Seit der Februarrevolution im Jahr 1917 war Russland in der Hand der Bolschewisten, die königliche Familie - Zar Nicolaus II, Zarin Alexandra und die fünf gemeinsamen Kinder - waren Gefangene der Revolutionäre. Zuletzt war ihr Gefängnis in Jekaterinburg. Diesen Ort sollten sie nicht mehr lebendig verlassen, denn in der Nacht vom 16. auf 17. Juli 2018 starb die ganze Familie im Keller eines Wohnhauses - auch wenn es über diesen Fakt erst Jahrzehnte später Gewissheit gab. Denn zunächst hieß es lange, nur der Zar sei getötet worden, der Rest der Familie in Sicherheit - und in Gewahrsam.
Familie und Angestellte starben grausam
Jahre später erst setzte sich die Erkenntnis durch, dass in dieser Nacht wohl die ganze Zarenfamilie im Ipatiev-Haus hingerichtet wurde: Erschossen und, als Kugeln nicht reichten und an den in den Korsetts der Zarentöchter eingenähten Juwelen abprallten, erstochen. Außer ihnen mussten auch vier Hausangestellte, die gemeinsam mit der Familie aufgegriffen wurden, sterben.
Die Gebeine wurden erst 1979 in einem ehemaligen Bergwerkschacht im Wald in der Nähe von Jekaterinburg gefunden. Sie wurden identifiziert und am 17. Juli 1998 in der Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg beigesetzt. Die Skelette von Maria und Alexis wurden erst im Jahre 2007 gefunden und sind bis jetzt nicht beerdigt worden.
Warum mussten sie sterben?
Es wird vermutet, dass die Bolschewisten eine herannahende andere Armee fürchteten. Ihre wertvollen Geiseln sollten diesen Konkurrenten auf keinen Fall in die Hände fallen, um zu verhindern, dass diese zarentreue Russen zusätzlich hinter sich bringen können.
Neue Ermittlungen zur Echtheit der Gebeine
Die Russische-Orthodoxe Kirche, die die sieben Romanows am 20. August 2000 heiliggesprochen hat, war mit Qualität der ursprünglichen Identifikation nicht einverstanden, 2015 begann daher eine erneute Untersuchung der Knochen. Am Montag vor dem Jahrestag endlich hat das Ermittlungskomitee die neuen Ergebnisse bekannt gegeben, schreibt die Tageszeitung "The Moscow Times": "Die genetische Untersuchung ergab, dass sieben der elf aufgefundenen sterblichen Überreste zur Mutter, zum Vater, den vier Töchtern und dem einen Sohn der Familie passen."
Vergleichen wurde mit DNA des Vaters des Zaren, Alexander III., sowie weiterem DNA-Material noch lebender Nachkommen der Romanows in weiblicher Linie. Einer, der sich als Romanow-Nachkomme für diese Untersuchung zur Verfügung gestellt hat, ist übrigens Queen-Ehemann Prinz Philip, Herzog von Edinburgh. Sein Vater, Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark, war ein Großcousin 2. Grades des Zaren - seine Großmutter Olga Romanowa und Zar Nikolaus' Vater, Alexander III., waren Cousins. Philips Mutter, Prinzessin Alice von Battenberg, war eine Nichte der aus Hessen stammenden Zarin.
Die Nachkommen der Romanows
Über die gemeinsame Ahnin, Königin Victoria von Großbritannien, die ihre Kinder in ganz Europa verheiratete, sind auch heute noch viele der Royals entferntere Verwandte der Zarenfamilie, die 1918 starb. Die verbleibenden Romanows selbst sind sich uneinig darüber, wer der wahre Nachfolger des letzten russischen Zars und Kopf des Hauses ist. Ein Sohn Zar Alexanders II., Großfürst Kirill Vladimirovitsch, bezeichnete sich seit 1924 als Titelnachfolger. Seine Enkelin, Maria Vladimirovna, tritt auch heute noch als Titelprätendentin und Chefin des Hauses Romanow auf.
Mit der "Romanov Family Association" und ihrem Sprecher Nicholas Romanovitsch sowie dem auf einer künstlichen Insel vor Gambia angelegten Mikrostaat "Romanov Empire" mit Prinz Karl Emich von Leiningen an der Spitze betrachten sich auch weitere Personen als rechtmäßige Nachfolger des kaiserlichen Erbes in Russland.
Klingt wie ein Roman, ist aber das echte Leben ...