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Die Kennedys Amerikas ungekrönte Könige

Vor zehn Jahren kam John F. Kennedy Jr. bei einem Flugzeugabsturz ums Leben - mit ihm starb ein amerikanischer Traum. GALA über die Triumphe und Tragödien seiner schillernden Familie

Am 16. Juli 1999 wurde der Traum zerschmettert:

Die Privatmaschine von John F. Kennedy Jr., 38, stürzte vor der Küste von Massachusetts ins Meer. Mit ihm starben seine Frau Carolyn und seine Schwägerin Lauren. Wieder einmal sprachen die Menschen von dem Fluch, der auf den Kennedys lastet. Einer Familie, deren Geschichte voller Tragödien ist, in die aber auch eine ganze Nation ihre Hoffnungen und Träume setzte.

In einem Land ohne Adelsstand galten die Kennedys als Royal Family, und an diesem Juli-Tag verlor Amerika seinen charmanten und charismatischen Kronprinzen. Bittere Ironie: Der Mann, der für alle Zeit der "Junior" bleiben wird, liebte das Fliegen - "wohl wegen der Hubschrauber, die immer vor dem Weißen Haus gelandet sind", wie er selbst einmal vermutete.

John Junior kommt am 25. November 1960 zur Welt, keine drei Wochen nachdem John Fitzgerald Kennedy zum 35. Präsident der USA gewählt wurde. Der Junior ist seit fast einem Jahrhundert das erste Baby im Weißen Haus, jeder Milchzahn macht Furore.

John und seine Schwester Caroline, damals knapp drei, sind niedlich, ihr Vater JFK ist ebenso schmuck wie viril, und Jacqueline verkörpert Glamour und Eleganz - die Kennedys werden wie Popstars verehrt und prägen den Stil ihres Landes. "Mein Vater wusste, dass Macht und Spaß sich nicht ausschließen müssen", sagte John viele Jahre später augenzwinkernd.

Junior ist Amerikas Sohn, Stammhalter einer ganzen Nation, und wird zärtlich "John-John" genannt. Er rührt Millionen zu Tränen, als er am 25. November 1963 am Sarg seines ermordeten Vaters salutiert. Es ist Johns dritter Geburtstag. Seine tapfere Mutter gibt eine kleine Party für ihn, um ihm ein Minimum Normalität zu schenken.

Über ein riesiges Vermögen verfügen die Kennedys - und über Nehmerqualitäten. Für beides hat der Gründervater, Joseph Patrick Kennedy Senior, gesorgt. In den Zwanzigerjahren macht der Sohn irischer Einwanderer mit Aktien und illegalem Schnaps Millionen. Auch in Hollywood ist er aktiv: als Finanzier, Studioboss und Womanizer. Vor allem seine Affäre mit Diva Gloria Swanson sorgt für Gerede. Schließlich ist der Draufgänger längst mit Rose verheiratet, Tochter des Bürgermeisters von Boston. Geld verbündet sich mit Macht, Rose schenkt ihm neun Kinder. Joe wird Ende der Dreißigerjahre US-Botschafter in London - und verspielt seine Karriere, als er Hitler verharmlost. Sein Ältester, Joe Jr,. hätte zum Staatsmann getaugt. Doch der Airforce-Pilot wird 1944 über dem Ärmelkanal abgeschossen. Die unbändige Tochter Rosemary ist nach einer misslungenen Operation hirngeschädigt und wird verleugnet. Die zweite Tochter Kathleen stirbt 1948 bei einem Flugzeugabsturz.

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Matriarchin Rose, die 104 Jahre alt wird, erträgt sämtliche Schicksalsschläge mit stoischer Ruhe und glühendem Patriotismus: "Gott schickt uns keine Last, die wir nicht tragen können." Und so ist es Ehrensache in einer Familie, die von sich glaubt, das Sieger-Gen zu besitzen, dass Robert vier Jahre nach dem Tod seines Bruders JFK ins Präsidentschaftsrennen geht.

Bedenklich übermütig geht es bei Robert "Bobby" und Ethel Kennedy zu Hause zu. Das Paar hat elf Kinder und einen Privatzoo. Im Pool schwimmt ein Seelöwe - und oft die beschwipste Hausherrin samt hineingeschubster Stargäste wie John Lennon. Jackie erlaubt nicht, dass Caroline und John-John mit ihren Vettern spielen: Sie sind ihr zu wild.

1968 fordert der "Fluch" ein weiteres Opfer: Bobby wird von einem Attentäter erschossen. John Jr. wächst mit der Bürde des Namens Kennedy auf, lässt sich aber nicht von ihr niederdrücken. "Meine Mutter hat immer zu mir gesagt: Lebe dein Leben; tue, was dich glücklich macht." Das versucht er, steht dabei aber immer im Schatten seines übermächtigen Vaters. Das Jura-Examen schafft er erst im dritten Anlauf. Es folgen zehn Jahre im Büro des New Yorker Staatsanwalts. Eine Tätigkeit, die zu trocken ist für den "Sexiest Man Alive" von 1988.

Wann immer er gefragt wird, ob er nicht doch in die Politik gehen wolle, antwortet John lächelnd: "Später vielleicht." Der Prinz ist ein Mann des Volkes. Er wohnt im hippen Viertel Tribeca, fährt Motorrad und ist stets ohne Leibwächter unterwegs. John verbindet alten Polit-Adel mit modernem Glamour. In diesem Sinne konzipiert er 1995 auch sein Magazin "George", benannt nach dem ersten US-Präsidenten George Washington. Das "Jr." lässt er auf seinen Visitenkarten weg. Er will allen zeigen, dass er erwachsen geworden ist.

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Und er findet seine Prinzessin: Carolyn Bessette, PR-Dame bei Calvin Klein, scheint für diese Rolle wie geschaffen. Die elegante Blondine, die schnell zur Stil-Ikone avanciert, heiratet den begehrtesten Junggesellen des Planeten 1996 unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für zu kurze Zeit hat Amerika ein neues Traumpaar, wie damals JFK und Jackie. Doch Carolyn ist für das Leben im Rampenlicht nicht geschaffen. Die Paparazzi setzen ihr so zu, dass sie kaum noch das Haus verlässt. Sie bleibt der Modeszene verbunden - angeblich auch ihrem Ex, Model Michael Bergin. John-Johns Frau wird zum Politikum: Aus Rücksicht auf Carolyn verzichtet er auf eine Kandidatur für den New Yorker Senat. Doch die Ehe ist zerrüttet, Carolyn nimmt Drogen, John hadert mit dem Schicksal.

Am 16. Juli 1999 um 20.38 Uhr starten sie trotz Nebelwarnung in Johns Sportflugzeug zur Hochzeit seiner Cousine. Eine Stunde später zerschellt die Maschine vor Martha's Vineyard auf dem Wasser. Das Wrack und die Leichen werden erst fünf Tage später gefunden, als Ursache für den Absturz wird ein Pilotenfehler vermutet.

Und Johns Schwester, "Sweet" Caroline? Ende 2008 verkündet die 51-Jährige überraschend ihre Kandidatur für den US-Senat, um sie kurz darauf "aus persönlichen Gründen" wieder zurückzuziehen. 1997 hatte die Mutter dreier Kinder ein juristisches Sachbuch veröffentlicht: "Das Recht auf Privatsphäre". Caroline hat das Kennedy-Erbe abgelehnt. Ihr Traum heißt Normalität.

gala.de

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