Prinz Andrew, 61, scheint noch immer davon überzeugt zu sein, die Missbrauchsvorwürfe gegen ihn mit hartnäckigem Schweigen und Verweisen auf Fehler in der Klageseite einfach in Luft auflösen zu können. Doch "niemand steht über dem Gesetz", sagt die Anwältin Lisa Bloom nun in einer Sendung von BBC Radio 4.
Britisches Gericht könnte Prinz Andrew zu einer Aussage zwingen
Wenn der Herzog von York sich weiterhin weigere auszusagen, dann könnte ein britisches Gericht für eine Befragung eingeschaltet werden, so Bloom. "Wenn es um Fälle sexuellen Übergriffs geht, hat Frau Roberts Anspruch auf einen Tag vor Gericht. Er [Andrew] hat dann das Recht, alle seine Verteidigungspunkte vorzutragen", so die Anwältin weiter.

"Es gibt jeden Tag viele normale Fälle, in denen britische Bürger verpflichtet sind, eidesstattliche Fragen und Aussagen in US-Fällen zu beantworten und umgekehrt, weil wir eine freundschaftliche Vereinbarung zwischen den beiden Ländern haben", erklärt Bloom. Ein Prinz ist von dieser Vereinbarung nicht ausgenommen.
Zwischen Großbritannien und den USA bestehe ein Kooperationsabkommen
Sie verweist dabei auf das "Haager Beweisübereinkommen", ein Übereinkommen über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- oder Handelssachen. Diese Konvention erlaubt zu einem gewissen Umfang, Gerichten oder Behörden der zugehörigen Staaten bei anderen Konventionsstaaten Rechtshilfe zu geben.
Doch ganz so einfach ist das Verfahren dann doch nicht. "Sie müssen durch einige Reifen springen", sagt Bloom. Hinter diesem Vorgang stecke ein erheblicher bürokratischer Aufwand, doch am Ende könne ein britisches Gericht Prinz Andrew zu einer Aussage vor einem US-Gericht zwingen.
Prinz Andrew wird Missbrauch an einem damals 17-jährigen Mädchen vorgeworfen
Prinz Andrew und seine Anwälte hatten zuvor auf Zeit gespielt. Am Montag fand bereits die erste Vorverhandlung im Fall Virginia Roberts Giuffre, 38, statt, die dem Herzog von York vorwirft, sie mit 17 Jahren auf den Grundstücken des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, †66, missbraucht zu haben. Die erste Sitzung endete bereits nach 30 Minuten ergebnislos.
Zunächst ging es darum, ob dem Angeklagten Prinz Andrew die Klageschrift korrekt zugestellt worden sei. Seine Anwälte verneinten dies, da sie ihm nicht persönlich zugestellt wurde, berichtet "Daily Mail". Laut Gerichtsakten sei die Anklageschrift am 27. August 2021 dem Sicherheitschef in Andrews Herrenhaus in Windsor übergeben worden.
Der Hausherr selbst sei nicht erreichbar gewesen, was vermutlich daran lag, dass sich Prinz Andrew in der Sommerresidenz der Royals im schottischen Balmoral aufhält – wo er nach Angaben der "Daily Mail" zu einer Jagd-Party einlud.
Verwendete Quellen: dailymail.co.uk, thesun.co.uk, bbc.com