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Frisch hapeziert Spielen Sie auch gern Länder-Quartett?

Hape Kerkeling, Colin Firth, George Clooney
© Felix Rachor, Reuters
GALA-Kolumnist Hape Kerkeling über VIPs mit Doppelpass
Liebe GALA-Freunde,

vielleicht habe ich da ja einen Spleen, aber Menschen mit zwei Staatsangehörigkeiten finde ich extrem spannend.
Doppelstaatler dürfen so viele tolle Dinge zweimal tun: wählen beispielsweise oder bei der Fußball-WM die Nationalhymnen mitsingen. Und beim Eurovision Song Contest verdoppeln sich automatisch die Chancen auf einen Sieg des Heimatlands. Knaller!

Auch immer mehr VIPs gehören zum Club. Oscar-Preisträger Colin Firth ist seit ein paar Tagen nicht mehr nur ein smarter Brite mit Brille, sondern auch offiziell ein heißblütiger EU-Italiener. Seine Frau, die Filmproduzentin Livia Giuggioli, und die beiden gemeinsamen Söhne sind von Geburt an Römer. Wäre ja zu blöd, wenn man sich demnächst in dieser Familie aufgrund des Brexits nur noch per Besuchervisum sehen könnte. Womöglich sogar mit Zwangsumtausch!

Für Italiens Innenministerium, von dem Firth den Pass erhielt, ist es einfach Amore. Er habe bei mehreren Gelegenheiten "seine Liebe für unser Land" zum Ausdruck gebracht, heißt es dort. Wobei das so schwer ja nun auch nicht ist, denken wir nur mal an die landestypische Küche oder die Schönheit des Canal Grande.

Colin Firths Kollege Ralph Fiennes wiederum, ebenfalls Brite, ist seit Kurzem parallel Serbe – zu seiner Überraschung. Er dreht gerade seinen zweiten Film in Belgrad. Nach einer Shakespeare-Tragödie geht es diesmal um den legendären sowjetischen Tänzer Rudolf Nurejew, was für ein bunter kosmopolitischer Mix! Für Serbiens Staatschef Vučić jedenfalls waren diese beiden Projekte Grund genug, Fiennes die Ehrenbürgerschaft zu übertragen. Bei einem kleinen Empfang im Präsidentenpalast erhielt der Star seine Dokumente, gerüchtehalber wurden dazu traditionsgemäß Cevapcici und Slibowitz gereicht.

Demnächst kann Fiennes dann ja mal ein paar Erfahrungen mit Gérard Depardieu austauschen, dem einst daheim die Steuern zu hoch wurden. Monsieur ist deshalb seit ein paar Jahren Russe. Also kein Pariser mehr. Au revoir und Nastrovje!

Ein heißer Kandidat für den nächsten Doppelpass ist George Clooney. Ach, was sag ich – gleich vier Fächer sollte er in seiner Brieftasche bereithalten! Besitzt der Hollywood-Star doch neben seiner Homebase in L. A. eine Villa in Italien (da nennen sie ihn "Signor Giorgio"). Außerdem ein Haus in Mexiko (dort ist er "Señor Jorge"). Und wegen Gattin Amal, einer Britin, hat er auch ein Anwesen in England ("Sir!"). Falls die Italiener, die Mexikaner und die Briten ihm ihre Pässe andienen, kann Clooney damit Länder-Quartett spielen, so ähnlich wie Auto-Quartett. Also: Wo scheint die Sonne am schönsten? Wo sind die Menschen am lässigsten? Wo klingt die Liebeserklärung am schmusigsten?

Ich glaube ganz fest daran, dass es da am Ende nur Sieger gibt. Weil doch jedes Land für sich etwas Gutes hat. In diesen Zeiten kann man sich das gar nicht oft genug bewusst machen.

Meine zweitbeste Freundin Gudrun besaß auch mal zwei Pässe. Mitte der Neunziger heiratete die Trendsetterin einen waschechten US-Amerikaner. Ein Taxifahrer aus der Bronx, Einwanderer aus Ungarn. Gudrun war scharf auf die Staatsbürgerschaft, er auf ihr Geld. Die Sache flog auf und Gudrun raus. Als wir uns jetzt bei einem Underberg on the Rocks mal wieder an diese Episode erinnerten, meinte sie lapidar: "Shit happens." Ihren Ostküsten-Akzent pflegt sie übrigens bis heute.

Lust auf einen Smalltalk-Fact für den nächsten Diplomatenempfang oder die Quizparty mit Freunden? Raten Sie mal, in wie viele Länder wir Deutsche mit unserem Pass visafrei einreisen dürfen. Es sind 177 – Weltrekord! Dann mal nix wie los …

Ich drücke Sie!

Ihr Hape Kerkeling

Gala

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