Boris Becker, 55, ist zurück. Sieben Monate hatte er in einem Gefängnis außerhalb Londons verbracht, nachdem er im April 2022 wegen Insolvenzverschleppung zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Wie es dazu kommen konnte, erzählt er nun in der neuen "Apple TV+"-Dokumentation "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker", die "The Sun" bereits gesehen hat. Er blickt auf die folgenschweren Fehler zurück, die ihn sein Vermögen und seine Freiheit kosteten.
Boris Becker: "Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht"
Mit seinem spektakulären Aufstieg als Tennisprofi schrieb der heute 55-Jährige einst Sportgeschichte. Umso tiefer war der Fall. Boris Becker gab laut "The Sun" geschätzte 100 Millionen Pfund (umgerechnet circa 114 Millionen Euro) für Scheidungen und einen Jetset-Lifestyle aus.
Dass ihn in der ab 7. April 2023 verfügbaren Doku die Emotionen überrollen, ist kaum verwunderlich, immerhin wurde sie nur 48 Stunden vor seiner Verurteilung im vergangenen April aufgenommen. "Es ist hart. Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich werde es akzeptieren. Ich werde mich nicht verstecken oder weglaufen. Ich werde jede Strafe akzeptieren, die ich bekomme", erklärt er unter Tränen.
Es gebe einen Grund, warum das passiert sei, meint er und erläutert:
Der Ex-Sportler, der im Dezember aus dem Gefängnis entlassen und in seine Heimat abgeschoben wurde, kann auf eine beispiellose Karriere zurückblicken – doch der schnelle Aufstieg hatte seinen Preis. "Wenn man so jung ist und in den großen Ozean mit all den Haien geworfen wird, ist es sehr schwierig, schwimmen zu lernen", fügt er in der zweiteiligen Doku hinzu, "aber wenn man erst einmal schwimmen gelernt hat, ist es ein Gefühl der Unbesiegbarkeit."
"Man verliert das Gefühl für den Wert"
Der Spitzensportler, der aufgrund seines heftigen Aufschlags den Spitznamen Bumm-Bumm-Boris erhielt und mit der sogenannten "Becker-Rolle" die Zuschauer:innen in Stadien und vor den Fernsehern begeisterte, wurde 1985 der jüngste Wimbledon-Champion bei den Herren. Danach wurde er die Nummer 1 der Welt und gewann sechs Grand-Slam-Turniere, darunter zwei weitere Wimbledon-Titel in den Jahren 1986 und 1989.
"Mit 17 habe ich meine erste Million gewonnen. Dann schmeißt man das Geld zum Fenster hinaus, man verliert das Gefühl für den Wert. Man weiß nicht, dass 99 Prozent der Menschen niemals eine Million Pfund verdienen werden", so Becker. Er gesteht, dass er nie eine Kreditkarte besessen oder Geld in der Hand gehabt hatte, da sich sein Manager Ion Tiriac, Vater Karl-Heinz, †63, und Trainer Gunther Bosch um alles kümmerten.
Boris Becker gibt sich selbst die Schuld
"Viele Athleten gehen davon aus, dass das Geld, das wir während unserer Karriere verdienen, auch danach noch reinkommen wird", erklärt der vierfache Vater. "Also passen wir unseren Lebensstil nicht schnell genug an. Man gibt das Geld aus, das man nicht mehr verdient, man gibt das Geld aus, das man vorher verdient hat. Also, ja, ich gebe mir die Schuld."
1999 beendet Boris Becker seine Karriere als aktiver Tennisspieler, stand danach jedoch für zahlreiche lukrative Werbedeals vor der Kamera. Sowohl seine Scheidung von Barbara Becker, 56, im Jahr 2001 als auch die von seiner zweiten Ehefrau, Scharleley "Lily" Becker, 46, im Jahr 2018 kosteten ihn ein Millionen-Vermögen. Auch Jobs als BBC-Wimbledon-Kommentator oder als Trainer des Tennisprofis Novak Djokovic, 35, konnten das Soll des einst gefeierten Stars offenbar nicht ausgleichen.
Verwendete Quellen: thesun.co.uk, Apple TV+ "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker"