Dieser Termin ist eine Premiere: Zum ersten Mal geben Barbara Becker, 52, und Noah, der ebenso wie GALA 25 Jahre alt ist, ein Mutter-Sohn-Interview. Das exklusive Shooting kommt noch obendrauf. Mode mit viel Symbolkraft. Ähnliche Prints, unterschiedliche Styles. Same same but different: So sehen sich die beiden auch im Leben.
Barbara Becker & Noah Becker haben eine intensive Beziehung
Wann gab es zwischen Ihnen beiden den letzten Zoff?
Barbara Becker: (schaut zu Noah) Vor drei Wochen ungefähr, du wolltest das hier zuerst gar nicht machen. (beide lachen) Ach, wir streiten uns nicht oft. Und wenn, dann weiß Noah genau, dass es mir nicht gut geht, wenn wir nicht bald darüber sprechen. Er erlöst mich meistens schnell.
Wie würden Sie Ihre Bindung zu Noah beschreiben?
Barbara: Wir haben eine enge Bindung. Natürlich spielt dabei auch eine Rolle, dass ich meine beiden Kinder Noah und Elias zum großen Teil alleine aufgezogen habe. So wie meine Mutter mich und meine Schwester übrigens auch. Da sind die Bedingungen und die Verantwortung ganz anders als in der traditionellen Vater-Mutter-Kind-Konstellation. Mal ist es schwieriger, mal einfacher. Aber klar, wenn du alleinerziehende Mutter bist und der Sohn auszieht, wie Noah vor vier Jahren, da entsteht plötzlich ein Loch. Und nachdem Elias jetzt im September auch ausgezogen ist, da ist das Loch noch viel größer. Aber mein Leben hatte immer schon sehr viel mit Hello und Goodbye zu tun.
Noah, wie haben Sie Ihrer Mutter erklärt, dass Sie ausziehen wollen?
Noah Becker: Es war eigentlich schon lange klar, dass ich nach der Highschool aus Miami weg will. Dort leben nur noch wenige Kreative. Miami fühlt sich an wie jeden Tag Urlaub. Das war mir zu wenig und zu oberflächlich.
Noah Becker will die Normalität
Jetzt leben Sie schon seit vier Jahren in Berlin.
Noah: Ich liebe Berlin, weil ich hier frei sein kann. Ich will Normalität, will einkaufen, kochen, staubsaugen, mit dem Fahrrad und der U-Bahn fahren und nicht wie die meisten Kids in Miami mit dem Helikopter von A nach B fliegen.
Diese Normalität finden Sie in Ihrer Wohnung, einer ehemaligen Kfz-Werkstatt in Schöneberg?
Noah: Ja, hier wohne und arbeite ich. Eigentlich ist alles total simpel. Das ist mein Space, wo ich male und Musik mit meinen Freunden mache, kreativ sein kann.
Barbara: Wenn man Noah besucht, ist immer was los. Da versammelt sich ein enger Kreis aus verschiedenen Künstlern, die sich gegenseitig inspirieren.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen, Noah? Nach Ihrem Schulabschluss wollten Sie ja ursprünglich in New York Wirtschaft studieren.
Noah: Ich habe irgendwann zufällig eine Leinwand gefunden, Farbe gekauft und einfach losgelegt. Ich habe gemerkt, dass mir das guttut. Anfangs war es eine Art Therapie, so wie andere Yoga machen. Es ist meine Art, mich auszudrücken.
Von wem haben Sie Ihre Kreativität?
Noah: Eigentlich von beiden Elternteilen. Beide sind Vorbilder für mich. Der Ehrgeiz, nicht aufzugeben und immer am Ball zu bleiben, der kommt sicher von meinem Vater. Ich will mich jeden Tag weiterentwickeln, besser werden. Die Stärke, Dinge auszuprobieren und keine Angst vor Neuem zu haben – die kommt von meiner Mutter. Sie hat sich gerade erst wieder neu erfunden. Ich fand es direkt toll, dass sie bei "Let’s Dance" mitmacht. Sie macht ihr Ding. Ich weiß noch, wie sich unsere Mütter mal für die Schule verkleiden mussten. Da liefen fast alle als Pocahontas rum, nur Mama verkleidete sich als Gorilla. Sie ist stark und unbeirrbar. Und sie lehnt selbst Menschen mit negativer Energie nicht ab, sondern gibt ihnen die Chance, sich zu verbessern.
Barbara: (schaut gerührt ) Und dass du immer an deine Grenzen gehst, das hast du auch von deinem Vater.
