denen ich es die letzten zehn Jahre nicht geschafft habe."