Eltern sind ratlos. Sexueller Content ist für Kinder und Jugendliche online freizugänglich. Jetzt sorgt die Jugendbuch-Verfilmung "After Passion" für zusätzliches Aufsehen, denn der heiße Film hat nicht einmal eine Altersbeschränkung. GALA sprach mit den Stars des Films – der angeblichen Teenager-Version von "50 Shades of Grey" – und hat sich gefragt, was die Liebesszenen wohl in den Köpfen der Jugendlichen auslösen.
Wie nah kommt der Film der Erotik-Romanze "50 Shades of Grey"?
In dem Film entjungfert der Bad Boy das nette Mädchen von nebenan. Die zwei Hauptdarsteller Hero Fiennes-Tiffin und Josephine Langford sind im echten Leben beide erst 21 Jahre alt und rekeln sich vor der Kamera wild in den Laken.
"Bevor die Dreharbeiten losgingen, hatten wir ungefähr eine Woche Zeit uns persönlich kennenzulernen", erklärt Hero im Interview. Während der intimen Aufzeichnungen wurden die Jungschauspieler vom Team und Roman-Autorin Anna Todd unterstützt. Josephine kann nicht nachvollziehen, warum der Film mit "50 Shades of Grey" verglichen wird: "Ich verstehe woher der Vergleich kommt, aber die Geschichte und die Charaktere unterscheiden sich doch deutlich.“
In dem Roman von Anna Tod sei Sadomaso in der Form, wie wir ihn von Mr. Grey kennen, kein Thema. "In erster Linie geht es im Film darum, große Emotionen wie Liebe und Angst in den Griff zu bekommen. Für junge Menschen sind diese gewaltigen Gefühle neu und die zwei Protagonisten müssen erst den Umgang damit erlernen. Sie sind keine Liebesexperten, machen Fehler und gehen oft auch nicht aufeinander ein“, gibt Hero zu. Aber genau das mache die Handlung für ihn so realistisch.
Setzt "After Passion“ Jugendliche unter Druck?

Jospehine Langfords Wunsch sei es, dass Frauen sich durch den Film ermutigt fühlen: "Ich habe das Gefühl, dass jeder etwas anderes aus dem Film zieht. Viele junge Frauen sagen eher, dass der Film sie dazu motiviere das zu tun, was sie tun wollen. Besonders was ihre Sexualität angeht.“
Aber setzen die vielen sexuellen Eindrücke Jugendliche nicht unter Druck? Hero hält das für Unsinn: "Beeinflusst uns nicht alles, was wir sehen? Ich glaube nicht, dass 'After Passion‘ Teenager in die negative Richtung drückt und sie dazu motiviert alles nachzuahmen. Da gibt es andere Filme, die einen deutlich größeren Einfluss auf das Sozialverhalten von Menschen haben.“ Der 21-Jährige denke dabei an Action-Filme mit besonders viel Gewalt. "Ich persönlich hoffe, dass besonders junge Zuschauer das Gute aus dem Film ziehen und das schlechte Verhalten der Charaktere zum Anlass nehmen, sich genauso eben nicht in einer Partnerschaft zu verhalten."
Warum "After Passion" auch Grundschulkinder sehen dürfen
Die beiden Trailer des Films sind je ab sechs und ab zwölf Jahren freigegeben. Der Film an sich hat allerdings keine Altersbeschränkung. Bei Eltern könnte das jetzt Fragen aufwerfen, denn können Kinder im Grundschulalter die Liebesszenen überhaupt verarbeiten? Die offizielle Erklärung von FSK lautet wie folgt: "Die Atmosphäre ist freundlich und hell, die Botschaft positiv. Erotik wird nur sanft angedeutet, so dass auch junge Zuschauer nicht irritiert oder überfordert werden. Kindern im Vorschulalter wird sich die Geschichte zwar nicht vollständig erschließen, aber eine negative Wirkung entsteht dadurch nicht."
Medien beeinflussten Kinder schon immer
Josephine Langford fügt außerdem im Interview hinzu, dass auch andere Generationen schon in ihrem Sexualverhalten von Medien beeinflusst wurden. Damit hat sie recht: In den 80er Jahren war es die Verbreitung der Video-Technologie, die Erotikfilmen direkt in die Haushalte brachte. Heute ist Video schon wieder old-fashion und das Internet der Schlüssel zum ungefilterten Content. Das Internet-Einstiegsalter liegt heute unter zehn Jahren. Es liegt auf der Hand, dass Kinder heute früher denn je mit sexuellen Inhalten in Kontakt kommen.
Der richtige Umgang mit sexuellen Inhalten ist wichtig
Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachen geht sogar davon aus, dass heute etwa 30 Prozent der gesamten Daten im World Wide Web aus pornografischen Inhalten besteht. Weiter heißt es, dass rund ein Drittel der Mädchen und Jungen im Alter von 11 Jahren erstmals Kontakt mit Pornografie habe. Kinder sind sexuellem Content also schlichtweg ausgeliefert, ob nun online oder im Kino. Umso wichtiger ist daher der richtige Umgang. Aus sexualpädagogischer Sicht kommt es darauf an, sich mit dem Thema angemessen auseinanderzusetzen. Experten raten also sexuelle Inhalte in Medien und auch in Aufklärungsgesprächen weder zu verharmlosen noch zu dramatisieren.