Es ist nicht auszurotten, das Klischee des ewigen Junggesellen, des Mannes, der keine Gefühle hat – geschweige denn, zeigt! Aber sind Männer wirklich in Beziehungen emotional weniger involviert als Frauen? Eine neue Studie der britischen Lancaster-Universität sagt: Nein. Sie hat sogar das Gegenteil herausgefunden.
Das Team von Forschenden um Charlotte Entwistle hat Beziehungsprobleme von Menschen außerhalb des therapeutischen Kontextes untersucht. "Die meisten Einblicke in Partnerschaftsprobleme haben wir durch Studien zu Menschen in einer Paartherapie", erklärt Entwistle als Leitautorin der Studie. "Und das ist meist eine bestimmte Untergruppe von Menschen – Menschen, die Zeit, Geld und Muße haben, an ihren Problemen in der Beziehung zu arbeiten. Wir wollten nicht nur wissen, unter welchen Problemen die Allgemeinheit am häufigsten leidet, sondern auch, wer genau diese Schwierigkeiten am meisten hat."
Studie zu Beziehungsproblemen: Männer leiden womöglich sogar mehr unter Liebeskummer
Für die Studie hat das Team Posts von mehr als 184.000 Menschen in einem Onlineforum zu ihren Schwierigkeiten in der Partnerschaft untersucht. Die Forschenden konnten so die häufigsten Themen aus den Posts herauskristallisieren. Vor allem Kommunikationsprobleme (20 Prozent) und Mangel an Vertrauen (13 Prozent) haben die Menschen immer wieder thematisiert.
Eine besonders wichtige Erkenntnis der Untersuchung betrifft die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Wahrnehmung und Kommunikation von Beziehungsproblemen. Anders als die Wissenschaftler:innen es selbst erwartet hätten, diskutieren Männer Liebeskummer nämlich demnach deutlich häufiger als Frauen. Vor allem an Wortclustern um Begriffe wie "Bereuen", "Trennung", "Weinen", "gebrochenes Herz" etc. haben die Forschenden diesen Umstand festgemacht.
Damit widerlegt die Studie das Vorurteil des emotional abgestumpften Mannes, dem seine Beziehung und sein:e Partner:in nicht so wichtig sind. "Die Tatsache, dass Liebeskummer mehr von Männern diskutiert wird als von Frauen, macht deutlich, dass Männer mindestens emotional so involviert in der Partnerschaft sind wie Frauen", bestätigt Charlotte Entwistle.
Beziehungsprobleme bei Männern werden weniger stigmatisiert – dem Internet sei Dank
Darüber hinaus sind die Forschenden zu dem Ergebnis gekommen, dass Männer in Onlineforen häufiger Rat für ihre Liebesprobleme suchen. "Traditionell waren es immer eher die Frauen, die Beziehungsprobleme identifiziert haben und eine Therapie in Betracht gezogen haben", so Dr. Ryan Boyd, ein weiterer Autor der Studie. Entferne man aber nun das soziale Stigma des Mannes, der sich keine Hilfe suchen darf und über seine Gefühle sprechen kann, scheinen sie genauso wie Frauen daran interessiert zu sein, an Schwierigkeiten in der Beziehung zu arbeiten.
Da bleibt nur zu hoffen, dass Studien wie diese weiter zu einer positiven Entwicklung beitragen und immer mehr Menschen verinnerlichen, dass es gesund und wichtig ist, über seine Gefühle und Probleme zu sprechen und sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen. Und zwar unabhängig vom Geschlecht.
Verwendete Quelle: sciencedaily.com