Immer wieder wurde in den letzten Jahren über das Verhältnis von Prinz Harry, 38, und Prinz William, 40, spekuliert. Der Ausstieg der Sussexes aus dem royalen Betrieb Anfang 2020 hatte verbrannte Erde hinterlassen. Das war deutlich spürbar. Doch wie sehr die Entscheidung des zweitgeborenen Sohnes von König Charles, 74, und seiner Frau Herzogin Meghan, 41, eine Kluft zwischen die einst als sich zugetan wahrgenommenen Geschwistern entstehen ließ, offenbar sich erst jetzt in den lang erwarteten Memoiren des Jüngeren.
Prinz Harry: "Es geschah alles so schnell"
Der Eklat, der Harry bis ins Innerste erschütterte und ihn bei einer Therapeutin Hilfe holen ließ, soll sich 2019 ereignet haben. William hatte ihn angeblich um ein Treffen gebeten. Die Gemüter der Royals waren erhitzt. Kurz zuvor hatte die "Mail on Sunday" einen Brief veröffentlicht, den Meghan nach ihrer Traumhochzeit im Mai 2018 an ihren Vater Thomas Markle, 78, geschrieben hatte.
Ohne große Vorrede sei William zum Thema gekommen. "Meg ist schwierig", habe er gesagt. "Sie ist unhöflich. Sie ist grob. Sie hat die Hälfte der Belegschaft gegen sich aufgebracht", insistierte der Ältere. Rückblickend wirft Harry ihm vor, der Presse nachzuplappern. "'Duchess Difficult', der ganze Mist." Sein Bruder habe ihn nicht zu Wort kommen lassen, ihn sogar beschimpft, erinnert sich der 38-Jährige. Er habe das Wohnzimmer verlassen. Doch William sei ihm sofort in die Küche gefolgt.
Der Versuch zu deeskalieren scheiterte. "Willy, ich kann nicht mit dir sprechen, wenn du in dieser Stimmung bist", habe Harry Anstalten gemacht, den Älteren zu bremsen. "Er stellte das Wasserglas ab, bedachte mich mit einem weiteren Schimpfwort, und dann ging er auf mich los. Es geschah alles so schnell", schildert der Royal die bedrohliche Situation. "Er ergriff mich beim Kragen, wobei meine Halskette riss, und stieß mich zu Boden." Er sei auf dem Hundenapf gelandet, der unter seinem Rücken zersplitterte, erinnert er sich. Dabei trug er Schnittverletzungen davon.
"Du musst Meg hiervon nichts erzählen"
Nach kurzer Benommenheit befahl Harry seinem Bruder, das Haus zu verlassen. William habe ihn noch dazu aufgefordert, ruhig zurückzuschlagen. Doch Harry bat ihn erneut, zu gehen. Der Thronfolger verließ daraufhin zwar den Raum, hielt sich jedoch noch einige Zeit im Wohnzimmer auf, um dann auf seinem Weg zur Vordertür noch einmal kurz innezuhalten: "Du musst Meg hiervon nichts erzählen."
Notruf bei einer Therapeutin
Harry versprach es – doch seine Seele brauchte nach Hilfe. Seine Frau, jener Mensch, dem er am meisten vertraute, durfte von dem über die Maßen ausgeuferten Streit nichts wissen. "Ich sah mein Handy an. Ein Versprechen ist ein Versprechen, sagte ich mir." So dachte er an die nächstliegende Person, die ihm in der Not zur Seite stehen konnte. "Sprechen musste ich mit jemandem. Also rief ich meine Therapeutin an."

Eine Maßnahme, die ihn offenbar Überwindung kostete. "Ich entschuldigte mich für die Störung und sagte ihr, ich wüsste sonst niemanden, den ich anrufen könnte." Er beschrieb ihr das just wenige Momente zuvor Erlebte, noch völlig verstört. Es habe im Leben der Geschwister viele körperliche Auseinandersetzungen gegeben, erklärte er ihr aufgewühlt. Doch diese habe sich anders angefühlt.
"Die Therapeutin wies mich an, tiefe Atemzüge zu machen. Sie bat mich, die Szene mehrere Male zu beschreiben. Von Mal zu Mal erschien sie mir wie ein schlechter Traum." Dennoch zeigte die Strategie seiner Psychologin offenbar Wirkung. "Jedes Mal wurde ich ein wenig ruhiger", so Harry. Er sei stolz darauf, seinen Bruder nicht zurückgeschlagen zu haben, sagte er ihr.
"Ich konnte sie nicht anlügen"
Prinz Harry hatte trotz innerer Aufruhr mentale Stärke bewiesen. Und stellte sie auch im Nachgang des unerfreulichen Ereignisses unter Beweis. Er behielt Stillschweigen gegenüber Meghan, wie er es William trotz aller Wut versprochen hatte. Doch trotzdem kam seine Frau ihm auf die Spur. "Haz, was sind das für Kratzer und blaue Flecken an deinem Rücken?", habe Meghan ihn kurz darauf gefragt, als er aus der Dusche kam. "Ich konnte sie nicht anlügen", gibt Harry zu. Sie sei nicht überrascht gewesen und auch nicht ärgerlich. "Sie war nur furchtbar traurig."
Verwendete Quelle: "Spare" von Prinz Harry