Gut zwölftausend Kilometer liegen zwischen Los Angeles und Damaskus. Es ist eine kleine Weltreise, die Angelina Jolie, 34, und Brad Pitt, 45, da unternommen haben. Raus aus dem, was für sie Alltag ist, rein in eine Umgebung, die sie sowohl fordert als auch fasziniert und in der sie sich wie ein halbwegs normales Paar fühlen. Hier endlich ist Brad nur "Mr. Jolie", der Lebensgefährte und Reisebegleiter von Angelina, der UN-Sonderbotschafterin. Wenn sie am Laptop sitzt, dann schaut er ihr über den Rücken und legt den Arm um ihre Schulter. Und wenn sie durch die Gassen von Damaskus läuft, spaziert er stolz neben ihr her. Sollen doch in Los Angeles Angelinas Verehrer und Brads Groupies mit großer Ausdauer über eine vermeintliche Ehekrise der beiden tratschen.
Mitreisende, die auf dem Trip durch Jordanien und Syrien dabei waren, wissen es besser. Sie berichten, wie verliebt und unfassbar glücklich die beiden wirkten. Spontan kehrten sie beispielsweise beim "Licky Licious"-Eisladen in der jordanischen Hauptstadt Amman ein, auf dem Arm die 15 Monate alten Zwillinge Knox und Vivienne. Bei Mango-, Vanille-und Pekan¬nuss-Eis plauderten sie mit Ihab, dem Besitzer des Ladens, als würde man sich seit Jahren kennen. Und strahlten dabei gelöst und glücklich in die Kameras. Ein Paar, das sich nichts mehr zu sagen hat, benimmt sich normalerweise anders.
Freunde von Brad und Angelina wundert das nicht, sie kennen das Phänomen: Je weiter die beiden von Hollywood entfernt sind, desto zufriedener und gelassener wirken sie - ob sie nun nach Paris fliegen, sich auf ihrem Anwesen in Südfrankreich erholen oder sich in Afrika für Charity-Projekte engagieren. Als einen "großen gläsernen Käfig" hat Brad Pitt die Traumfabrik einmal bezeichnet, und es ist kein Geheimnis, dass die beiden zwar in Hollywood leben, sich dort aber keineswegs zu Hause fühlen. Während Brad sooft es geht auf einem seiner Motorräder losbraust und Paparazzi seinen Mittelfinger zeigt, ist es vor allem Angelina, die in Los Angeles leidet. Noch immer wird ihr hier nämlich von vielen Frauen übel genommen, dass sie sich vor gut vier Jahren Brad Pitt schnappte: Liebe hin, Emotionen her, vor allem sei diese Aktion eine riesige Unverschämtheit gegenüber Jennifer Aniston gewesen, heißt es. Punkt, aus, Ende. Jolies tiefe Liebe eine Gemeinheit? Man kann sich leicht ausmalen, wie sehr Angelina Jolie mit derlei Anfeindungen zu kämpfen hat.
Ihre große Portion Alltagsglück holen sich Brad und Angelina deshalb nicht in Los Angeles, sondern am anderen Ende der Welt. Normalität und Seelenruhe - beziehungsweise das, was die beiden Weltstars dafür halten - kehrt für sie erst dann ein, wenn sie im Privatjet sitzen und Kalifornien hinter sich lassen können. Glück, das sind für die beiden vor allem zwei Dinge: ihre Familie und ihre Möglichkeiten, die Welt zu verbessern. Oberste Priorität hat dabei die Familie. "Brad ist ein sensationeller Vater und alles andere als ein Macho", berichtet ein Freund Gala. "Für ihn ist es ganz normal, dass er sich um die Kids genauso kümmert wie Angelina." Dass nie beide gleichzeitig arbeiten, ist dabei nur der Anfang. Brad geht kaum noch mit seinen Kumpels aus, und auf dem Kühlschrank im französischen "Château Miraval" klebt eine To-do-Liste, auf der genau steht, wann er mit dem Nachwuchs auf den Spielplatz muss, ob Termine beim Friseur oder Kinderarzt anstehen oder ob ansonsten noch etwas zu erledigen ist. Im Übrigen ist die Rollenverteilung klassisch: Angelina kümmert sich hauptsächlich um die Mädchen und Papa Pitt um seine Jungs. Mama geht mit Shiloh und Zahara in die Tierhandlung und Papa in die Spielhalle, um mit Maddox Autorennen zu fahren. Und während Angelina sehr auf ihre Figur achtet, darf der Nachwuchs gern jede Menge Hot Dogs und Gummibärchen naschen.
