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Fehlgeburt Das Recht, um das ungeborene Kind zu trauern

Hilaria Baldwin hat zum zweiten Mal eine Fehlgeburt erlitten
Hilaria Baldwin hat zum zweiten Mal eine Fehlgeburt erlitten
© Getty Images
Nach einer erneuten Fehlgeburt trauert Hilaria Baldwin um ihr ungeborenes Kind. Im Netz werden Stimmen laut, ob die öffentliche Thematisierung wirklich notwendig sei. Ein Experte erklärt gegenüber GALA, wie individuell der Umgang mit Verlust ist.

Eine Fehlgeburt ist keine Seltenheit. Das musste Hilaria Baldwin, 35, in nur sechs Monaten direkt zweimal am eigenen Leib erleben. Obwohl der Schmerz groß ist, äußert sich die Ehefrau von Alec Baldwin, 61, ganz offen über den Verlust. Auf Instagram sprechen viele User ihr Beileid aus, aber es werden auch Gegenstimmen laut: "Kann sie das nicht privat mit sich selbst ausmachen?"
Dabei gehen immer mehr prominente Frauen mit ihren Erfahrungen in die Öffentlichkeit. Darunter auch die deutsche Moderatorin Charlotte Würdig, 41, die gegenüber GALA erklärt, warum ihr persönlich der offene Umgang geholfen hat. Herr Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover, betont derweil im Interview mit GALA, wie individuell der Umgang mit dem Verlust sei und wo Frauen nach einer Fehlgeburt psychologische Unterstützung finden.

Fehlgeburt: Häufigkeit und Ursachen

"In den ersten Wochen gehen etwa 30 Prozent aller Schwangerschaften verloren. Vielleicht sogar mehr; ganz genau weiß man das nicht", erklärt der Experte. Einige Fehlgeburten ereignen sich nämlich, bevor die Frau überhaupt weiß, dass sie schwanger ist. "Ursachen für eine Fehlgeburt sind meist Fehlanlagen des Mutterkuchens, der Nabelschnur oder des Embryos", heißt es weiter. Auch eine Eileiterschwangerschaft könne der Grund sein.

Bei einer Fehlgeburt handle es sich um einen Schutzmechanismus des Körpers. Der Facharzt erklärt, dass das Risiko für eine Fehlgeburt ab der 17. Schwangerschaftswoche auf etwa zwei bis drei Prozent sinke. Dass Fehlgeburten aber auch bei einer vorangeschrittenen Schwangerschaft passieren können, zeigen Schicksalsschläge wie von Sängerin Lily Allen, 34. Sie verlor ihr ungeborenes Kind im sechsten Monat. "Ich war wie betäubt. Ich komme mittlerweile damit klar, aber es ist nichts, über das man jemals ganz hinweg kommt", beschrieb sie später den Moment gegenüber "The Sun", als sie ihr totes Baby im Arm hielt. 

Was wäre wohl aus diesen Sternenkindern geworden?

Trauer und Schuldgefühle

Charlotte Würdig, 41, musste ähnlich wie Hilaria Baldwin gleich zweimal eine Fehlgeburt verkraften. "Wenn man eine Fehlgeburt hat, fühlt man sich damit oft allein – und ganz trügt das Gefühl ja nicht", sagt sie gegenüber GALA. Wenn eine Frau ihr Kind verloren hat, sollte dieser Verlust nicht noch totgeschwiegen werden. "Der offene Umgang mit diesem schweren Thema gibt allen Frauen Hoffnung. Sie wissen dann, dass sie nicht alleine sind", sagt sie. 

Charlotte Würdig über die Trauerphasen nach einer Fehlgeburt

Allerdings erklärt sie auch, dass es verschiedene Trauerphasen gebe, die zudem sehr individuell seien: "Die stille Trauer hat mir persönlich am Anfang sehr geholfen. Dabei habe ich alle Gedanken erstmal zugelassen, die man sonst so gerne wegschiebt." Erst danach habe sie den Austausch gesucht und über ihren Verlust gesprochen.

Ehemann Sido hat ihr Halt gegeben

Dabei hat auch ihre Familie eine große Rolle gespielt, denn auch sie haben letztlich einen Menschen verloren. "Mein Sohn war bei der ersten Fehlgeburt  erst ein Jahr alt und bei der zweiten zwei Jahre alt. In dieser Zeit hat es mir sehr geholfen, ihn bei mir zu haben", erklärt Charlotte. Sie habe sich oft die Frage gestellt, was wohl aus den Sternenkindern geworden wäre. Ihr Ehemann Sido, der mit echtem Namen Paul Würdig heißt, habe ihr zu einer anderen Sichtweise verholfen: "Mein Mann hat damals erwidert: 'Ich verstehe gar nicht, was du meinst. Vielleicht ist es auch einfach dasselbe Kind, das nur mehrere Anläufe braucht'. Klingt fast wie ein Märchen und doch hat es mir viel Mut und Kraft gegeben." Sie stellt aber auch klar, dass sie es nie vergessen werde: "Es gehört zu dir und prägt dich."

Suchen Sie nach einer Fehlgeburt das Gespräch mit Ihrem Frauenarzt

Herr Dr. med. Christian Albring erklärt im GALA-Gespräch außerdem, dass Niedergeschlagenheit und Trauer nach einer Fehlgeburt im Vordergrund stehen. "Nach dem Absterben der Fruchtblase kann der Hormonabfall zudem eine depressive Stimmungslage begünstigen", sagt er. Wichtig sei, dass diese Gefühle im Gespräch mit dem behandelnden Frauenarzt angesprochen werden. Jeder Frauenarzt sei psychosomatisch ausgebildet und könne dann passende Hilfestellung geben. "Sei es eine Beratungsstelle, eine der wenigen Selbsthilfegruppen, oder gegebenenfalls auch eine psychotherapeutische Unterstützung", schildert er. 

Der Experte betont außerdem: "Viele Frauen erleben einmal im Leben eine Fehlgeburt. Nur selten kommt es aber zu mehreren Fehlgeburten nacheinander." Bei wiederholten Fehlgeburten empfehle sich eine genetische Untersuchung, um eine mögliche Chromosomenanomalie, also eine Beschädigung der Erbzellen, auszuschließen. 

Die Gründe für Fehlgeburten sind individuell und sollten in jedem Fall bei einer persönlichen Beratung mit dem Facharzt besprochen werden.

Quellen: Eigenrecherche durch Experteninterview

Gala

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