Sanft legt sie dem Jungen im grünen T-Shirt den Arm um die Schulter, lächelt, neigt sich ein wenig zu ihm hinunter - es sind kleine, unaufgeregte, aber sehr herzliche Gesten. Typisch für DänemarksKronprinzessin Mary, 43, in diesen Tagen. Auch die Mädchen, die sich mittlerweile zu der kleinen Gruppe gesellt haben, fassen schnell Vertrauen. Auch sie wollen wissen, was die freundliche Frau zu erzählen hat. Umgekehrt berichten sie auf deren Fragen ein bisschen über ihren eigenen Alltag. Zwischendurch lachen alle gemeinsam.
Mary überwindet Gegensätze
Der Kontrast zwischen dem Dorf in Äthiopien und Marys Leben im Schloss könnte nicht größer sein. Doch die Prinzessin, unterwegs als Schirmherrin des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, überwindet alle Gegensätze. Sie schafft es, Nähe herzustellen.
Die Begabung wurde der in Australien bürgerlich Geborenen nach Meinung vieler Dänen nicht in die Wiege gelegt. In ihrer neuen Heimat blickte man oft neidvoll auf Marys "Kolleginnen". Victoria von Schweden, Kate in England: Sie eroberten die Herzen der Menschen immer schon im Sturm. Mary dagegen galt lange als Luxusprinzessin, die sich vor allem für immer neue Designermode interessiert und, okay, natürlich für ihre eigenen entzückenden Kinder. Aber sonst?

Ernste Themen
Von solchem Snobismus konnte nun während ihrer dreitägigen Afrikareise nicht die Rede sein. Wohl informiert und ernsthaft interessiert sprach sie mit Mitarbeitern von Charity-Organisationen über Frauenrechte und Gesundheitsfragen. Immer wieder ein Thema: die zwar verbotene, aber dennoch weitverbreitete Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen. "Es ist verstörend zu wissen, dass dies immer noch praktiziert wird", sagte Mary dem dänischen Fernsehen.
Und auch ihr Ehemann stellte sich gerade einem ernsten Thema. Mit Zehntausenden Landsleuten nahm Thronfolger Frederik, 46, an einem Trauermarsch für die Opfer der jüngsten Terroranschläge in Kopenhagen teil. Viele glaubten, Tränen in seinen Augen zu erkennen. Echtes Mitgefühl. Das dänische Volk weiß den Wandel zu würdigen. Denn Frederik wiederum haftete lange das Image an, sich mehr für seinen Sport zu interessieren als für die Schattenseiten der Gesellschaft.