Entgegen allen anderslautenden Gerüchten ist weiterer Familienzuwachs übrigens nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Maddox, Pax, Zahara, Shiloh, Knox und Vivienne mögen ihre berühmten Eltern zwar auf Trab halten, aber die eine oder andere Adoption dürfte noch anstehen. Besonders Angelina hätte gern noch ein paar Kinder mehr, und Brad unterstützt sie dabei voll und ganz. Ihre Begegnung mit irakischen Flüchtlingskindern in Syrien haben diesen Wunsch noch verstärkt. Ein guter Bekannter zu Gala: "Das humanitäre Engagement von Brad und Angelina ist der Klebstoff, der beide in extrem hohem Maße verbindet. Das fängt bei der Charity-Arbeit und Geldspenden an und hört mit der Adoption von Kindern aus Krisenregionen auf."
Die Bewunderung von Brad, dem Alpha-Mann, für seine Power-Freundin ist grenzenlos. Ständig schwärmt er von ihren Bemühungen als Sonderbotschafterin für Kriegsflüchtlinge, und in kleinen Liebesbriefen betont er immer wieder, wie sehr er ihren Einsatz schätzt. Angelina ist im Gegenzug dankbar und glücklich über seine Unterstützung. Sie freut sich, dass ihr Partner ähnlich tickt wie sie, sich mit seinen Bauprojekten für die Opfer des Hurrikans Katrina in New Orleans engagiert. Beide sind sich einig: Gut ist nur der, der auch Gutes tut. Hartnäckig hält sich deshalb auch das Gerücht, dass Brad und Angelina jedes Jahr ein Drittel ihres Einkommens spenden. Allein im vergangenen Jahr verdienten beide rund 38 Millionen Euro - demnach würden sie mehr als zwölf Millionen Euro für wohltätige Zwecke ausgeben. Das Paar kommentiert derlei Vermutungen nicht, bekannt wurde aber, dass mehrere Millionen Euro an diverse Krankenhäuser, Universitäten und Menschenrechtsorganisationen in Burma und Irak gingen. Auch eine Bewegung, die sich für gleichgeschlechtliche Ehen stark macht, förderten die beiden finanziell.
Den Kindern ist natürlich noch nicht bewusst, dass ihre Eltern einen ziemlich lässigen Umgang mit ihrer Berühmtheit und ihrem Vermögen pflegen. Für sie ist nur wichtig: Mom und Daddy sind immer da. Wenn sie Hunger haben, dann steht kein Leibkoch am Herd, sondern Papa. Als Junge aus dem Mittleren Westen will Brad seine Kinder nämlich so bodenständig wie möglich erziehen. Denn so angenehm die Nebeneffekte des Ruhms auch sein mögen - Priorität haben für ihn und Angelina momentan andere Dinge als das Showbusiness. Im Großen und Ganzen wollen sie, dass aus ihrem Nachwuchs anständige, vernünftige Persönlichkeiten werden, die sich ernst genommen fühlen. Und das heißt konkret: Wenn die Kinder ein Eis wollen, dann kriegen sie es auch. Ob sie nun gerade in der Villa in Los Angeles oder in einer Ladengasse in Amman sind.