Bei König Carl Gustaf, 75, und Königin Silvia, 77, dürfte die Ankündigung des neuen Podcasts "Motiv" des Investigativjournalisten Nils Bergmann vermutlich große Bauchschmerzen verursachen. Der Schwede, der sich in seiner Heimat bereits durch Recherchen in Justizfällen einen Namen gemacht hat, widmet sich in sechs Teilen unter dem Titel "Kungaskandalen" (zu dt.: "Königsskandal") der Entstehung des Enthüllungsbuches "Der widerwillige Monarch" und den Folgen der Veröffentlichung.
Königin Silvia, König Carl Gustaf + Prinzessin Victoria: Der alte Skandal wird wieder hochgekocht
Die Autoren Thomas Sjöberg, Deanne Rauscher und Tove Meyer hatten im Januar 2011 nach intensiver Recherche im Umfeld des Königs ihr aufsehenerregendes Werk veröffentlicht – und mit ihrem angeblichen Blick hinter die Fassade des Monarchen einen regelrechten Skandal entfesselt. Von Untreue ist die Rede: Carl Gustaf habe sich mit Freunden in verschwiegenen Clubs amüsiert. Auch eine mutmaßliche Geliebte des dreifachen Vaters wurde publik gemacht, eine prominente noch dazu: Camilla Henemark, 57, ehemalige Frontsängerin der damals berühmten Popband "Army of Lovers".
Er habe das Buch noch nicht gelesen, erklärte der damals 64-Jährige im Herbst 2010 bei einer Pressekonferenz nach einer Elchjagd. Ohne auf die Vorwürfe einzugehen, sagte er sodann, dass es sich um sehr weit zurückliegende Begebenheiten handele und dass er selbst und auch seine Familie mit dem "Kapitel abgeschlossen" hätte.
Autoren berichten von Drohungen
Die Buchautoren und auch Nils Bergmann scheinen allerdings noch längst nicht mit dem Thema fertig zu sein. Sjöberg, Rauscher und Meyer behaupten, sie seien von dem Freundeskreis des Monarchen unter Druck gesetzt worden. Sie seien zu "Skandalautoren" abgestempelt worden.
Thomas Sjöberg sagte im Gespräch mit der schwedischen Zeitung "Expressen", dass man versucht habe, sie und ihre Quellen zum Schweigen zu bringen. Sogar von Drohungen ist die Rede. Es sei versucht worden, ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben. Die Autorin Deanne Rauscher, hatte damals mit einigen der Frauen gesprochen, die bei den angeblichen Herrenzusammenkünften des Königs dabei gewesen seien. Die Frauen sollen von Feiern mit sexuellen Komponenten berichtet haben.
Mitautorin Tove Meyer erklärt im Podcast, dass es im Kern darum gehe, dass die Machtelite für ihre Handlungen nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Wäre das Buch erst nach der "MeeToo"-Debatte im Jahr 2017 erschienen, so Meyer, hätte vermutlich der Fokus weniger auf den sogenannten "Skandalautoren" gelegen, sondern darauf, wie mit Frauen umgegangen werde.
"Wie lange wird es Machthabern erlaubt sein, sich das Recht zu nehmen, Frauen wie Objekte zu behandeln, die man einfach benutzen kann?", fragt die Autorin im Podcast, und fährt fort: "Das gilt nicht exklusiv nur für den Kreis um den König, es kommt in vielen verschiedenen Kontexten vor."
Prinzessin Victoria und Königin Silvia litten unter medialer Hetzjagd
Fakt ist jedoch, dass die Vergangenheit König Carl Gustaf und seine Frau Silvia wieder einholen wird. Eine schmerzhafte Erinnerung, die auch ihre Kinder Prinz Carl Philip, 42, Prinzessin Madeleine, 39, und vor allem Prinzessin Victoria, 44, belasten könnte. Die Thronfolgerin hatte angeblich besonders unter dem Skandal gelitten, den die Veröffentlichung des Buches 2011 ausgelöst hatte.
In einem TV-Interview für die schwedische Dokumentation "Das Jahr mit dem Königshaus" sprach sie damals so offen wie nie über die schwere Zeit. "Es war ein sehr anstrengendes Jahr", offenbarte Victoria. "Es tut sehr weh, wenn über die eigenen Eltern so brüsk geschrieben wird, wie es der Fall war." Und auch Silvia äußerte sich rückblickend: "Das war eine Hetzjagd der Medien, ehrlich gesagt. Ich möchte dazu am liebsten nichts mehr sagen; es war ungeheuer schmerzhaft. In solch einer Situation ist man vollkommen machtlos."
Verwendete Quellen: expresse.se, Dana Press