Lieben Sie Ihr Sportprogramm? Das liegt sicher nicht nur daran, dass Sport Spaß macht, sondern auch an dem positiven Effekt, den regelmäßige Bewegung auf unser Wohlbefinden und auf unsere Gesundheit hat. Sport, vor allem regelmäßiger und in Maßen betriebener Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen sorgt dafür, dass der Körper verstärkt Adrenalin ausschüttet. Dieses Stresshormon sorgt wiederum dafür, dass die Killerzellen Ihres Immunsystems sich fleißiger vermehren. So sind Ihre Abwehrkräfte gut aufgestellt, wenn es darum geht, eindringende Viren oder Bakterien zu entdecken und zu entschärfen oder auch Tumorzellen anzugreifen. Sie sind besser vor Erkältung und Grippe geschützt.
Sport und Immunsystem: Auf das richtige Maß kommt es an
Menschen, die regelmäßig leichten Sport betreiben, sind dreimal seltener erkältet als Untrainierte, das belegen wissenschaftliche Studien. Und wie sieht es mit dem Prinzip „Mehr hilft mehr“ aus? Das funktioniert nicht, denn zu viel Sport stresst den Körper zu sehr und schwächt das Immunsystem. Leistungssportler haben deshalb nicht unbedingt die allerbesten Abwehrkräfte.
Sie sollten jedoch nicht nur die richtige Sportart und die angemessene Dosis kennen, sondern auch, wissen, wann Sie mit dem Sport aufhören sollten. Wie sieht es zum Beispiel aus, wenn eine Erkältung im Anzug ist? Ist es okay, die Warnzeichen zu ignorieren und das Training einfach durchzuziehen? Oder welche Konsequenzen hat das womöglich?
Erkältung beginnt: Wie sollten Sie sich verhalten?
Ein grippaler Infekt, ausgelöst durch eine Infektion mit Erkältungsviren, pirscht sich meist langsam an. Man fröstelt etwas, es kratzt ein wenig im Hals, die Nase tropft. Vielleicht fühlen sie sich auch schon etwas abgeschlagen und müde. Aber eigentlich wäre heute Ihr Sporttag – sollen Sie jetzt die Segel streichen oder tapfer gegen die Erkältung antrainieren? Vielleicht lassen sich dieses schlappe Missgefühl und der Schnupfen ja dadurch vertreiben?
Das ist keine gute Idee. Denn wenn die beschriebenen Symptome auftreten, hat Ihr Körper bereits den Kampf gegen die Erkrankung begonnen. Jetzt sollten Sie Ihrem Immunsystem die Gelegenheit geben, seine Arbeit zu tun, ohne dass Ihr Körper Energie in unnötige Aktivitäten stecken muss. Und Sport wäre in diesem Fall verzichtbar, weil die Anstrengung eine überflüssige Belastung des Immunsystems und des Körpers darstellt. Im schlimmsten Fall droht eine Herzmuskelentzündung, wenn man trotz Krankheit Sport machen und seinem Körper Leistung abfordern will.
Statt Sport zu treiben sollten Sie sich lieber ausruhen, hinlegen und schlafen. Dann haben Ihre Abwehrkräfte die besten Chancen, die Erkältung vielleicht sogar noch zu verhindern. Und selbst wenn Ihr grippaler Infekt nicht mehr abzuwenden ist: Ihre Chancen, dass es glimpflich abgeht und Sie schneller wieder gesund werden, steigen, wenn Sie sich sofort Ruhe gönnen und Ihr Training ausfallen lassen.
Sport während einer Erkältung ist nicht nur nutzlos – er kann Ihre Erkrankung sogar noch schlimmer machen. Der Grund: Sportliche Aktivität sorgt für eine bessere Durchblutung des gesamten Körpers. Dadurch werden auch Erkältungsviren überall hin verteilt. Sie beschleunigen also gerade in der Anfangsphase Ihrer Erkältung die Ausbreitung der Krankheitserreger. Damit machen Sie es Ihrem Immunsystem natürlich schwerer, Schadensbegrenzung zu betreiben.
Wägen Sie ab: Sport ist nicht gleich Sport
Die Intensität von Sportarten unterscheidet sich stark. Wenn Sie wegen ein bisschen Kratzen im Hals nicht gleich ins Bett gehen wollen, können Sie sich ja eine Aktivität aussuchen, die Ihnen guttut und den Körper nicht über Gebühr belastet. Ein Spaziergang in frischer Herbstluft, den Hals eingewickelt in einen schützenden Schal, kann Ihr Immunsystem sogar unterstützen. Auch eine entspannte Yogasession, die Ihr Stresslevel reduziert und Ihnen mentale Power gibt, kann ebenfalls förderlich für Ihre Abwehrkräfte sein.