Noah: Stimmt. Ich bin stolz auf meinen Vater. Alles, was über ihn in der Presse geschrieben wird, ist mir wirklich scheißegal.
Noah Becker ist dankbar für seine Eltern
Ihre Eltern trennten sich, als sie sechs waren. Hat Ihnen der Vater früher gefehlt?
Noah: Ja, in jedem Fall. Aber wir hatten immer Kontakt. Ich will mein Leben wirklich nicht tauschen. Bei Kindern, deren Eltern nicht geschieden sind, läuft auch nicht alles rund. Manche meiner Erfahrungen haben mich stark gemacht, dafür bin ich heute dankbar. Es ist alles gut.
Barbara, wann haben Sie gemerkt, dass Ihre Jungs erwachsen geworden sind?
Barbara: Das war ein schleichender Prozess. Aufforderungen wie "Hey, nimm besser einen Schal mit!", kommen von mir zwar immer noch. Aber grundsätzlich habe ich zu beiden volles Vertrauen, dass sie ihr Leben meistern.
Noah: Du hast immer einen guten Job gemacht und super für uns gesorgt, uns für gute Ernährung und gute Gedanken sensibilisiert. (lacht) Ich habe all die Vitaminkapseln, die es bei uns gibt, immer dabei und weiß genau, was gut ist für mich.
Haben Sie gemeinsame Rituale?
Noah: Bei jedem "Tschüss" müssen wir beide uns angucken und sagen, wann wir uns wiedersehen.
Barbara: Zum Glück habe ich die App "Find My Friends", da weiß ich immer, wo alle sind. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Und wenn Noah nach Miami kommt, gibt es ganz viele Rituale. Als erstes macht er Musik an oder setzt sich ans Klavier. Dann ist in Kürze das ganze Haus voll. Seine Freunde kommen zu Land, zu Wasser und zu Luft. Und plötzlich wird sein Besuch eine einzige Party. Der Champagner ist immer kalt gestellt. (lacht)
Noah: Wenn deine Freunde kommen, sind auch alle gut drauf. Only good vibes!
Wenn Sie es mit einem Satz sagen sollten, Barbara: Was schätzen Sie an Noah?
Barbara: Seine hohe Empathie! Und dass er wahnsinnig echt lebt, mit ganz klaren Vorstellungen.
Jetzt, wo Ihre Kinder beide in Europa leben: Bleiben Sie eigentlich in Miami?
Barbara: Darüber mache ich mir tatsächlich Gedanken. Allerdings, Deutschland wäre mir jetzt zu kalt. Elias lebt in London, Noah und meine Mutter Ursula leben in Berlin, ich wäre schon gerne näher an meiner Familie.
Noah Becker hat seine Liebe zu Berlin und zur Kunst gefunden
Noah, Ihre Großmutter wohnt bei Ihnen um die Ecke, richtig?
Noah: Ja, und meine Oma ist cool. Sie kommt auf jedes Konzert und zu jeder Ausstellung von mir. Sie kennt alle meine Freunde und bringt denen Deutsch bei, wenn sie nur Englisch sprechen.
Sie sind erfolgreich mit Ihrer Kunst, mit Ihrer Band Bakery, und Sie legen auch noch als DJ auf. Die Eigenständigkeit ist Ihnen offenbar wichtig.
Noah: Ich bin ein Becker und ich mag meinen Namen, auch wenn mich manche Leute in eine Schublade stecken. Ich will mich da gar nicht abgrenzen. Wichtig ist mir, dass man mich als eigenständige Person wahrnimmt, mit dem, was ich tue. Mein Vater und ich unterstützen uns und sind sehr miteinander verbunden. Aber ich will meine eigenen Erfahrungen machen.
Wann haben Sie Ihre Eltern zuletzt angepumpt?
Noah: Das war so vor sechs Jahren, glaube ich. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass man für Geld hart arbeiten muss. Das habe ich sehr ernst genommen. Obwohl ich privilegiert aufgewachsen bin, hatte ich nie eine Kreditkarte, anders als viele meiner Freunde in Miami. Klar kann reich und berühmt spannend sein. Aber diese Welt habe ich mir ja nicht selber ausgesucht, da wurde ich reingeboren. Meine Welt heute ist die, die ich mir ausgesucht habe. Ich hänge nicht an Besitz und hatte auch schon Zeiten, wo ich mir Geld geliehen habe. Aber jetzt klappt es gerade ganz gut.
