Daran erkennt man ein glückliches Paar: Wenn er spricht, hört sie aufmerksam zu, und wenn sie am Zug ist, ist es umgekehrt genauso. Bettina Zimmermann, 47, und Kai Wiesinger, 56, zeigen beim Doppelinterview auf beeindruckende Weise, wie sie miteinander harmonieren.
Bettina Zimmermann und Kai Wiesinger: So gehen sie mit Streit um
Seit neun Jahren sind sie zusammen – und absolute Patchwork-Experten: Kai Wiesinger brachte zwei Töchter aus erster Ehe mit in die Beziehung, Bettina Zimmermann einen Sohn. Gemeinsam haben sie ein siebenjähriges Kind. Immer wieder stehen die beiden Schauspieler auch gemeinsam vor der Kamera. In der neuen ZDF-Herzkino-Reihe "Familie Anders" spielen sie sogar ein Paar, das beim Paartherapeuten Hilfe sucht. GALA fragte nach ihren persönlichen Beziehungs-Tipps.
GALA: Was ist Ihr Rezept gegen Missverständnisse?
Bettina Zimmermann: Wir sind jetzt in einem Alter, wo man nicht mehr lange vor sich hin rätseln will, was der andere wohl hat. Bei uns gilt: Wenn irgendwas ist, dann sprechen wir das sofort an. Und damit fahren wir ganz gut. Wie man sieht, sind wir immer noch zusammen.
Wie versöhnen Sie sich nach einem Streit?
Zimmermann: Bevor man nach einer Auseinandersetzung auseinandergeht, finde ich es ganz wichtig, wieder d’accord zu sein.
Kai Wiesinger: Das kommt bei uns doch sowieso nie vor.
Zimmermann: Stimmt, wir haben gar keinen Streit. Wenn, dann ist es eine Meinungsverschiedenheit, und dann ist das eher eine Diskussion. Danach muss man sich auch nicht vertragen. Wir sind ja keine kleinen Kinder. Wir schreien uns nicht an oder hauen uns. (lacht) Dadurch, dass wir immer miteinander kommunizieren und reden, staut sich da auch nichts auf, was so eskalieren könnte, dass man in einen solchen Streit gerät, dass man sich wieder versöhnen müsste.
Würden Sie sagen, Ehrlichkeit kann Paartherapie ein Stück weit ersetzen?
Wiesinger: Also ich glaube, Ehrlichkeit ist in der Beziehung die Grundvoraussetzung. Wenn man nicht ehrlich miteinander ist, lohnt es sich auch nicht, zur Paartherapie zu gehen. Ich wünsche den Paaren, die in eine Therapie gehen, dass es tatsächlich etwas bringt. Aber die bessere Lösung ist meiner Meinung nach, dass man von vornherein in der Lage ist, den anderen als einen eigenständigen Menschen wahrzunehmen, immer interessiert und aufgeschlossen dem anderen gegenüber zu bleiben und …
Zimmermann: ... ihn nicht für garantiert zu nehmen. Auch das ist ganz wichtig. Man muss als Paar immer gemeinsam aneinander arbeiten. Damit man sich immer wieder neu erlebt und nicht in so einen Trott gerät und davon ausgeht, der Partner ist da, man selber ist da, das funktioniert halt irgendwie – und fertig.
"Eine Beziehung sollte keine Arbeit sein"
Sie sind seit neun Jahren ein Paar. Woran würden Sie merken, dass es Zeit wäre, zu einem Paartherapeuten zu gehen?
Zimmermann: Ich weiß nicht. Wir waren noch nie in so einer Situation, oder? (schaut ihn an)
Wiesinger: Es gibt inzwischen sehr, sehr viele Paartherapeuten und sehr viele Menschen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. Es hat sich in der Gesellschaft vieles dahin entwickelt, dass Dinge ausgelagert werden. Wenn das für viele Menschen der Weg zum Erfolg ist, ist das okay. Aber ich sehe das für mich nicht. Ich hatte das Bedürfnis noch nicht, und ich hoffe auch, ich kriege es nicht. Bettina sagte zwar gerade, dass man an einer Beziehung arbeiten muss. Ich hoffe aber, dass das nicht so ist.
Zimmermann: Stimmt, das habe ich vielleicht falsch ausgedrückt: Arbeit klingt so negativ. Eine Beziehung sollte keine Arbeit sein. Wichtig ist, dass die Basis da ist und wenn irgendetwas nicht stimmt, der Partner der erste Ansprechpartner ist. Bei uns ist es so. Wir kommunizieren miteinander, und deswegen ist da auch nichts, was unausgesprochen bleibt.
Welche Beziehungsvorbilder haben Sie?
Zimmermann: Unsere jeweiligen Eltern sind nach wie vor zusammen. Das ist heutzutage recht selten. Deshalb haben Kai und ich auch dasselbe Bild von Familie. Über allem steht diese bedingungslose Liebe, die das Konstrukt Familie zusammenhält. Dass man gemeinsam durch dick und dünn geht. Für unsere Eltern gab es mit Sicherheit auch Situationen, die schwierig waren. Aber sie haben nicht wie in der heutigen Wegwerfgesellschaft gleich alles über Bord geworfen, sondern sie haben zusammengehalten und sind da gemeinsam durchgegangen.
Wie sehen heute Date-Nights bei Ihnen aus?
Zimmermann: Wir freuen uns, wenn wir überhaupt mal einen Abend als Eltern freibekommen. (lacht) Dann nutzen wir die Gelegenheit, dass wir die Kinder betreut wissen und keiner von uns arbeiten oder kochen muss – und gehen schön essen. Diese Abende genießen wir sehr.
Kürzlich war Valentinstag. Was verbinden Sie mit diesem Tag?Zimmermann: Wir feiern diesen Tag nicht. Mein Mann bringt mir oft genug Blumen mit. Das nur an einem Tag zu machen, finden wir beide eher absurd. Viel schöner ist es doch, das ganze Jahr über zu zeigen, was man aneinander hat und wie man zueinander steht.