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Leben mit Behinderung Sehen Sie das Kind, nicht die Krankheit

Kindheit mit Handicap
Kindheit mit Handicap
© Getty Images
In unserem Projekt "GALA - We Are Family" beleuchten wir das Familienleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Heute schreibt Redakteurin Kathrin über große und kleine Sorgen, die das Elterndasein mit sich bringt.

Mutter und Kind im Supermarkt. Spätestens bei der Süßkramabteilung bricht ein hitziger Streit darüber aus, wie viele "Tetse" (Kekse) das Kind mitnehmen darf. In Momenten wie diesen - oder wenn der Sprössling sich morgens partout nicht anziehen lassen will, die ganze Wohnung mit Playmobil zugeknallt ist oder die Lieblingstasse in einem Anflug des Wirbelwindes zu Bruch geht - fragen sich manche Mamas, womit sie das eigentlich verdient haben.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, solche Momente und das Leben mit Kindern allgemein sind kräftezehrend. An manchen Tagen liegen auch bei mir - obwohl ich nur ein Kind habe - die Nerven blank. Dann falle ich abends aufs Bett, lasse den Tag Revue passieren und frage mich, wie die Leute das alles wuppen, deren Kinder nicht gänzlich gesund sind, die ihre Kleinen alleine großziehen oder jeden Cent drei Mal umdrehen müssen.

Gesundheit ist das höchste Gut 

Seitdem ich Mutter bin hat das Wort Gesundheit einen ganz neuen Stellenwert erlangt. Gesund ist nicht, wer die Grippe umgeht und keinen Magen-Darm-Virus bekommt, sondern all jene, die ohne körperliche oder geistige Einschränkungen leben können. Wie wenig selbstverständlich dieser Zustand ist und wie bewundernswert und stark die betroffenen Familien sind, bei denen Kinder mit einem Handicap zur Welt kamen, hat mir Themenwoche "Kindheit mit Handicap" eindrücklich vor Augen geführt.

In den vergangenen zwei Jahren habe ich beim Anblick von Kindern mit Behinderung oft gedacht, dass ihr Leben eine Herausforderung ist. Für sie selbst, aber auch für ihre Familien und Freunde. Unterstützt der deutsche Staat pflegende Familien genug? Sicherlich nicht. Findet das Thema in der Öffentlichkeit und in den Medien genug Zuhörer? Auch hier können wir uns bestimmt verbessern.

Mehr Anerkennung, weniger Stille

"Be the change that you wish for the world", lautet ein bekanntes Zitat von Mahatma Gandhi. Heute mehr als jemals zuvor versuche ich, danach zu leben. Ich sehe keine Krankheit, ich sehe nur das Kind. Und diese Kinder lachen und spielen mindestens genauso ausgelassen wie mein Sohn, der gesund zur Welt kam.

Bedrückend ist für Kinder mit Handicap oftmals gar nicht ihre Behinderung, sondern der Umgang der Erwachsenen damit. Die traurigen, mitleidigen Blicke, das unsichere Wegschauen. Pflegenden Eltern ist kein Stück damit geholfen, dass wir unsere Kleinkinder ausschimpfen, wenn sie mit dem Finger auf einen Rollstuhl oder eine Magensonde zeigen. Helfen tun wir Erwachsenen ihnen damit, dass wir ihnen unseren Respekt bekunden für alles, was sie täglich leisten. Für ein aufrichtigen Gespräch oder ein Hilfsangebot, falls der Busfahrer die Rampe nicht ausklappt. Und indem wir ihre Anliegen weitergeben, das Thema ansprechen und nicht lockerlassen bei den Politikern und Meinungsmachern, die Veränderungen umsetzen können.

Seien wir dankbarer für das Wohlbefinden unserer Lieben. Gesundheit ist vielleicht nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

kst

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