Die Tragweite seines Entschlusses dürfte König Charles, 74, durchaus bewusst gewesen sein. Mit der Räumungsanweisung von Frogmore Cottage hat er Prinz Harry, 38, und Herzogin Meghan, 41, in aller Öffentlichkeit einen schweren Dämpfer verpasst. Das Anwesen auf dem Areal von Schloss Windsor erhält somit eine Schlüsselrolle im inzwischen zu eskalieren drohenden Konflikt mit den Sussexes. Doch tut sich der Monarch mit der wie einer Enteignung anmutenden Entscheidung wirklich einen Gefallen? Seine Taktik könnte seinem Ansehen Schaden zufügen, meint Historikerin Dr. Tessa Dunlop, 49. Und das hat unmittelbar mit seiner Mutter, der verstorbenen Queen Elizabeth, †96, zu tun.
König Charles rührt an sentimentalen Wert
Fakt ist: Die Monarchin hat ihrem Enkel und dessen Frau das Nutzungsrecht für das Haus zu ihrer Hochzeit im Jahr 2018 geschenkt. Die Frischvermählten steckten daraufhin Millionen in Renovierungsarbeiten – Geld aus dem Steuersäckel der Briten. Nach nur sechsmonatigem Einleben ins neue Heim verabschiedeten sich die Sussexes in den vorzeitigen royalen Ruhestand, zogen zunächst nach Kanada und dann in die USA. Trotzdem hängt Harrys Herz offenbar immer noch an der kuscheligen Dependance in der alten Heimat. Als Wiedergutmachung für den unschönen Abgang aus den Verpflichtungen als Senior-Royal zahlte er die Kosten für die Renovierung an den Steuerzahler zurück, indem er Frogmore Cottage für "mehrere Jahre" pachtete. Ungenutzt blieb das Haus in dieser Zeit nicht: Prinzessin Eugenie, 32, und ihr Mann Jack Brooksbank, 36, durften es bis zu ihrem Umzug nach Portugal im Jahr 2022 nutzen. Ein Herzensdienst unter Cousin und Cousine.
Diesen Aspekt scheint der König tatsächlich unterschätzt zu haben: Frogmore Cottage hat inzwischen an sentimentalem Wert gewonnen. Die Entscheidung der Königin, das Nutzungsrecht ihrem Enkel als Geschenk zu überlassen, hatte großen Symbolwert. Charles' Paukenschlag wurde zwar von vielen Sussex-Kritiker:innen bejubelt, doch Royal-Expertin Dunlop betrachtet den vermeintlich Stärke demonstrierenden Schachzug kritisch.
Charles verstößt gegen "versöhnlichen Stil" der Queen (†)
"Eine breitschultrige, selbstbewusste Monarchie hätte dem Sturm getrotzt. Da die Krönung vor der Tür steht, hat der König größere Fische zu braten", argumentiert die Historikerin im Gespräch mit dem "Mirror", und erklärt: "Stattdessen verstößt König Charles mit der Vertreibung des Paares aus dem großzügigen Geschenk der Königin, Frogmore Cottage, direkt gegen den versöhnlichen Stil ihrer verstorbenen Majestät."
Die von Harry gewünschten Friedensgespräche scheinen nun tatsächlich in weite Ferne gerückt zu sein. Die Voraussetzungen dafür waren aber auch zuvor bereits ungünstig. Der Herzog von Sussex hat in seinen Memoiren heiße Eisen angefasst und vor allem seinen Bruder Prinz William, 40, und Stiefmutter Königin Camilla, 75, mit unerwartet scharfen Angriffen in der Öffentlichkeit brüskiert. Wochenlang schwieg der Buckingham Palast zu den bitteren Anschuldigungen. Der Rausschmiss aus Frogmore Cottage könnte nun die schlagkräftige Antwort des Königs auf die heftigen Attacken seines Jüngsten sein – auch wenn die Räumungsanweisung als notwendige Maßnahme innerhalb des Verschlankungsprozesses der Monarchie verkauft werden soll.
"Die Optik ist schrecklich"
Dunlop kritisiert indes die Durchsichtigkeit des Manövers. "Schlimmer noch, er hat das Problem der Sussexes mit dem von Prinz Andrew vermengt, indem er Letzteren aufforderte, sein größeres Haus, die Royal Lodge, aufzugeben und in Frogmore Cottage zu ziehen. Ein großer Fehler. Die Optik ist schrecklich."
Charles hat angeblich vor, seinem Bruder Prinz Andrew, 63, das einstige britische Zuhause seines Zweitgeborenen zu überlassen. Der wegen des Epstein-Skandals und Missbrauchsvorwürfen in Ungnade gefallene Royal braucht bald ein neues Dach über dem Kopf. Bislang bewohnt er mit seiner Ex-Frau Sarah Ferguson, 63, die Royal Lodge, eine großzügige 30-Zimmer-Bleibe, die einst der Altersruhesitz seiner Großmutter, Queen Mum, †101, gewesen war. Nach deren Tod erhielt er einen 75 Jahre umfassenden Pachtvertrag. Doch weil der König ihm nun eine jährliche Bezuschussung von umgerechnet rund 280.000 Euro streichen will, kann er sich die exklusive Unterkunft und ihre Instandhaltung nicht mehr leisten.
Schlechtes Omen für die Krönung?
Für den Moment hat König Charles mit seiner entschiedenen Lektion für Sohn und Schwiegertochter die britische Masse auf seiner Seite, doch das sei zu kurz gedacht, findet Dunlop: "Die verstorbene Königin hat sich sehr bemüht, Harry an Bord zu halten. Frogmore Cottage war Teil dieses Pakets. Mit Andrew war sie ebenfalls nachsichtig. Charles hat in seinem Bestreben, seiner Herrschaft einen Stempel aufzudrücken, diese Bemühungen zunichte gemacht, und indem er die getrennten Angelegenheiten von Harry und Andrew durch das Prisma von Frogmore Cottage in einen Topf geworfen hat, sieht es so aus, als ob sich unser König mehr um seinen in Ungnade gefallenen Bruder kümmert als um seinen zerstrittenen Sohn und seine ausländische Schwiegertochter."

Ein Eindruck, der nach Ansicht der Historikerin einen Schatten auf Charles' wichtigsten Meilenstein werfen könnte: "Der Hof der öffentlichen Meinung mag derzeit auf der Seite des Königs stehen, aber auf internationaler Ebene schmälert dieser Schritt unsere Monarchie nur wenige Wochen bevor die Einladungen zu Großbritanniens größter Staatszeremonie im Jahr 2023, der Krönung, verschickt werden."
Verwendete Quelle: mirror.co.uk