Julia Beautx hat sich als Influencerin einen Namen gemacht. Seit 2013 ist sie in den sozialen Medien aktiv, inzwischen folgen ihr über 2,5 Millionen Menschen auf YouTube. Doch auch ihre Schauspielkarriere nimmt Fahrt auf. An der Seite von Simone Thomalla, 57, spielt sich die 23-Jährige in "Frühling" in der Rolle als Lilly Engel in die Herzen der Zuschauer:innen. Bald wird das RTL-Publikum die junge Frau auch das Tanzbein schwingen sehen: Julia wird ab 17. Februar den Cast von "Let's Dance" aufmischen.
Vorher kann die Schauspielerin noch in dem Drama "Gestern waren wir noch Kinder" (ZDF-Mediathek, 6 Folgen) bewundert werden. Für ihre Film- und TV-Karriere gibt die bekannte Beauty- und Lifestyle-Vloggerin sogar ihren Künstlernamen ab: aus Julia Beautx wird ihr Mädchenname Julia Willecke. Im Interview spricht der Shooting-Star über aktuelle Fernsehprojekte, den Job als Influencerin und Liebesgerüchte in der Branche.
Julia Beautx: Der Star aus "Gestern waren wir noch Kinder"
In Ihrer Rolle als Vivian in "Gestern waren wir noch Kinder" wird Ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf gestellt und Sie müssen früh Verantwortung übernehmen. Wann haben Sie sich zum ersten Mal erwachsen gefühlt?
Es gab keinen Zeitpunkt, an dem ich mich plötzlich erwachsen gefühlt habe. Das war ein schleichender Prozess. Ich würde aber sagen, ein einschneidendes Erlebnis war, als ich mit 17 das erste Mal an einem Verhandlungstisch bei meinem Management saß. Da war mein Vater zwar auch noch dabei, aber da habe ich gemerkt, dass ich ab jetzt selbst wichtige Entscheidungen treffen darf und muss.
Vivian muss extreme Emotionen durchleben. Wie schaffen Sie es, sich als Schauspielerin in extreme Gefühlslagen wie tiefe Trauer oder Wut zu versetzen? Haben Sie dafür ein bestimmtes Tool?
Mein Trick ist es meistens, die Situation, in der sich meine Rolle befindet, auf mein eigenes Leben und Umfeld zu projizieren. Als ich in der Beerdigungsszene vor dem Grab von Vivis Mutter stand, habe ich mir vorgestellt, ich würde wirklich vor dem Grab meiner eigenen Mama stehen. Das nimmt zwar mehr Kraft in Anspruch, allerdings bin ich dann mit dem Ergebnis der Szene auch am zufriedensten.
Von der Influencerin zur Schauspielerin
Wie sind Sie als eine der erfolgreichsten Influencerinnen Deutschlands zur Schauspielerei gekommen?
Eigentlich war das immer schon mein Berufswunsch. Seit meiner Kindergartenzeit habe ich über nichts anderes geredet. Aber da ich aus einem Dorf komme, in dem niemand auch nur ansatzweise mit dieser Branche zu tun hat, war es für mich schwer, erste Schritte in diese Richtung zu versuchen. Irgendwann dachte ich mir dann, dass es wohl leider nicht sein soll…
Und haben deshalb dann als 14-Jährige mit der Aufnahme von YouTube-Videos angefangen?
Genau! Und damit einen anderen Traumberuf für mich gefunden – quasi aus Versehen…
Wie meinen Sie das?
Anfangs war das alles ja nur ein Experiment; ein Hobby, das die meisten in meinem Umfeld ziemlich belächelt haben. Doch dann wurde der Social-Media-Erfolg aber immer größer und größer – und vor vier Jahren kam dann per Mail eine Anfrage, ob ich zu einem Kinofilm-Casting kommen möchte. Zu einem Zeitpunkt, wo ich das Thema Schauspielerei für mich bereits abgehakt hatte. Der Kreis hat sich in gewisser Weise somit für mich geschlossen.
War es für Sie ein Vorteil, dass Sie als Influencerin bereits vor der Schauspielerei ein Millionenpublikum für sich begeistern haben – oder eher ein Nachteil?
Das war eine Mischung aus beidem. Zum einen ist die Casting-Agentur ja erst durch meine Social-Media-Clips auf mich aufmerksam geworden. Zum anderen musste ich mich aber doppelt beweisen und wurde auf jeden Fall mit einem wesentlich kritischeren Auge betrachtet, als wenn ich eine klassische Schauspielausbildung gehabt hätte und werde es teilweise auch immer noch. Aber das ist irgendwie auch ein typisch deutsches Ding.
Inwiefern?
In Deutschland packt man Menschen in meinen Augen gerne in Schubladen und es wird oft erst einmal argwöhnisch beäugt, wenn ein Schauspieler plötzlich anfängt, Musik zu machen oder eine Influencerin wie ich plötzlich Filme dreht. Da sind viele Vorurteile programmiert. Aber die verschwinden meist dann, wenn du mit Können und Leistung überzeugst. Und negative Kommentare bin ich bereits durch Social-Media gewohnt und habe inzwischen gelernt, die so gut es geht an mir abprallen zu lassen.
