Eine ganze Reihe von Feiertagen am Stück - viele Arbeitnehmer träumen davon, das geschickte Legen von Brückentagen zwischen Feiertag und Wochenende, um sich möglichst viele kleine Urlaube zu ermöglichen ist in Deutschland eine eifrig betriebene Kunstform.
Arbeitnehmer in Japan ticken manchmal anders. Denn als Anfang April klar wurde, dass die Regierung die übliche "Golden Week" mit einigen extra anberaumten Feiertagen rund um die Abdankung von Kaiser Akihito und den Amtsantritt von Kaiser Naruhito kombiniert und dass es deshalb glatte zehn Tage feiertagsfrei am Stück geben wird, stürzte das japanische Arbeitnehmer nach Medienberichten beispielsweise von "Guardian" und "Time.com" in eine leichte Schaffenskrise. "Guardian" zitiert dabei eine Umfrage der japansichen zeitung "Asahi", nach der 45% der Befragten "nicht glücklich" mit der langen Auszeit sind. Nur 35 % freuten sich darauf.
Reguläre Feiertage plus zusätzlicher freier Tage
Der 29. April, Showa Day, ist ein regulärer Feiertag in Japan. Vom 3. bis zum 6. Mai erstreckt sich für gewöhnlich die traditionelle "Golden Week", in der ein Gedenktag an die Verfassungsentstehung, ein Kinderfeiertag und ein so genannter "Citizen's Holiday" liegen. Nun kommen drei extra anberaumte freie Tage am 30. April, 1. und 2. Mai dazu - und machen einen richtig langen Urlaub möglich.
Die Vorbehalte der Japaner
Und wie kann das das legendär arbeitssame Volk der Japaner so unglücklich machen? Immerhin plant die Kaiserfamilie sogar öffentliche Auftritte und Balkonwinken des neuen Kaiserpaares - etwas, das der sonst so im Stillen wirkenden kaiserlichen Familie eher fremd ist. Doch man ist sich der großen Bedeutung der Thronbesteigung eines neuen Kaiser für das Volk bewusst. Und natürlich weiß man auch, dass die Augen von Royalfans aus aller Welt sich dieser Tage nach Tokio richten. Voller Spannung wird die Periode "Reiwa", die mit dem neuen Kaiser beginnt, erwartet.
Die Japaner selbst denken pragmatischer. Sie sorgen sich um einen tagelang stillstehenden Finanzmarkt und Börseneinbußen. Lohnarbeiter fürchten um einen teil ihres Monatseinkommens. Und Eltern wissen nicht, wie sie ihre Kinder beschäftigen sollen, wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen tagelang geschlossen haben. Insbesondere solche, die im Dienstleistungssektor arbeiten und sich auch an Feiertagen zur Arbeit in Restaurants, Krankenhäusern und dem öffentlichen Nahverkehr einfinden müssen, haben eine echtes Betreuungsproblem - ihre Arbeitgeber müssen jetzt kreativ werden.
Auch Tausende Polizisten, die jetzt schon mit Bombenspürhunden oder als Taucher die Umgebung des Palastes absuchen und in den kommenden Tagen die Feierlichkeiten und die Menschenmengen absichern werden, sind betroffen.
Freude bei der Tourismusindustrie
Ein Wirtschaftszweig scheint von den unerwartet langen freien Tagen aber zumindest direkt zu profitieren: Reisebüros und Fluggesellschaften freuen sich, so der "Guardian" mit Informationen der "Nippon Travel Agency" über eine deutlich erhöhte Zahl an Buchungen für Fernreisen und dazugehöriger Flüge. Einige Japaner wollen also die günstige Gelegenheit nutzen. Die anderen kommen ja vielleicht noch in Feierstimmung ...
Verwendte Quellen: "Guardian", "Time.com", "NHK"