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Niederländische Royals Frisos letzter Sommer?

Anfang 2012 wurde der holländische Prinz Friso von einer Lawine verschüttet, seitdem lag er in einem Hospital im Wachkoma. Nun holte ihn seine Familie nach Hause – und sagte alle Termine für die nächsten Wochen ab

Ereignisreiche Monate hat die niederländische Königsfamilie hinter sich: der feierliche Thronwechsel Ende April, zahlreiche Antrittsbesuche des neuen Königspaares Willem-Alexander, 46, und Máxima, 42, in den Niederlanden, in Deutschland und vergangene Woche nun auch noch bei der Queen auf Schloss Windsor. Höchste Zeit, eine Pause einzulegen, innezuhalten. Tatsächlich finden sich auf der Agenda der Königsfamilie keine offiziellen Termine bis Ende August. Doch statt wie üblich die Ferien in der Toskana zu verbringen, wo Beatrix, 75, eine Villa besitzt, versammelt sich die Familie diesmal in Den Haag. Alles spricht dafür, dass sie einen letzten Sommer mit Prinz Friso, 44, verbringen will.

Nach einem schweren Lawinenunfall im Februar 2012 in Österreich liegt der Bruder des neuen Königs im Wachkoma. Die Ärzte beschreiben seinen Zustand nach wie vor als "besorgniserregend", sehen es aber nicht mehr als zwingend notwendig an, dass er weiter im Krankenhaus versorgt wird. Deshalb ließ die königliche Familie ihn nun von London, wo er mit seiner Familie lebte, nach Den Haag verlegen. Seine Ehefrau Mabel, 44, und die beiden Töchter Luana, 8, und Zaria, 7, verbringen den Sommer ebenfalls in den Niederlanden. In London arbeitete Mabel als Geschäftsführerin für die wohltätige Stiftung "The Elders", bevor sie kündigte, um sich um ihren Ehemann zu kümmern. Täglich sah man sie im Wellington-Krankenhaus. Auch Beatrix, die seit ihrer Abdankung Ende April den Titel einer Prinzessin trägt, flog fast jedes Wochenende nach London, um ihren mittleren Sohn zu besuchen.

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"Seit über einem Jahr leben wir mit dieser schrecklichen Situation. Meine Mutter und Mabel haben alles Menschenmögliche getan, um an der Seite meines Bruders zu sein", sagte Willem-Alexander in einem Interview kurz vor seiner Inthronisierung im April. Hoffnung besteht hingegen kaum. Dass Prinz Friso jemals wieder aufwacht oder gar ein normales Leben führen kann, gilt als ausgeschlossen. Zu groß sind die Schäden, die sein Gehirn erlitt, als er rund 20 Minuten unter einer Schneedecke lag. Wie die Ärzte mitteilten, zeige der ehemalige Unternehmensberater lediglich Anzeichen für "minimales Bewusstsein". Auf Schloss Huis ten Bosch kümmert sich nun ein medizinisches Team unter der Leitung von Professor Jan van Gijn, 70, um Friso. Seit ihrer Thronbesteigung vor dreißig Jahren lebt Beatrix auf dem Anwesen, hier verbrachte Friso seine Jugend. Kommt er nun zum Sterben nach Hause?

"Wachkomapatienten sterben nicht am Wachkoma, sondern an Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder Organversagen. Wenn solche Komplikationen auftreten, muss die Familie entscheiden, wie intensiv der Patient behandelt werden soll", so Dr. Arnd T. May, Geschäftsführer des Zentrums für Angewandte Ethik in Recklinghausen, zu GALA. "Für die Familie ist das ein echtes Dilemma: Einerseits wollen sie den Verwandten nicht verlieren, andererseits sollen sie den mutmaßlichen Patientenwillen umsetzen. Die emotionale Belastung ist für alle Beteiligten groß." Nach Angaben des Hofes soll in den kommenden Monaten entschieden werden, wo und wie Prinz Friso weiter versorgt wird. Für die königliche Familie eine heikle Frage. Nicht nur wegen der persönlichen Tragödie, sondern auch weil sie um ihre Vorbildfunktion in der Gesellschaft weiß. "Bei intensiver

medizinischer Betreuung und entsprechender Konstitution des Patienten kann ein Wachkoma bis zu 15 Jahre andauern. Man muss sich fragen, inwiefern der Patient davon profitiert", so Experte May.

Ende August nehmen Willem-Alexander und Máxima ihre Amtsgeschäfte wieder auf. Mabel und die Töchter fliegen vermutlich zurück nach London, wenn das neue Schuljahr beginnt. Es wird ein hochemotionaler Sommer – für die ganze Familie.

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