Wenn Royals einem Land einen offiziellen Besuch abstatten, ist das höfische Protokoll allgegenwärtig. Welche zeremoniellen Abläufe einzuhalten sind ist genauso geregelt wie die Frage, wer vor wem zu knicksen hat. Das gilt, wenn Barack und Michelle Obama im "Buckingham Palace" Queen Elizabeth treffen - oder wenn Thailands Prinzessin Sirindhorn in den Nachbarstaat Kambodscha reist, um dem Land und seinem seit 2004 regierenden König Norodom Sihamoni einen dreitägigen Staatsbesuch abzustatten.
Routine im royalen Protokoll hat die 60-Jährige, eines von vier Kindern von König Bhumibol und Königin Sirikit ist, reichlich. Denn sie übernimmt seit vielen Jahren im In- und Ausland viele Aufgaben für ihren gesundheitlich angeschlagenen Vater. Noch dazu gilt sie als überaus gebildet, interessiert an Technik und Wissenschaft, hat mehrere Universitätsabschlüsse, einen Doktor in entwicklungspolitischer Bildung und lehrte als Dozentin.

Königlicher Glanz im Palast
In Phnom Penh wurde die Prinzessin am Dienstag, dem 23. Februar, zu einer Audienz im königlichen Palast empfangen. Zur Begrüßung verbeugte sie tief vor Kambodschas König Norodom Sihamoni und legte gleichzeitig die Handflächen aneinander zum traditionellen Gruß. Diese Geste erwiderte der König, ehe er seinem Gast lächelnd die Hand reichte.
Danach ging es in einen der prachtvollen Säle, die vom royalen Glanz des fernen Ostens zeugen. Umgeben von prächtigen Lüstern nahm die in einem schlichten, zart-rosa Kostüm gekleidete Prinzessin auf einem goldenen Stuhl an der rechten Seite des Königs Platz. Man vertiefte sich offenbar in ein intensives Gespräch, dem einige Begleiter des Königs und der Prinzessin lauschten.
Kranzniederlegung und eine Einweihung
Es folgte, wie man es von Staatsbesuchen bei Royals kennt, der Austausch von Geschenken zwischen Gast und Gastgeber, eine Kranzniederlegung am Ehrenmahl von König Norodom Sihanouk, dem 2012 verstorbenen Vater des regierenden Königs, sowie die Einweihung eines Gesundheitszentrums durch die Königstochter aus Thailand.
Bis hier hin war der Staatsbesuch nicht ungewöhnlicher, als wenn Schwedens Prinzessin VictoriaKönigin Margrethe von Dänemark in Kopenhagen besucht hätte. Typische Programmpunkte und Rituale inklusive.
Ein stilles Örtchen für die Königstochter
Obwohl sich Prinzessin Sirindhorn auch auf dieser Reise wie immer betont schlicht kleidete - und nicht etwa in Designermode-, war eine bestimmte Annehmlichkeit bei ihrer Reise offenbar durchaus gewünscht. Und die betraf ein stilles Örtchen. Der britischen Zeitung "The Guardian" zufolge wurde am Startpunkt ihres Besuches, in der Provinz Ratanakiri, für rund 40.000 Dollar (rund 36.000 Euro) ein vollklimatisiertes, acht Quadratmeter großes Toilettenhäuschen konstruiert.
Allerdings berichtet die "Cambodia Daily", das königliche Toilettenhäuschen, das am See "Yeak Lom" gebaut wurde, sei ungenutzt geblieben. Prinzessin Sirindhorn habe es sich lediglich angeschaut - und sei dann weitergereist. Das kleine Gebäude werde nun anderweitig genutzt, die Materialien gingen zurück nach Thailand.
Das teure stille Örtchen sorgte für Kritik: Der Thailand-kritische Autor Andrew MacGregor Marshall habe, das berichtet die Zeitung, den Luxus-Lokus für die Prinzessin als eine "Beleidigung für die Kambodschaner" bezeichnet. Die immens teure Toilette zeige, wie groß der Graben zwischen der Propaganda vom einfachen Leben der königlichen Familie von Thailand und der Realität sei.