Sie waren bereits als Teenager sehr erfolgreich, haben gut verdient. Wie haben Sie es geschafft, in der Bubble der Social-Media-Stars nicht abzuheben?
Das habe ich meinen Eltern zu verdanken. Die haben von Anfang an sehr darauf geachtet, dass ich als Teenager bei YouTube nicht zu viel Privates von mir preisgebe. Und jedes Mal, wenn ich es bei mir das leiseste Signal dafür gab, dass ich vielleicht doch abheben oder irgendetwas als selbstverständlich ansehen könnte, haben sie mich sofort wieder runtergebracht. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar. Auch wenn sie mich manchmal genervt haben. (lacht)
Wann zum Beispiel?
Nach meinem Schulabschluss wollte ich unbedingt nach Berlin ziehen, weil da die meisten Influencer leben. Und deshalb war ich schon ziemlich sauer, dass Mama und Papa komplett dagegen waren. Natürlich hätte ich mich als über 18-Jährige trotzdem gegen sie durchsetzen können. Aber heute bin ich sehr froh, dass ich am Ende doch auf sie gehört habe und weiter in meiner normalen Umgebung geblieben bin. Das hat mich noch weiter geerdet.
In einem älteren TV-Report war Ihre Mutter sehr stolz auf Sie und Ihren Erfolg, gab aber auch zu, dass sie sich auch sehr um das Wohl ihrer Tochter sorgt. Hat Sie auch heute noch Ängste?
Sie hat sich zwar zunehmend an die Situation gewöhnt, aber die Ängste sind immer noch da. Zumal es ja bislang von Jahr zu Jahr krasser bei mir geworden ist. Aber meine Mama denkt auch immer sehr groß und tendiert zur Übertreibung. Sie hat dann manchmal Gedanken wie: Jetzt wird Julia irgendwann auch noch eine Hollywood-Schauspielerin, die ihre Familie vergisst und bei Partys nur noch Party macht… (lacht) Aber zum Glück weiß sie inzwischen ja, dass sie sich auf mich verlassen kann.
Waren Sie immer schon überdurchschnittlich selbstbewusst und von Ihren eigenen Stärken überzeugt?
Nein, überhaupt nicht! Ich habe auch heute immer noch viele Momente, in denen ich denke: Oh Gott, das schaffe ich oder das kann ich nicht, weil ich dafür viel zu doof bin. Auch in einer Interviewsituation wie dieser bin ich immer noch extrem aufgeregt. Und auch zu Beginn meiner Karriere wurde mein Selbstbewusstsein immer wieder stark auf eine Probe gestellt. Wenn ich heute darüber nachdenke, dann frage ich mich, was mich geritten hat, dass ich das alles ausgehalten habe.
Was war denn so schlimm?
Als ich mit den YouTube-Videos anfing, war das noch nicht ansatzweise so cool und akzeptiert wie heute, sondern man galt schnell als Opfer. Und deshalb wurde ich in der Schule zuweilen auch ziemlich fertig gemacht. Teilweise haben sich Freunde von mir abgewendet, weil sie plötzlich neidisch wurden und auch meine Lehrer haben mich anders behandelt. Ich hätte da 1000 Geschichten, an denen ich ganz schön zu knacken hatte.
"Habe mir ein dickes Fell wachsen lassen"
Warum haben Sie nicht mit Social Media aufgehört?
Es hat mir einfach zu viel Spaß gemacht und der Erfolg hat mir ja auch recht gegeben. Deshalb habe ich mir ein dickes Fell wachsen lassen.
Gibt es für Sie eine Schattenseite Ihres Jobs?
Nicht wirklich. Manchmal überfordert es mich allerdings, dass sich mir so unendlich viele Möglichkeiten bieten. Aber ich gebe zu, dass es in der Vergangenheit auch mal Momente gab, in denen ich mich ein bisschen in der Social-Media-Welt zu verlieren drohte.
Wie äußerte sich das genau?
Indem ich die ganze Zeit präsent bin und einen großen Teil meines Lebens auf Social Media mit meinen Followern teile, drehte es sich in der Vergangenheit phasenweise nur noch darum, mein Wesen und meinen Alltag so zu verändern, dass es für meine Fans am spannendsten und interessantesten ist. Und da wird es wirklich gefährlich! Du musst sehr an dir arbeiten, bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten.
Privat wird Ihnen immer wieder gerne eine Liebelei mit ihrem nicht weniger erfolgreichen Influencer-Kollegen Rezo nachgesagt. Ihr Kommentar dazu?
Es tut mir wirklich leid, Hoffnungen und Fantasien mancher Leute zerstören zu müssen, aber an diesen Gerüchten ist absolut gar nichts dran. Wir sind einfach nur Kollegen, die sich inzwischen auch privat supergut verstehen.