5. Februar 1952. Prinzessin Elizabeth, 25, und ihr Ehemann Prinz Philip, 30, weilen in Kenia. Es ist ihre erste Tour durch Mitgliedstaaten des Commonwealth; auch Australien und Neuseeland stehen auf dem Plan. Angetreten hat das Paar die Reise als Ersatz für Elizabeths schwer kranken Vater King George, 56. Der leidenschaftliche Raucher leidet unter Lungenkrebs und ist zu schwach, um London zu verlassen. Prinz Charles, der dreijährige Sohn von Elizabeth und Prinz Philip, ist ebenfalls zuhause geblieben. Royal-Historiker Hugo Vickers fasst für "The Telegraph" den schicksalhaften Tag für Elizabeth zusammen.
Prinzessin Elizabeth entdeckt Afrika
Elizabeth und Philip genießen die Zeit im fernen Afrika. "Ich erinnere mich an die Prinzessin, die zu dieser Zeit sehr glücklich und sorglos war", erzählt John Jochimsen, der das Paar auf seiner Tour begleitete, im Gespräch mit Vickers. "Sie war nicht lange verheiratet und hatte nicht das Gewicht auf ihren Schultern lasten, das sie als Königin hatte." Die Royals sind für einen privaten Stopp in das Treetops Hotel eingekehrt, einem Hotel im Aberdare-Nationalpark. Für Elizabeth, die noch nie zuvor einen Fuß auf afrikanischen Boden gesetzt hatte, ist es ein magischer Tag: Sie übernachtet in einem Baumhaus, filmt mit einer Kamera Elefanten und genießt die Sicht auf die einzigartige Vegetation des Schwarzen Kontinents.
Aus Prinzessin Elizabeth wird Queen Elizabeth
6. Februar 1952. Der Tag beginnt für Elizabeth und Philip so idyllisch, wie der Tag zuvor geendet ist. Der Privatsekretär des Duke of Edinburgh, Michael Parker, hat das Paar davon überzeugt, sich den traumhaften Sonnenaufgang über der kenianischen Landschaft anzusehen.
Neun Flugstunden entfernt, in der königlichen Residenz Sandringham, wollen Angestellte Elizabeths Vater George zum Frühstück wecken - und machen eine schockierende Entdeckung: Der König ist tot, gestorben in der Nacht im Bett. Premierminister Sir Winston Churchill wird informiert. Das Volk erfährt laut "The Guardian" um 10.45 Uhr Ortszeit vom Tod: "Der König, der sich letzte Nacht in seinem üblichen Gesundheitszustand zurückgezogen hat, ist heute früh im Schlaf friedlich verstorben." Elizabeth ahnt von all dem nichts. Fernab der Zivilisation ist für sie die Welt noch in Ordnung.
Es ist Mittag geworden in Kenia. Die Queen und ihre Begleiter sind in die Sagana Lodge, ihre offizielle Residenz in Kenia, zurückkehrt. Bald wird das Lunch serviert. Hotelmanager Norman Jarman und Martin Charteris, Elisabeths Privatsekretär, sitzen bei einem Glas Sherry zusammen, als die Ruhe jäh zerstört wird. Jarman erinnert sich: "Der Herausgeber des Nairobi Standard rief mich an und sagte, sie hätten eine Nachricht über den Fernschreiber erhalten, dass der König gestorben sei und fragten, ob sie die Geschichte drucken könnten. Wir haben sie gebeten, sich zurückzuhalten, während wir versuchten zu bestätigen, ob es wahr ist." Da meldet sich ein weiterer Journalist: Granville Roberts vom East African Standard. Auch er hat erfahren, dass der König tot ist.
Alle Welt weiß, was Elizabeth noch nicht erfahren hat
"Ich war alarmiert, also rief ich den Buckingham Palast an", erzählt Norman Jarman Royal-Historiker Vickers. "Der Mann dort war schockiert. 'Sie meinen damit, dass Prinzessin Elizabeth nichts gesagt wurde? Bitte sagen Sie es ihr so schnell wie möglich.'" Michael Parker, der Privatsekretär von Prinz Philip schaltet das Radio an. "Der König ist tot", vermeldet auch die "BBC". Parker weckt Philip, der sich zu einem Mittagsschlaf zurückgezogen hat. Er beschließt, seiner Frau die Todesnachricht selbst zu überbringen. "Philip sah aus, als hätten sie das Gewicht der halben Welt auf ihn fallen lassen. Er brachte [die Königin] in den Garten und sie gingen den Rasen auf und ab, während er (...) mit ihr redete."
So reagierte die Queen auf die Todesnachricht von ihrem Vater
Der persönliche Verlust des Vaters war die eine erschütternde Nachricht. Dass ihr Leben als Thronfolgerin, junge Ehefrau und Mutter so abrupt endete, die andere. "Sie saß aufrecht und akzeptierte ihr Schicksal", erinnert sich ihr Privatsekretär an den Moment, als er auf Elizabeth traf. "Ich fragte, welchen Namen [als Königin] sie wählen würde. 'Meinen eigenen natürlich.'" Elizabeth und Philip reisen sofort ab. Am nächsten Tag, dem 7. Februar, betritt Elizabeth zum ersten Mal als Queen britischen Boden.
Verwendete Quellen: The Telegraph, Daily Mail, The Guardian