einmal im Jahr muss ich raus. Nämlich dann, wenn ich das Dauerlamento meiner – ansonsten heiß geliebten – Mitbürger übers fröstelige Nieselwetter in der Heimat nicht mehr ertragen kann. Auf Empfehlung meiner zweitbesten Freundin Gudrun und ihres besten Freundes Calli schien mir diesmal Phuket die ideale Wahl für die Kolumnisten-Rekreation.
Ich reiste pauschal und während der Regenzeit. Nein, kein Buchungsfehler. Man will einfach den Kostenbogen nicht unnötig überspannen. Regenzeit heißt: wärmer als üblich, umso feuchter, dafür günstiger. Da muss man nicht mal mehr ins Meer hüpfen, um sich zu erfrischen. Das Wasser kommt ja eh von allen Seiten.
Phuket (ohne Regen) ist eine Lieblingsinsel des Jetsets.Naomi Campbell und Kate Moss vergöttern sie. Von Paparazzi weitgehend geschützt residieren die Stars gern am Cape Panwa. Eine Traumbucht. Das dortige Hotel verfügt über einen der wenigen Privatstrände und ist somit perfekt geeignet für Urlaubstage ohne Fotografen. Pierce Brosnan erholte sich hier von Dreharbeiten, ebenso Catherine Zeta-Jones. Und auch die thailändischen Royals wurden bereits gesichtet. Sie wissen schon, dieser etwas spezielle neue König Maha Vajiralongkorn, der auch ein Häuschen in Bayern hat. Cape Panwa also – es ist sicher herrlich dort.
Meine Wenigkeit urlaubte auf der weniger exklusiven Seite der Insel, mit Halbpension und nicht ganz so kristallklarem Wasser. Bestens gelaunt war dort eine sympathische Reisegruppe aus Leipzig unterwegs. Ich kannte die Herrschaften nicht, dafür erkannten sie mich. Ausgerechnet während der Happy Hour. Da hat man seinen Ruf dann gleich weg.
Apropos Getränke: Der Kaffee in meinem Hotel war vorzüglich. Black Ivory Coffee. Ausgerechnet am Freitag, dem 13., kam ich auf die Idee, mal nachzuforschen, mit welchem Trick die Thais dieses besonders bekömmliche Aroma hinkriegen. Ich erfuhr Spannendes. Die Bohnen werden in 1.500 Metern Höhenlage handgepflückt – und dann an einheimische Elefanten verfüttert. Okay, an dieser Stelle schwante mir schon was … Während der Verdauung sorgen Enzyme dafür, dass die Bohnen ihre Bitterstoffe verlieren. Dieser Prozess dauert knapp 70 Stunden. Anschließend geht beim Riesensäuger alles seinen Gang. Und am Ende werden die Bohnen per Hand aus dem Verdauungsergebnis herausgepickt. Nach diesen Erläuterungen wurde mir schlagartig bewusst, dass ein leidenschaftlicher Teetrinker in mir schlummert.
Und während ich so an meinem Jasmintee nippe und in den prasselnden Regen starre, schickt mir meine zweitbeste Freundin Gudrun ein Video, unterlegt mit Reggae-Klängen. Aufnahmen vom heimischen Balkon. Man sieht sie im Bikini, mit einem Daiquiri in der Hand, neben sich ein regenbogenfarbenes Planschbecken und Calli. Leicht angeheitert grölen sie: "28 Grad hier im Rheinland! Im Herbst! Wahnsinn! Schöne Grüße!" Die beiden haben sich übrigens seinerzeit beim Vegetarier-Festival in Phuket kennengelernt, bei strahlendem Sonnenschein. Behaupten sie jedenfalls bis heute.
Ich drücke Sie!