Sie war lange die Lieblingsprinzessin des Volkes, aber das hilft ihr jetzt nichts: Infantin Cristina, 47, zweitälteste Tochter von Spaniens König Juan Carlos, steht plötzlich im Fokus des Betrugsprozesses gegen ihren Mann. Ist sie tatsächlich in die Affäre um Iñaki Urdangarin, 45, verwickelt? Dem früheren spanischen Handballnationalspieler wird vorgeworfen, als Vorsitzender der als gemeinnützig deklarierten Stiftung Nóos - sie akquiriert unter anderem Fördergelder für Sport-Events - zwischen 2004 und 2006 Gelder veruntreut zu haben.
Als vor einigen Jahren der erste Verdacht laut wurde, legte Urdangarin auf Druck des Königs den Vorsitz nieder und siedelte mit Cristina und den vier Kindern nach Washington über. 2012 dann wurde auf Mallorca Anklage gegen ihn erhoben. Der Richter ordnete zunächst an, dass er und sein ehemaliger Nóos-Partner Diego Torres 8,1 Millionen Euro Kaution hinterlegen müssen.
Urdangarin behielt zwar den Titel "Herzog von Palma de Mallorca", den der König ihm zur Hochzeit verliehen hatte. Doch offizielle Auftritte sind inzwischen unerwünscht. Das gilt auch für Cristina. Sie war ebenfalls im Nóos-Vorstand, aber, wie Urdangarin im laufenden Prozess aussagte, nicht aktiv. Nun jedoch werden Vorwürfe laut, Cristina und weitere Familienmitglieder hätten schon lange von den Machenschaften gewusst. Urdangarins Ex-Vertrauter Diego Torres spielte der Presse Mails zu, die Cristina als Mitwisserin entlarven sollen.
Bei Hofe ist man "verwundert" über die jüngsten Entwicklungen. Zunächst hieß es vorige Woche, Cristina solle bereits am 27. April als Verdächtige zu einer Anhörung vor Gericht erscheinen. Dann setzte die Staatsanwaltschaft den Termin aus - es gebe bisher zu wenig Indizien. In der Zwischenzeit hatte der König schon Staranwalt Miquel Roca gebeten, er möge im Ernstfall Cristinas Verteidigung übernehmen.
Die turbulenten Ereignisse fallen in eine Zeit, in der die Monarchie bereits massiv unter Druck steht. So wurde der König - er erholt sich derzeit von einer Bandscheiben-OP - vergangenes Jahr heftig für seine Großwildjagd in Afrika kritisiert. Auch seine Freundschaft zur deutschen Geschäftsfrau Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein warf Fragen auf.
Cristina und Iñaki sind in der Gunst des Volkes tief gefallen. Viele Spanier bezweifeln inzwischen sogar, dass man das Königshaus überhaupt noch brauche. "Die Menschen empfinden es als Genugtuung, dass jetzt wirklich alle vor dem Gesetz gleich sind", sagt Alexandra Wilms, Redakteurin bei der "Mallorca Zeitung", zu "Gala".
Zu Ostern, als das Thronfolgerpaar Felipe und Letizia mit Königin Sofía traditionsgemäß einen Gottesdienst in Palma de Mallorca besuchte, kamen nur etwa halb so viele Menschen wie sonst. Sehr viele dagegen versammelten sich, als dort kürzlich eine Straße umbenannt wurde. Die "Rambla de los Duques de Palma", die "Allee der Herzöge von Palma", heißt auf Wunsch der Mallorquiner nun nur noch "La Rambla". Nichts soll mehr an ungeliebte Menschen erinnern.