Das Grauen, das Prinz Harry während seiner beiden Einsätze im Afghanistan-Krieg sah, beschreibt der 29 Jahre alte Enkel der Queen jetzt in einem Gastbeitrag der "Sunday Times", anlässlich der von ihm organisierten Spiele für Kriegsversehrte. "Junge Kerle zu sehen, viel jünger als ich, eingewickelt in Plastik, mit fehlenden Gliedmaßen, mit einer Unmenge von Schläuchen, die aus ihnen herauskamen - das war etwas, worauf ich nicht vorbereitet war", gesteht er in dem Artikel.
Harrys erster Einsatz in Afghanistan wurde im Jahr 2008 sehr schnell beendet, weil sein Aufenthaltsort bekannt geworden war. Zwischen 2012 und 2013 war Prinz Harry dann für mehrere Monate als Pilot eines Apache-Kampfhubschraubers in der südafghanischen Provinz Helmand stationiert.
Dort musste der Prinz oft das Codewort "Operation Vampir" über Funk an das Feldlazarett weiterleiten, wenn Schwerverletzte eine Menge Blut verloren hatten und viele Konserven brauchen würden. "Bei dem Gedanken läuft es mir noch immer kalt den Rücken runter. Viele von uns, die bei diesen Operationen dabei waren, können jetzt egal zu welchem Zeitpunkt die Augen schließen und hunderte von Bildern werden durch unseren Kopf rasen, ein visuelles Tagebuch der Erfahrungen", schildert Harry.
Das Leben im Krieg hat den Prinzen verändert. Weiter beschreibt Prinz Harry, er habe Einheimische durch Sprengfallen sterben sehen, darunter auch Kinder und Soldaten, die tot auf dem Boden lagen. Nachts im Bett hat ihn die Druckwelle abhebender Kampfhubschrauber im Camp nicht schlafen lassen. "Man sieht es, man riecht es, man hört es, man fühlt es - es gab kein Entrinnen", verdeutlicht der Royal.
Besonders prägend sei ein Ereignis während Harrys erstem Aufenthalt 2008 gewesen, als er ein Flugzeug bestieg, in dem drei ins Koma versetzte britische Soldaten und der Sarg eines dänischen mitgeführt wurden - während Harry und viele andere unverletzt zurück zu ihren Familien fliegen durften.
Der Prinz lobt in seinem Bericht aber auch die medizinische Versorgung im Kampfgebiet: "Man muss nur auf die Überlebensquoten schauen, um zu sehen, was die Ärzte und Sanitäter leisten. Mit dem Überleben kommt aber auch eine höhere Anzahl von Verletzungen, die in den Nachrichten vergessen werden - aber die Arme und Beine wachsen nicht wieder an, die Freunde kommen nicht wieder zurück und die erschreckenden Bilder sind im Gedächtnis verwurzelt."
All diese Eindrücke veranlassten den Vierten der Thronfolge dazu, die "Invictus Games" ins Leben zu rufen. Eine Sportveranstaltung für Kriegsversehrte, die im September im Londoner Olympia-Park stattfinden wird und die Tapferkeit von mehr als 400 im Krieg verletzten Männern und Frauen aus 14 Ländern repräsentieren soll. Manche der Mitwirkenden sind Paraolympioniken, andere wollen mit der Konzentration auf den Sport einfach nur ihr Leben wieder in den Griff kriegen. "Für mich sind die Spiele vor allem ein Weg, Danke zu sagen an die Männer und Frauen, die unserem Land gedient haben", schließt Prinz Harry den Bericht ab.