Was muss man als Kunstliebhaber investieren, wenn man einen Becker kaufen will?
Noah: Das fängt bei wenigen hundert Euro an und geht bis hin zu ein paar tausend Euro.
Machen wir mal einen Rückblick ins Jahr 2000...
Nach sieben Jahren Ehe kam für Sie, Barbara, die Trennung. Sie zogen mit Noah und Elias von München nach Miami. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
Barbara: Das war der Moment, wo ich beide Kinder noch wegtragen konnte. Ich erinnere mich, wie ich auf der Fähre nach Fisher Island den Noah huckepack auf dem Rücken hatte und Elias im Arm hielt. Im Dämmerschlaf wurde mir richtig bewusst, dass ich jetzt wirklich im Alltag alleine die Verantwortung für beide habe. Als Mutter von zwei kleinen Kindern kannst du dich nicht hinsetzen und abwarten. Da stellst du dich auf die Hinterbeine und machst weiter. Klar kommt man sich da total limitiert vor, aber zum Glück gab es auch Großeltern und Freunde, die mich unterstützt haben. Und auch wenn es immer anders dargestellt wurde: Boris und ich haben sofort das nächste Weihnachten und Ostern zusammen gefeiert und auch Familienfeste miteinander verbracht. Da haben wir uns beide und unsere Situation zurückgestellt.
Sie hegen keinen Groll?
Barbara: Nein. Boris und ich hatten eine sehr schöne Zeit. Ich lebe viel mehr in Dankbarkeit und Zukunft als in Groll und Ärger. Außerdem sind Scheidung und Scheitern unterschiedliche Dinge. Bei einer Scheidung gibt man dem anderen auch die Möglichkeit, sich noch einmal ganz neu zu entwickeln.
Noah: Das ist echt so verdammt lange her! Crazy, fast 20 Jahre jetzt.
Woran erinnern Sie sich denn noch aus dieser Zeit?
Noah: Puh, ich habe wirklich nicht viel mitbekommen. Ich habe auch lange gar nicht gewusst, was eigentlich los war. Erst mit ungefähr 15 habe ich ein paar Sachen erfahren, und dann gehst du ins Internet. Aber ich habe nie wirklich was drauf gegeben, was andere über uns schreiben.
Sie beide gehen sehr liebevoll miteinander um, sind auch sehr körperlich miteinander.
Barbara: Ja, wir sind sehr eng miteinander und sagen uns auch, dass wir uns lieben.
Noah: Stimmt, wir sprechen über alles und sagen auch "I love you".
Salopp formuliert: Ihr Vater kann Tennis besser als Ehe. Wollen Sie selbst einmal heiraten und eine Familie gründen?
Noah: Auf jeden Fall wünsche ich mir eine Familie. Aber da lasse ich mir noch Zeit.
Frisch verliebt! Erster Auftritt mit seiner neuen Freundin
Elias Becker ist frisch verliebt und zeigt sich bei einem Event von Etro in New York das erste Mal mit seiner neuen Freundin. Yasmine Dahlberg und er werfen sich verliebte Blicke zu und lachen gemeinsam auf dem roten Teppich, bevor der Sohn von Boris und Barbara Becker bei dem Event als DJ auflegt. Yasmine arbeitet bei der New York Times und hat schwedische und haitianische Wurzeln.
Blicken wir mal in die Zukunft...
Wie stellen Sie sich Ihr Leben im Alter vor?
Noah: Ich möchte immer genug Geld haben, um Farbe kaufen zu können. (lacht)
Barbara: Ich habe aufgehört, mir die ganz großen Gedanken zu machen. Ich habe zweimal geheiratet, da kam auch alles anders, als ich es anfangs dachte. Ich mag das Hier und Jetzt.
Sie sind jetzt seit drei Jahren mit dem argentinischen Sportler Juan Lopez Salaberry zusammen. Ist Ehe Nummer drei in Sicht?
Barbara: Ich weiß es nicht. Die Geschichte mit dem Heiraten, hmmm ... Für mich zählt mittlerweile einfach, miteinander glücklich zu sein. Und das sind wir. Ich freue mich auf alles, was da noch kommt.
Noah, was wünschen Sie sich für Ihre Mutter?
Noah: (sieht sie an) Dass du noch mindestens 150 Jahre lebst und so bleibst wie du bist. Dass du weiter gerne Champagner trinkst und immer wieder ins kalte Wasser springst, wenn du neugierig auf Neues bist.
