Es ist eine Liebesgeschichte, die kaum tragischer beginnen konnte und auch nicht so richtig nach Happy End klingt. Denn was der Beziehung von Johannes, 46, und Floriane, 32, vorausging, waren traumatische Erlebnisse, die noch lange, wenn nicht sogar für immer, nachwirken werden. Einen kleinen Teilsieg haben sie aber schon errungen – und der ist inzwischen ein Jahr alt.
Die Liebe fand sie nach herben Schicksalsschlägen
Denn die beiden trafen sich nicht zufällig in einem Café; auch Dating-Portale spielten bei ihnen keine Rolle. Ganz im Gegenteil. Denn wenn sie zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens eines nicht suchten, dann eine neue Liebe. Nur wenige Wochen zuvor verloren beide ihre Partner am selben Ort, zur selben Zeit. In einem Artikel der "Bild" berichten der deutsche Jurist Johannes und seine französische Frau Floriane von ihrer ungewöhnlichen Geschichte und lassen erahnen, wie schwer ihnen die Bewältigung der letzten Jahre gefallen ist und immer noch fällt.
Der Terror in Paris traf sie mit voller Wucht
Vor knapp dreieinhalb Jahren geschah das Unglück, das so viele Leben beendet und unzählige weitere Leben nachhaltig verändert hat. Als am 13. November 2015 im Pariser Club "Bataclan" ISIS-Kämpfer das Feuer eröffnen, treffen die Kugeln auch Johannes' Ehefrau Maud, 37, und Renaud, 27, den Verlobten von Floriane. Während diese beiden Leben enden, kommen Johannes und Floriane zwar mit körperlicher Unversehrtheit davon, doch ein Teil von ihnen stirbt zusammen mit ihren Lieben. Die Ereignisse dieses einen Tages vollständig zu verarbeiten, scheint den beiden bis heute unmöglich. Doch in ihrer Trauer und Hilflosigkeit meldet sich Floriane im Dezember 2015, also rund einen Monat nach dem Terroranschlag, mit einem Post innerhalb einer Facebookgruppe für Hinterbliebene zu Wort.
Im "Bataclan" verloren sie beide ihre Partner
"Ich mochte Sonntagabende noch nie. Jetzt, da du nicht da bist, ist es noch viel schwieriger. Was mache ich nur ohne dich? Ich weine viel. Ich schlafe wenig. Ich bin nicht bereit zu erzählen, was ich durchgemacht habe. Ich schaffe es nur, mit dir zu sprechen, am Abend, bevor ich zu Bett gehe. Du fehlst mir! Deine Floriane.“ Diesen Beitrag liest auch Johannes. Dem "Bild"-Artikel zufolge habe er zu diesem Zeitpunkt noch so sehr mit den Ereignissen gehadert, dass er selbst noch nicht wusste, ob er überhaupt weiterleben sollte – bzw. wie er das tun sollte. Zunächst aber entscheidet er sich, dieser Frau zu schreiben, die ihm wie aus seinem Herzen zu sprechen scheint. Und mehr noch. Er schreibt: "Wenn du dich treffen möchtest ..."
Das Leben muss irgendwie weitergehen
Nach einigem Zögern willigt Floriane ein, sich mit Johannes zu treffen. Ihre Mutter hatte ihr dazu geraten. "Vielleicht tut es dir ganz gut, mit jemandem zu sprechen, der dich versteht." Bei dem einen Treffen bleibt es nicht. Gegenseitig unterstützen sich die beiden in den folgenden Wochen und Monaten. Irgendwann wird mehr daraus. Zwei Jahre nach dem Anschlag heiraten Floriane und Johannes und verkünden am Tag der Hochzeit, dass sie ein gemeinsames Kind erwarten. Bérénice ist inzwischen ein Jahr alt. Doch von einem unbeschwerten Familienleben scheint das Elternpaar noch weit entfernt. "Die Schuldgefühle, der Überlebende zu sein, hören nie ganz auf. Wenn es ein Zurück gäbe, würden wir beide nicht auf das Konzert gehen", fasst Johannes zusammen.
Doch es gäbe auch Tage, die einem glücklichen Alltag gleichkämen, berichten die beiden. Einen großen Beitrag wird dazu sicher ihre gemeinsame Tochter leisten. Ihren Namen jedenfalls haben sie mit Bedacht ausgewählt. Bérénice heißt so viel, wie "die Siegbringerin". Verwendete Quellen: Bild