Sie galt lange als unbeliebteste Frau Großbritanniens. Herzogin Camilla, 74, wurde viele Jahre für das Scheitern der Ehe von Prinz Charles, 73, und der verstorbenen Prinzessin Diana, †36, verantwortlich gemacht. Eine Last, die unendlich schwer auf ihren Schultern gewogen haben muss, als sie im Jahr 2005 ihrer Jugendliebe, dem britischen Thronfolger, das Jawort geben durfte.
Inzwischen gilt sie als beliebtes Mitglied der königlichen Familie. Sogar das Herz von Queen Elizabeth, 96, scheint sie erobert zu haben. Die Monarchin verkündete Anfang 2022 ihren Wunsch, die Schwiegertochter als Queen Consort neben ihrem Ältesten zu wissen, wenn dieser nach ihrem Tod das Zepter übernehmen wird. Camilla hat sich – so gut es geht – freigeschwommen von Schuldzuweisungen und harscher Missbilligung. Vielleicht hat sie sich deswegen dazu entschieden, anlässlich ihres 75. Geburtstages noch ein wenig mehr von sich zu zeigen.
Herzogin Camilla aus der Sicht ihrer Weggefährt:innen
"Ich wurde so lange kritisch beäugt, dass man einfach einen Weg finden muss, damit zu leben. Niemand mag es, die ganze Zeit beobachtet und kritisiert zu werden. Aber ich denke, am Ende stehe ich irgendwie darüber und mache weiter", erklärte Camilla im Juni 2022 im Gespräch mit der britischen "Vogue". Worte, die ein gewachsenes Selbstbewusstsein suggerieren, aber auch Verletzlichkeit durchscheinen lassen. Die Herzogin von Cornwall hat ihren Platz im royalen Gefüge gefunden. Doch es scheint, dass sie ihre neue Beliebtheit noch immer nicht ganz fassen kann. Die Verletzungen der vergangenen Jahrzehnte sind noch nicht ganzheitlich verheilt. Vielleicht hat sie sich deshalb dazu entschlossen, noch einmal nach vorne zu preschen und noch ein wenig mehr von sich preiszugeben. Familienmitglieder und Freunde unterstützen sie dabei.
Nicht nur Camilla hat den Mut gefunden, vor den Kameras von ITV eine bisher von der Öffentlichkeit unentdeckte Facette ihrer Persönlichkeit zu zeigen. Menschen aus ihrem engeren Umfeld helfen dabei, ihrer Freundin Konturen zu geben. Eine von ihnen ist Sarah Troughton, 69, eine Cousine der Queen und langjährige Vertraute der Herzogin. Sie attestiert der 74-Jährigen einen "bösen Sinn für Humor". Sie habe keinerlei Berührungsängste damit, "sehr gewagte Witze" zum Besten zu geben.

Camillas Leidensweg im Auge der feindseligen Öffentlichkeit hat die Freundin über all die Jahre beobachtet und kommt heute zu folgendem Schluss: "Ich denke, die Popularität der Herzogin hat sich geändert“, so Troughton. "Aber ich denke, das liegt daran, dass sie völlig natürlich war, völlig ehrlich zu allen, einem direkt in die Augen sieht, ihre königlichen Pflichten mit echtem Elan und Stil erfüllt und dass die Öffentlichkeit sehr glücklich ist, sie zu treffen.“
"Tief durchatmen"
Camilla indes gibt zu, wie schwer es ihr manchmal noch fällt, bei öffentlichen Anlässen gelassen zu bleiben. "Ich glaube, vor großen Events wird jeder nervös, das ist die Natur der Dinge, oder?", versucht sie, ihre Ängste zu relativieren. Ihr helfe es, "tief durchzuatmen" und dann weiterzumachen. Augen zu und durch – eine Methode, mit der sich viele Zuschauer:innen identifizieren dürften.
Doch als Belastung habe sie ihre Rolle an der Seite des Thronfolgers nie empfunden. "Nein, es gibt immer aufregende neue Perspektiven, es gibt immer etwas Aufregendes hinter der nächsten Ecke, man weiß nie, was als Nächstes passiert." Es scheint, als sei die Herzogin mit gesunder Neugierde aufs Leben gesegnet.
Das könnte durchaus eine Erklärung für ihre Freundschaft mit Jeremy Clarkson, 62, sein. Der ehemalige Moderator des TV-Automagazins "Top Gear" gilt als nicht ganz pflegeleichtes Unikat mit einem ähnlichen Sinn für Humor wie die Royal. Schon vor Veröffentlichung der Doku verriet er, ein gemeinsames Laster mit Camilla geteilt zu haben. "Ich denke, wir verstehen uns gut. Ähm, wir haben... wahrscheinlich sollte ich das nicht sagen, aber wir haben früher heimlich geraucht. Aber jetzt rauche ich nicht mehr." Was das aktuelle Verlangen seiner früheren Komplizin in dieser Hinsicht betrifft, wagt er eine Spekulation: "Ich denke, sie könnte gelegentlich immer noch eine reinschmuggeln, aber da müsst ihr sie selbst fragen."

"Sie hat ein tolles Funkeln in den Augen"
Auf seine unvergleichliche Art schildert Clarkson den Royal-Fans seine Sichtweise auf Camilla: "Sie kann sehr gut mit Menschen umgehen – sie hat ein tolles Funkeln in ihren Augen.“ Zudem attestiert er ihr eine sympathische Bodenständigkeit: "Es steht außer Frage, dass sie offensichtlich aus einem privilegierten Umfeld stammt. Aber nicht so privilegiert, dass die Kissen aus Samt sein müssen und die blauen M&Ms herausgenommen werden müssen. Man erhält den Eindruck, dass sie eine von uns ist."
Ein "dunkles" Geheimnis
Dafür sprechen auch die amüsanten Erinnerungen der Herzogin und ihrer Schwester Annabel Elliot, 73, die sie vor der Kamera zum Besten geben. Die beiden machen einen Ausflug in die Vergangenheit und besuchen das Anwesen ihrer Großeltern in Hampshire. "Ich könnte mich hier mit geschlossenen Augen zurechtfinden", versichert Camilla. Bilder aus glücklichen Tagen werden ins Gedächtnis gerufen: Die Geschwister beschreiben, wie sie die Hügel hinuntergerollt sind, Schmetterlinge gefangen und sich für ihre strenge Großmutter richtig angezogen haben oder welche Einrichtungsgegenstände sie jetzt in ihren jeweiligen Häusern haben.

Allerdings kommt auch ein "dunkles" Geheimnis zutage: Annabel verrät, dass ihr geliebter Teddybär einst von ihrer Schwester im Garten begraben wurde. "Ja, Tiddy Bar – er hatte eine sehr glückliche Ruhestätte", schmunzelt die Ältere. Erst Jahrzehnte später habe die jüngere Schwester über den Verbleib des geliebten Stofftieres erfahren – eine Wunde, die offenbar noch immer brennt. "Ich habe ihr nicht verziehen – es schmerzt noch heute", verfällt Annabell in ein gespieltes Jammern.
Es sind solch rührende und humorvolle Anekdoten sowie auch überraschend ehrliche Bekenntnisse, die Herzogin Camilla noch ein weniger nahbarer erscheinen lassen. Ein schöneres Geschenk kann sie den lange skeptischen Briten zu ihrem Geburtstag vermutlich nicht machen.
Verwendete Quellen: mirror.co.uk, vogue.co.uk