Großherzog Henri, 64, und Großherzogin Maria Teresa, 63, müssen dieser Tage gleich zwei Krisen bewältigen: Zum einen liegt der Bruder der Großherzogin im Krankenhaus in Genf, zum anderen stehen dem Hof umwälzende Veränderungen bevor - und das nicht freiwillig. Jeannot Waringo, 67, heißt der Mann, der dem Paar unbequem wird.
Großherzog Henri + Großherzogin Maria Teresa müssen Einschnitte hinnehmen
Der Finanzexperte und Wirtschaftswissenschaftler untersuchte im Namen von Premierminister Xavier Bettel, 46, das Personalmanagement am großherzoglichen Hof, nachdem in den Jahren zuvor auffällig viele Mitarbeiter von Henri und Maria Teresa ihren Dienst quittiert hatten - entweder wurden sie gekündigt oder gingen von selbst. Damit verbunden sollte Waringo Vorschläge erarbeiten, wie man den Hof reformieren könne. Nach fast einem halben Jahr Arbeit stellte der Sonderbeauftragte seinen Bericht am 31. Januar 2020 vor. Das Ergebnis war das, was die Öffentlichkeit bereits erwartet hatte: Die Abläufe am Hof sind nach Meinung des Finanzexperten deutlich verbesserungswürdig.
Unter anderem stellte Waringo fest, dass am Hof "ein definierter Rekrutierungsprozess" fehle, es kaum interne Kommunikation gebe und Probleme kaum besprochen würden. Unter den Mitarbeitern stelle er "eine gewisse Besorgnis" fest. Dementsprechend hart sind seine Reformierungsvorschläge: mehr Transparenz und mehr Kontrolle durch den Staat. Großherzog Henri gab auf der Seite des Palastes bekannt, konstruktiv zu mehr Transparenz und Modernisierung am Hof beitragen zu wollen. Etwas anderes bleibt ihn wohl auch nicht übrig.
Finanzexperte fühlt sich "unerwünscht"
Waringo deutete unterdessen an, dass seine Arbeit am Hof nicht gern gesehen wurde. Als er dem Hofmarschall eine Frage zur Mitarbeiterrekrutierung für das Sekretariat von Grossherzogin Maria Teresa gestellt habe, sei er, Waringo, durch "das plötzliche Eingreifen einer Anwaltskanzlei erschüttert" worden. Beauftragt wurde die Kanzlei von der Großherzoglichen Vermögensverwaltung. Ein Wendepunkt.
schilderte Waringo seinen Eindruck in seinem 44-seitigen Bericht. Ob Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa etwas von dem Eingreifen der Kanzlei wussten oder auf wessen Geheiß diese sonst tätig wurde, weiß Waringo nicht. Allerdings merkte er an, dass er außer der Stellungnahme keine weitere Antwort auf seine Frage nach dem Ablauf in Maria Teresas Büro erhalten habe. Kooperation scheint anders auszusehen.
Am Mittwoch, 5. Februar, wird der Waringo-Bericht offiziell im Ausschuss für Institutionen und Verfassungsfragen vorgestellt. Neben Jeannot Waringo wird auch Premierminister Xavier Bettel an der Ausschusssitzung teilnehmen.
Verwendete Quellen: Dana Press, www.lessentiel.lu