Und wenn Ihre Erkältung nicht sehr ausgeprägt ist und Ihnen vielleicht nur die Nase ein bisschen läuft, Sie aber ansonsten normal einsatzbereit sind, dann können Sie auch in Maßen Sport treiben. Intervalltraining oder andere Extreme, die Ihren Puls zum Rasen bringen, sind natürlich keine gute Idee. Bewegung kann gut tun, vielleicht machen Sie also lieber nur einen flotten Spaziergang! Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers: Wenn Sie schneller müde werden oder sich doch irgendwie krank fühlen, hören Sie vorzeitig auf und gönnen Sie sich einen ruhigen Abend.
Mit Erkältung Sport treiben: Welche Folgen kann das haben?
Ob Sie nun denken, selbst eine dickere Erkältung sei doch nicht so schlimm, oder ob Sie einfach nicht bereit sind, Rückschläge bei Ihren Trainingsfortschritten hinzunehmen – für Ihr hartnäckiges Weitersporteln bekommen Sie wohl keine Tapferkeitsmedaille verliehen. Sie könnten sich aber stattdessen etwas absolut Unerfreuliches einhandeln, beispielsweise eine Bronchitis oder eine Herzkrankheit.
Wer sich während eines grippalen Infekts überanstrengt oder zu früh wieder mit anstrengenden Workouts beginnt, der kann dadurch gesundheitliche Komplikationen heraufbeschwören. Dann kann es Ihnen passieren, dass Sie Ihre Erkältung verschleppen, weil Sie sie nicht auskurieren.
Das bedeutet, dass Sie weiteren Viren oder sogar Bakterien die Chance geben, sich auf Ihren Schleimhäuten einzurichten. Dann wird Ihre Erkältung nicht besser, sondern schlimmer, weil Sie sich zusätzlich vielleicht eine Mittelohrentzündung, eine Nasennebenhöhlen- oder Stirnhöhlenentzündung oder auch eine Bronchitis einfangen. Spätestens jetzt ist wirklich Schluss mit Ihrem Sportprogramm, ob Sie es wollen oder nicht!
Ein weiterer Fehler: Wenn Sie die warnenden Symptome mit Medikamenten unterdrücken oder überdecken, sind sie vielleicht nicht spürbar – aber Sie sind deshalb noch lange nicht gesund. Dauert eine Erkältung länger als normal, gehen Sie lieber zum Arzt.
Eine der möglichen Komplikationen, die gar nicht selten vorkommt, ist die Herzmuskelentzündung oder Myokarditis. Dabei nutzen gefährliche Viren die Chance, sich in den Atemwegen breitzumachen und von dort ins Herz zu wandern, wo sie eine Entzündung auslösen.
Mit einer Herzmuskelentzündung ist nicht zu scherzen: Zu den Symptomen gehört extreme Schwäche und Kurzatmigkeit. Sie können mit einer Auszeit von drei bis Monaten rechnen, bis Sie sich langsam wieder belasten können. Wenn Sie so eine lange sportfreie Rekonvaleszenzphase und die Risiken, die eine Herzerkrankung mit sich bringt, nicht riskieren möchten, dann meiden Sie im falle einer Erkältung jede Form von Überanstrengung und Stress.
Eine verschleppte Erkältung kann schlimmstenfalls zu Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und lebensgefährlichem Kammerflimmern führen. Das ist die schönste Sportsession nicht wert.
Sport mit Erkältung: Bei diesen Symptomen ist Schluss
Stell dein Sportprogramm ein, wenn Sie eines oder mehrere der folgenden Symptome bemerken:
Halsschmerzen: Halsweh kann recht unspezifisch sein, aber Sie können nicht wissen, ob Viren oder Bakterien dahinterstecken. Sollte sich da beispielsweise eine bakterielle Mandelentzündung bilden, braucht Ihr Körper alle Kraft zum Gesundwerden – für Sport bleibt da nichts übrig.
Fieber: Sobald Ihre Körpertemperatur fiebrig wird, sollten Sie auf Sport verzichten. Fieber ist eine Reaktion des Immunsystems – es versucht, Krankheitserreger abzutöten. Lassen sie es seine Arbeit tun und ruhen Sie sich lieber aus.
Krankheitsgefühl: Wenn Sie sich schon etwas krank fühlen, dann sind Sie es auch. Also ab ins Bett oder aufs Sofa!