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Boris Becker Sie wahren den Schein

Die Tennislegender Boris Becker steckt seit Jahren in einer Finanzkrise - doch wie geht es jetzt weiter?

Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal: Es ist Wochenende in London. Boris Becker, 49, und seine Frau Lilly, 41, besuchen das Szenelokal „The Ivy Chelsea Garden“, auch Söhnchen Amadeus, 7, ist dabei. Unter einem Foto, das die drei vor dem mit Blumen dekorierten Eingang des Restaurants zeigt, schreibt Boris auf Twitter: „My kinda sundays“. Zu deutsch: „Ein Sonntag nach meinem Geschmack“. Fröhlich grinsen er und Amadeus in die Kamera, Mama Lilly steht adrett gekleidet wie immer daneben. Alles in Butter bei Familie Becker, könnte man meinen.

Britisches Gericht erklärt Boris Becker für bankrott

In Anbetracht der jüngsten Schlagzeilen um die Tennislegende hinterlässt dieses Bild jedoch einen bitteren Beigeschmack. Zur Erklärung: Kurz nachdem ein britisches Gericht die Tennislegende für bankrott erklärt hatte, verkündete Beckers ehemaliger Freund und Geschäftspartner Hans-Dieter Cleven, er fordere über 40 Millionen Schweizer Franken (knapp 38 Millionen Euro) von Boris Becker. Cleven, einstiger Finanzchef und Aufsichtsrat beim Handelsriesen Metro, der später den Skihersteller Völkl kaufte, beriet Boris Becker ab 1999. Zusammen gründeten sie die „Becker-Cleven-Stiftung“. Laut Clevens Anwalt Oliver Habke soll der Schweizer Geschäftsmann dem Tennisstar in der Vergangenheit immer wieder persönliche Darlehen gewährt haben. Wofür Boris Becker das Geld verwendet hat, konnte Habke im Gespräch mit GALA nicht beantworten.

In einer offiziellen Mitteilung heißt es: „Rückzahlungsversprechen, die von Boris Becker schriftlich anerkannte Forderung von über 40 Millionen Schweizer Franken innerhalb der vereinbarten Fristen zu zahlen, wurden von Boris Becker wiederholt nicht eingehalten“. Oliver Moser, der Anwalt von Boris Becker, sagt dazu: „Die Pressemitteilung der Rechtsanwälte von Herrn Dr. Cleven ist aus unserer Sicht der untaugliche Versuch, über öffentlichen Druck eine nicht berechtigte Forderung gegen unseren Mandanten durchzusetzen.“ Was bis dahin nicht öffentlich geworden war: Cleven stellte bereits im vergangenen Jahr einen Forderungsantrag in der Schweiz.

Tiefe Einblicke in das finanzielle Fiasko

Zwar wurde die Klage vom zuständigen Kantonsgericht Zug abgewiesen, da nach Auffassung der Richter keine klare Kündigung des Darlehensvertrages erfolgte. Dennoch offenbart das Urteil, das vergangenen Montag veröffentlicht wurde, tiefe Einblicke in das finanzielle Fiasko des Tennishelden. „Es ist unbestritten, dass der Kläger dem Beklagten ab 2001 diverse Darlehen gewährte und sich die Darlehensschuld des Beklagten auf 41,1774236 Millionen Schweizer Franken per 31. Dezember 2014 beläuft“, heißt es in dem Bescheid. Zahlen, die einen schwindelig machen – und ein Urteil, das irgendwann Konsequenzen haben wird: „Es steht fest, dass Herr Becker diesen Betrag an Herrn Cleven zurückzahlen muss. Die Zahlung ist zwar ,aktuell‘ noch nicht fällig, dies aber nur deshalb, weil in dem Verfahren keine ausdrückliche Kündigung der Darlehensverträge erfolgt ist“, erklärt Rechtsanwalt Marcus Goldbach. Und Hans-Dieter Cleven lässt nicht locker, er will seine Forderungen nun in dem Insolvenzverfahren in England anmelden.

Becker ohne Kreditkarten

Ob das überhaupt noch Sinn ergibt? Immerhin wurden Boris Becker laut Aussage von Ade Daramy, dem Pressesprecher des staatlichen Insolvenzdienstes in London, bereits die Kreditkarten weggenommen. „Die Kreditkarten können nicht mehr benutzt werden, und wir werden seine Ausgaben genau überwachen“, so Daramy zu GALA. Marcus Goldbach schätzt die Lage so ein: „Meiner Ansicht nach wird Herr Cleven seine Forderung fast vollständig abschreiben müssen. In dem aktuellen Verfahren wurden die wesentlichen Vermögensgegenstände von Herrn Becker veräußert.
Mit dem Geld aus dem Verkauf der Villa auf Mallorca wird zunächst ausschließlich die Forderung der Privatbank Arbuthnot Latham ausgeglichen werden. Nur der Rest wird an weitere Gläubiger wie Herrn Cleven ausgezahlt werden.“

Wir fassen zusammen: Eine Richterin erklärte Boris Becker am 21. Juni für bankrott, weil er dem Bankhaus Arbuthnot Latham in England rund 3,5 Millionen Euro schuldet. Fakt ist: Das Geld aus dem möglichen Verkauf seiner Finca auf Mallorca, die zwar einen Wert von rund 6 Millionen Euro hat, aber bereits mit 4,5 Millionen Euro belastet ist, wird ihm finanziell nicht viel nutzen.

Die nächsten Monate sind entscheidend

Die nächsten zwölf Monate werden entscheidend im Leben von Boris Becker sein, denn so lange haben mögliche Gläubiger von nun an Zeit, ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anzumelden und nachzuweisen. Die Verbindlichkeiten werden dann aus dem noch vorhandenen Vermögen des Schuldners beglichen. Sollte kein Geld mehr da sein, würden die Gläubiger leer ausgehen. Während des Insolvenzverfahrens kann Becker ohne Zustimmung des Insolvenzverwalters keine Geschäfte mehr machen. Er wurde quasi entmündigt.

Was ändert sich für Boris + Lilly?

Das einzig Gute: Am alltäglichen Leben von Boris Becker und seiner Familie wird sich nicht sehr viel ändern. „Es ist in der Regel so, dass der Schuldner nicht aus einer teuren Wohnung ausziehen muss, und auch an den wichtigen Ausgaben wie zum Beispiel Flugkosten, Bürokosten, Wohnkosten oder Kindesunterhalt ändert sich nichts. Nach dem englischen Insolvenzrecht soll der Schuldner nicht durch Einschnitte in seine Lebensführung ,bestraft‘ werden. Allerdings muss Herr Becker die Ausgaben für persönlichen Luxus stark einschränken. Hier wird ihm das Insolvenzgericht Vorgaben machen. Er soll das verdiente Geld ja nicht ,verprassen‘, sondern an die Gläubiger zurückzahlen“, so Goldbach. „Praktisch bedeutet das, dass Herr Becker teure Restaurantbesuche und andere Ausgaben eher als Geschäftsausgaben deklarieren dürfte.“ Fazit: Auch wenn im Inneren der Putz von den Wänden bröckelt, wird Boris Becker zumindest die Fassade weiter aufrecht erhalten können.

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